Tuscany per Uomo
Etruscan
1984 Eau de Toilette

Tuscany per Uomo / Etruscan (Eau de Toilette) von Aramis
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8.0 / 10 312 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Aramis für Herren, erschienen im Jahr 1984. Der Duft ist würzig-holzig. Es wird von Estēe Lauder Companies vermarktet.
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Zitrus
Frisch
Grün

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
LimetteLimette BergamotteBergamotte LavendelLavendel ZitroneZitrone
Herznote Herznote
AnisAnis OrangenblüteOrangenblüte EstragonEstragon KümmelKümmel
Basisnote Basisnote
PatchouliPatchouli SandelholzSandelholz TonkabohneTonkabohne BasilikumBasilikum LederLeder ZimtZimt EichenmoosEichenmoos
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Duft
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Haltbarkeit
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Flakon
7.0240 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.266 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 08.04.2024.
Wissenswertes
Der Duft wurde 2009 erneut auf den Markt gebracht.

Rezensionen

25 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Preis
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Ponticus

63 Rezensionen
Ponticus
Ponticus
Top Rezension 67  
Was Männer wollen
Männer wollen gern Abenteurer und Entdecker sein, auch die grenzenlose Freiheit genießen als Tramp auf der Walz oder sie möchten als ein Eroberer der Herzen mal wie ein Gigolo sein. Männer lieben ihren großen Auftritt, unter anderem gern als Kavalier und Mann von Welt, andererseits sind sie aber auch gern furchtlose Beschützer und letztendlich fürsorgliche Familienväter.

Um bei dieser sehr umfassenden Erörterung nicht zu sehr abzuschweifen, versuche ich mich mal von der Parfümseite her zu nähern. Dafür sind wir hier auf Parfumo ja auch genau richtig. Unterstützt werde ich dabei von Aramis, einer meiner Lieblingsmarken bei Herrendüften. Mit der „Gentleman´s Collection“ von Aramis wird für alle diese Wünsche der passende Duft geliefert. Für den Abenteurer gibt es den Havana, für den Tramp den Devin, der Kavalier und Mann von Welt ist mit dem J•H•L bestens bedient und zum väterlichen Kümmerer passt großartig der Aramis 900. Den Gigolo der Reihe, den Tuscany per Uomo werde ich gleich näher vorstellen.

Wie schon im Namen der „Gentleman´s Collection“ angedeutet, sind alle diese Düfte für den feinen Herren, für den Gentleman gemacht, für den Taktgefühl, Anstand, Souveränität und Empathie keine leeren Worte sind. Natürlich kann und darf Jede/Jeder alles tragen, wenn sie/er es möchte, aber aus guten Gründen verzichte ich selbst auf Leggins, Plüschrock und lila Farben! Es sieht bei mir einfach fürchterlich aus!

Es ist heiß und trocken, die Sonne brennt vom Himmel herab und in diese flirrende Luft sprüht Tuscany per Uomo kräftig zitrisch und kräftig würzig einen feinen Schwall toscanisches Lebensgefühl hinein. Intensive Limette und Zitrone gepaart mit dem aromatischem Lavendel und weiteren Spezereien (Anis, Estragon, Kümmel) bilden gemeinsam einen frischen und etwas bitter gewürzigen Kräuterduft von immenser Tiefe und markantem Ausdruck. Dieser Beginn ist ein betörender, toscanischer Spaziergang durch Wiesen, Gärten, Haine und Felder mit üppig bewachsenen, bunten Wegrändern. Und überall lauert die erotische Versuchung. Hübsche Einheimische in luftig leichter Kleidung, Urlauberinnen allenthalben in modischen, freizügigen Nichtgkeiten und immer wieder gebräunte Erntehelferinnen mit einem einladenden, gewinnenden Lächeln im Gesicht versprühen ihre Gunst. Alles was Mann, alles was ein Gigolo sich wünscht. Der krautig-würzige Geruch ist dabei sehr lebendig in seiner Präsenz und sagt, sprich sie alle an, die dir zulächeln.

Auf der Wiese liegend, Hand in Hand, geht der Duft nun etwas ins erdige und gewinnt mit zimtigen Facetten stark an Sinnlichkeit und Wärme ohne dabei die herbe Schiene zu verlassen und in süße Gefilde abzugleiten. Mit dem Zimt zieht etwas unaufdringliche Exotik ein, alles ist entspannt und voller Sympathie für das schöne Leben. So duftet das Glück einvernehmlicher Zweisamkeit und läßt noch etwas Zeit für ein harmonisches, klassisches Ende mit reichhaltiger holzig-moosiger Aromatik in der das Leder leider keine, für mich bemerkbare, Rolle mehr spielen kann. Die Romanze des Gigolos ist recht kurz angelegt (ca. 6 Stunden) und soll ja auch nicht auf Dauer sein, denn weitere amouröse Tändeleien warten schon, die mit einem erneuten Sprüher aus dem Flakon duftig beginnen.

Tuscany per Uomo von Aramis ist keine inovative Kreation von künstlerischer Eleganz, sondern ein verläßlicher, bodenständiger Duft mit etwas Pfiff und klassischen Werten. Er gibt jedem Gentleman das gewisse Etwas eines Verführers ohne die Grenzen des charmanten Flirts jemals zu verlassen. Es macht einfach Spass ihn zu riechen und zu tragen.

Für die Gentleman unter den Herren kann ich die Düfte der „Gentleman´s Collection“ wärmstens empfehlen und allen Lesern danke ich herzlich für ihre geneigte Aufmerksamkeit!
65 Antworten
8
Preis
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Axiomatic

101 Rezensionen
Axiomatic
Axiomatic
Top Rezension 42  
Heimfahrt
Endlich war es Zeit, dem ungeliebten Chicago den Rücken zu kehren.
Er hatte nach entbehrungsreichen und zermürbenden Semestern endlich den Abschluss geschafft.
Inmitten der zerklüfteten Vereinigten Staaten - auf Kurs gebracht durch die Reagan-Administration - konnte er endlich erhobenen Hauptes wieder nach Hause zurückkehren, was auch immer das nun für ihn bedeuten würde.

Er wollte sich ein Andenken an diese Etappe seines Lebens kaufen, etwas, das ihn später vielleicht damit versöhnen könnte.
Während reiche Kommilitonen fast wöchentlich ihre Einkaufstouren an der Oak Street wie selbstverständlich einplanten, finanzierte er sein Studium mit kraftsaugenden Jobs und darbte dahin.
Wohin also, wo das ersehnte Souvenir holen?
Vor den Toren von Macy’s an der State Street zögerte er noch, überprüfte seine abgeriebene, lederne Brieftasche und schluckte. Viel Freiraum blieb ihm nicht.
Wie ein fremder Tourist torkelte er durch die schönen Atrien des Gebäudes, bewunderte die Mosaiken an den Deckengewölben.
Und plötzlich las er in großen Lettern: Ultimative Sonderangebote!
Der Stand von Aramis in der Parfümabteilung schien verwaist, und so konnte er das plakative Anpreisen auf sich wirken lassen.

Etruscan.

Das war es!
Sofort jagten ihm Bilder durch den Kopf!
Was hatte er nicht sparen müssen, um die etruskische Ausstellung im entfernten Cleveland in Ohio besuchen zu können. Im dortigen Museum of Art war er fasziniert von der einen bronzenen Darstellung Sarpedons, getragen von Hypnos und Thanatos.
Die Sehnsucht nach dieser alten Kultur brannte danach in ihm.

Mit bebender Stimme verlangte er dann bei der vorbeieilenden Verkäuferin nach dem Duft.
Sie unterbreitete ihm ein nicht abzuschlagendes Angebot für das Cologne (EdT) samt After Shave, schließlich folgte Macy’s dem abebbenden Kaufzyklus der Sommermonate und steuerte mit Preisnachlässen gegen.
Sehr großzügig sprühte sie ihn ein, so dass er mit Sicherheit während ein paar Stunden langer Fahrt den Duft auf sich wirken lassen würde.

Noch ein letztes Mal überquerte er den Chicago River zu Fuß und blieb vor dem Wrigley Gebäude stehen.
Dieser Eklektizismus amerikanischer Tycoonen hatte hier an der Michigan Avenue die geballte Kraft des Systems zur Schau gestellt. Neogotik, Neobarock, Neoklassik und vor allem Neorenaissance in die Höhe geschossen strotzten den starken Winden des Michigansees.

Der Duft von bitteren Agrumen stieg ihm in die Nase, leicht säuerlich.
Er schluchzte.
Die Farm, seine Eltern, seine Geschwister, der Lauf der Dinge.
Und diese unmenschlich kalte Stadt, aufgebaut unter anderem auf unrühmlichen Taten eines George Streeter.
Vorbei alles.

Es würde eine lange Fahrt nach Iowa sein, doch er sehnte sich nach der Weite und der Ruhe.
Langsam begann der Duft würziger zu riechen. Estragon schlug mit Anis den Takt an. Wieder eine herbe Note.
Der Abschied seines Bruders, wirtschaftlich gezwungen, sich bei der Army zu melden, um nach Südkorea und anschließend Westdeutschland verlegt zu werden.
Seine Schwester schlug sich nach Seattle durch und fand ihr Glück als Lehrerin einer Förderschule für benachteiligte Kinder.
Alles schien so endgültig.

Langsam übernahm der Kümmel, leicht seifig unterstützt durch die Ledernote; der Basilikum strahlte.
Er blickte kurz auf die Rückbank mit seinen wenigen Habseligkeiten.
Das zerknitterte Taschenbuch von Bukowski, die unerfüllten Sehnsüchte.

Vor seiner kleinen Heimatstadt parfümierte er sich wieder ein. Er wollte diese Rückkehr feierlich begehen.
Dieses Mal duftete er versöhnlicher, wärmer.
Waren es die Hölzer der Basis?

Im sich wacker haltenden letzten kleinen Supermarkt einer befreundeten Familie deckte er sich mit dem Nötigsten ein. Die alte Dame an der Kasse roch ihn von weitem.
Er wäre nun ein anständiger Mann geworden, das Städtische hätte ihn bedachter auftreten lassen. Grüße an den Vater.
Mit etwas Wehmut verließ er den Laden und ging anschließend noch rasch in die Videothek.

Er hielt die Persiflage des ländlichen Amerikas in der Hand. Die frisch eingetroffene Videokassette von Footloose ließ in bitter lachen.
Und dann sah er diese Augen.
Bronzegrün, tausendjährig.

Holprige Witze über den Film, lange Sprechpausen.
Und der Duft umhüllte sie beide.
Vage Erinnerungen an früher, das Aufzählen von Leuten, die die Gegend für immer verlassen hatten.

Draußen dann ein Katz und Maus Spiel.
Er drehte die Musik laut auf in seinem alten Mustang.
Hungry like the wolf von Duran Duran.
Er folgte den Augen, die Augen ließen sich folgen entlang der übersichtlichen Straßen dieser kleinen Stadt.
Wunschtreffen.
Ein Ort.
Eine Zeit.
Ein Vielleicht.

Dann verschwanden die schönsten Augen mit einem Lächeln.

Er fasste sich wieder und fuhr zur elterlichen Farm.
Alles sah trostlos aus, sein Vater brachte kaum noch die Kraft auf, den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Beide weinten heimlich beim Wiedersehen, sie verbargen es, so gut sie konnten.
Alles war so still und farblos geworden nach dem Tod seiner Mutter.
Am Küchentisch besprachen sie die wirtschaftliche Lage der Farm, das System gönnte ihnen keine Ruhepause.
Als er die eiserne Bratpfanne hängend an der Wand erblickte, wußte er, dass er nie wieder dieses Cornbread würde genießen dürfen.

Er riss die Tür auf und rannte zu den Maisfeldern.

Nun war er angekommen und wußte aber nicht weiter.
Diese gewaltige Dämmerung am Himmel über Iowa, die saftig grünen und endlosen Maisfeldern überforderten ihn. Mächtige grüne Farbkaskaden ergaben eine Landschaft aus Bronze.

Er holte tief Luft, roch sich, verstand den Duft.

Er hatte nun das Wissen, er hatte nun die nötigen Waffen, um dem Niedergang ein Ende zu setzen.
Lange genug hatte er das System durchschaut, es studiert, es begriffen.
Und die Anmeldung an der Chicagoer Warenterminbörse sollte sich verdammt nochmal auszahlen!

Jetzt ließ der Duft inmitten dieser Maisfelder jenseits aller altertümlichen Kultur Bilder von Tarquinia, Arezzo, Volterra und anderen etruskischen Städten in ihm lebendig werden.
Bronze, er konnte diese Figuren aus Bronze fast riechen!
Aber er wollte nicht von Hypnos und Thanatos weggetragen werden, noch nicht!

Ein Auto parkte in seiner Nähe, doch er blickte weiter voller Tatendrang auf die schönsten Maisfelder der Welt.
Aus der offenen Fahrertür stieg jemand aus, und ging mit langsamen Schritten auf ihn zu.
I’m on fire von Bruce Springsteen unterbrach die Stille des Zwielichtes eines unendlichen Himmels.

Und dann blickte er wieder in diese warmen, bronzenen Augen voller Zuversicht und Leidenschaft.
Er war daheim.
31 Antworten
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Siebenkäs

63 Rezensionen
Siebenkäs
Siebenkäs
Top Rezension 28  
Frühjahrsputz
„Also riech‘ ma‘ den…“, sagt Richie und hält mir den Arm hin.
Ich also brav schnupper schnupper.
„Den kenn‘ ich doch… Tuscany.“
Die Pulle stand zugegeben fett neben ihm auf‘m Sideboard.
„Hammer, oder? Wie die das gemacht haben, die halbe Toskana
da rein zu kriegen. Ich riech‘ die roten Dachziegel, wie sie in der
Sonne schmurgeln… den Staub aus Sienna bei dem Pferderennen,
was ‘se da immer abziehen… Würde ‘n blöder Designerduft so
nie hinkriegen. Was sagste?“
„Ja, schon…so ne südlich-würzige Sonnen-Chose irgendwie…“
In dem Moment hör‘ ich erst ein kräftiges Schrubben, gefolgt von
ruppigem Bollern gegen den Türrahmen und ‘ne Lady von vielleicht
fünfzig steckt den Kopf ins Zimmer.
Rotkariertes Kopftuch, Jeanslatzhose, Kippe im Mund.
„Grad ma abaschen, Junge…“ und streift auch schon die Fluppe
an Richies geklautem Pernod-Ascher aus’m Trocadero ab.
“Wenn ich gleich durch bin, sag‘ ich euch mal was zu eurem
Parfum da…“, fügt sie noch zu. Und schon geht das Geschrubbe
im Nebenzimmer weiter.
„Auweia“, sagt Richie.
„Wieso? Wer is‘n das? Was macht die hier“?
„Mensch, musste doch kennen. Meine Tante. Macht nur bisschen
sauber. Und abends gibt’s dann ihren berühmten Kartoffelsalat…“
„Du alter Macho. Kannste das nich‘ selber? Brauchst‘ da ne Tante für?“
„Ich reparier‘ dafür Ihren Golf. An für sich is‘ die schwer o.k.
Hat übrigens locker hundert oder mehr Parfums daheim.
Jede Menge Männerdüfte drunter. Und hört sich gern reden.
Wart‘s ma‘ ab…“
Und recht hatte er. Nämlich kurz drauf steht sie im Türrahmen,
gestützt auf’n Schrubber, und legt so los:
„Also Jungens, ihr redet wieder mal ne Menge Kokolores…“
Eigentlich wollt‘ ich „Wieso ihr?“ sagen, hab‘ mich aber nicht so recht
getraut.
„Aber Tantchen, ich hab‘ doch nur…“, wirft Richie kleinlaut ein.
„Jetzt hört mal zu… Also – nach roten Ziegeln in der Sonne kann da
mal gar nix riechen. Auch nicht nach Palio. Oder Gäulen…“
„Aber es heißt doch…“
„Still! Der Name ist natürlich nur für die Phantasie. Stoff zum
Assoziieren. Weil unser Gehirn eine Art Trigger braucht, um den
Duft einzuordnen. Funktioniert gut. Ich hab‘ den übrigens selbst daheim.
In der alten Fassung, die ist noch kraftvoller, obwohl er ganz gut
reformuliert wurde. Ist eine toll gemachte und fast einzigartige
Melange aus Frische, Würze und trockener, nur angedeuteter Bittersüße. Rustikal und charmant in einem. Gepaart mit einer Spur Gemütlichkeit
in Form von Nelken-und Zimtwürze. In der Basis kommen weiches Moos,
ein feiner Lederhauch und zart angedeutete Süße dazu. Alles perfekt verblendet. Die Grundidee ist aber… hört ihr mir noch zu?“
„Klaro!“
„…alles ein bisschen exzentrischer einzusetzen – frische, zitrische Noten
mit Anis verfremden, den würzigen Part mit herzhaften Gewürzen wie
Kümmel und Estragon, aber auch mit kuscheligen wie Nelke und Zimt
erzeugen.Das Prinzip ist eigentlich einfach, nur eben raffiniert gemacht -
Frische und Würze.“
Richie sieht jetzt richtig nachdenklich aus.
„Also gibt das dann so was wie Frürze?“, prescht er mutig vor.
„Vielleicht doch besser Würsche, oder?“ wage ich vorsichtig
einzuwerfen.
Darauf wird aber gar nicht eingegangen.
„Und „Tuscany“ oder „Etruscan“ als Namen“, fährt sie unbeirrt fort,
„die geben nur dem Hirn den Rahmen für die nötige assoziative
Verknüpfung. Von wegen Toskana, Sonne, Süden, vielleicht sogar
Renaissance. Mit sowas wie „D12b“ tät‘ das nicht so recht hinhauen…“
„Aber was is’ denn mit ‘nem Namen wie Nr. 5? Da hat’s doch auch hin-
gehauen…“, wird Richie jetzt noch mutiger.
„Quatsch! Das heißt Chanel Nr.5. Das Wort „Chanel“ lädt den Duft
komplett auf, der Duft ist quasi Chanel. Und daraus könnt ihr Nischen-
jünger was lernen mit eurem Designer-Bashing...“
„Mit Verlaub, ich bin nicht wirklich ein solcher…“, wage ich einzuwerfen.
Werde aber einfach ignoriert.
„Sehr viele, wenn nicht die meisten wirklich großen Parfums sind aus
der Verknüpfung und Aufladung von einem Haute Couture-Haus, also
einem Designer-Image, mit einem Duft entstanden…“, doziert sie munter
weiter. „Von Alaia über Balmain, Chanel, Dior, Givenchy, Hèrmes,
Jil Sander, Lacroix bis Valentino oder Schiaparelli, um nur einige zu
nennen. Und übrigens ist natürlich auch so was wie Comme des Garcons,
das ihr „Nische“ nennt, ne klassische Designermarke. Rei Kawakubo
mit Ihrer Mischung aus Kunst, Haute Couture und Streetwear ist eine
Bilderbuch-Designerin.
„Aber Designer-Düfte haben doch auch Namen“, wirft Richie tapfer ein.
„Klar haben die oft noch Namenszusätze, aber die dienen nur als
Phantasie-Zusatzfutter. Bieten der Vorstellung noch bisschen mehr
Stoff an. Etwa wie beim zu Recht von euch so verehrten Balmain Ebène.
Oder den ganzen andern, ob „Paris“ oder „Poison“ oder „Boy“ und wie
sie alle heißen. Nur so kann man ja auch mehr Produkte entwickeln.
Aber das eigentliche Image, der Mythos, der Stoff zum Träumen,
der kommt vom Designernamen…“
„Und was is‘ mit Guerlain…?“, traut sich Richie zu fragen.
„Keine Bange, komm ich zu. Natürlich gibt’s auch noch die reinen
Dufthäuser. Guerlain, Caron, Lauder zum Beispiel. Die müssen
prinzipiell ihre Parfums anders aufladen, eben mit Namen. Wobei
natürlich bei einigen der Hausnamen selbst schon zum Image
geworden ist. Vor allem, wenn sie so wunderbare und wirklich
weltbewegende Parfums hinkriegen wie die drei genannten.“
„Leuchtet ein…“, sagt Richie leise und sieht dabei aus, als ob er schon
an den Kartoffelsalat denkt.
„…und eure geliebten Nischendüfte sind meist nix anderes als eben
sehr kleine Dufthäuser. Oder besser gesagt – welche mit ganz
schlechtem Vertrieb. Die gibt’s halt kaum irgendwo. Genau das heißt
Nische. Hat mit Qualität gar nix zu tun. Eher mit wenig Möglichkeiten.
Oft auch mit wenig Know How. „Mensch du riechst so klasse nach
schlechtem Vertrieb“ könnt‘ ma‘ da bei so manchem Vertreter sagen.
Weil viel mehr is‘ da nicht.“
„Aber Tante, übertreibst du nich‘ bisschen?“
„Klar, Junge, aber lass‘ mir doch auch mal meinen Spaß. Manche macht
eben einfach das Seltene an…“
„Es gibt aber so tolle Nischendüfte!“ Richie klingt jetzt fast empört.
Irgendwie schon leicht weinerlich.
„Weiß‘ ich doch, Junge. Sogar einige ganz außergewöhnlich gute.
Aber auch viel Pseudokram, der nur funktioniert, weil er so teuer
ist. Klingt paradox, ist aber so. Leider fallen da immer genug drauf rein.“
„Wir nicht!“
„Natürlich nicht. Nie. Aber vielleicht hab‘ ich euch jetzt wenigstens
das blöde Wort „Nische“ bisschen vergällt… Und jetzt kommt
ihr mit in die Küche und helft mir Kartoffelsalat machen. Da könnt
ihr auch noch was lernen!“
Und stapft entschlossen aus dem Zimmer.
„Sag’mal - wie kann die nur so mit uns reden“, flüster‘ ich Richie zu,
bevor wir ihr brav in die Küche folgen.
„Die kann das halt – ist doch nur ‘ne Kunstfigur, genau wie wir…“
„Haste natürlich auch wieder recht…“
Der Kartoffelsalat war übrigens wirklich sehr gut. Im Grunde rheinisch
in der Basis, mit Speck und Gürkchen, aber zusätzlich noch mit
Ananasstückchen und fein geraspeltem Greyerzer Käse.
Echt Nischenqualität!
23 Antworten
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 20  
Sehr liebenswerter, frisch-würziger Italo-Duft
Wirklich eine makellose Wahl, dieser Südländer!

Mich erinnert er durchaus an "Azzaro pour homme", allerdings in einer aufgehellten, fruchtigeren Variante.

Wer wirklich gut riechen will und seiner Nase zwischendurch trotzdem mal eine olfaktorische Entspannung nach dem häufigen Gebrauch schwerer, herber, voluminöser oder süß-gourmandiger Düfte gönnen möchte, trifft mit "Tuscany" eine goldene Wahl.

Der Start belebend, viel Zitrone und Orange. Anis, Kümmel und Lavendel schlagen dann den würzigen Bogen zu "Azzaro", wobei "Tuscany" im Grundton deutlich eher einen südländisch-frischen und keinen lakritzig-herben Akkord wie "Azzaro" anschlägt.

Die Assoziationen meines Vorredners ("Maggikraut, bitter") kann ich so überhaupt nicht feststellen, da gibt es nun wahrlich andere Düfte, auf die solche Attribute zutreffen.

Das hier ist alles sehr wohlig und harmonisch komponiert, Zimt und Tonkabohne liefern im Herzen eine Idee Süße, Moos, dezentes Leder und holzige Elemente geben den männlichen Part. Dieser Duft ist einfach nur sympathisch und sehr alltagstauglich, sommerlicher als "Azzaro", sehr universell.

Er vermittelt wirklich toskanisches Lebensgefühl: unbeschwert, stilvoll, unaufdringlich, klassisch.

Einzig an der Haltbarkeit möchte ich ein wenig mäkeln, nach kaum mehr als 2-3 Stunden geht "Tuscany" die Luft aus.
5 Antworten
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 23  
Kein aufregender, aber ein zuverlässiger Begleiter
Es gibt Düfte, denen begegnet man über die Jahre immer wieder, hat sie aber aus irgendwelchen Gründen unter der Rubrik „nichts Besonders“ gespeichert, sodass man sich allenfalls wundert, sie nach so langer Zeit immer noch anzutreffen.
Zu diesen stillen Marathonläufern zählt - für mich - ‚Tuscany per Uomo’.

Als ich den Duft zum ersten Mal wahrnahm, es muss Mitte der 80er Jahre gewesen sein, hieß er noch ‚Etruscan’ (außerhalb Europas aber schon damals ‚Tuscany’) und erst einige Jahre später bekam er seinen heutigen, weltweit einheitlichen Namen ‚Tuscany per Uomo’.
Ein großer Markterfolg war er angeblich nie, erduftete sich aber dennoch eine treue Anhängerschaft.
Sich durchzusetzen war für ‚Tuscany per Uomo’ aber auch nicht leicht: die Zeit der großen aromatischen Fougères hatte ihren Zenit mit ‚Azzaro pour Homme’ erreicht – aber das war schon sechs Jahre her. Zwischenzeitlich begann die Herrschaft der großen Heroen, für die allein ein Göttername taugte: ‚Antaeus’ und ‚Kouros’ – die Gesten waren groß, die Schulterpolster riesig und die Düfte laut wie nie.
Ein eher leiser Vertreter seiner Zunft musste da zwangsläufig zurückstehen.
Ich erinnere mich noch gut daran als ‚Etruscan/Tuscany per Uomo’ auf den Markt kam und ich es mit einem Freund – er war ein großer ‚Aramis’-Fan – testete. Wir dachten beide: „na ja“. Die Nasen voller ‚Antaeus’, ‚Kouros’, ‚Lagerfeld’, ‚Santos’ und wie sie noch so alle hießen, befanden wir den damals „Neuen“ von Aramis zwar ganz nett, aber doch irgendwie unbedeutend, ja sogar ein bisschen altmodisch. In gewisser Weise war er das auch: altmodisch. Kein deftiges Lederchypre, kein animalischer Kracher und auch kein über die Maßen süßer Orientale, nein, ‚Tuscany per Uomo’ war (und ist bis heute) ein feines, nicht sonderlich raffiniertes, dabei überaus tragbares aromatisches Fougère.

Keine andere Duftgattung ist ja so mit einem der beiden Geschlechter verbunden wie die Gattung der Fougère-Düfte: sie sind DIE klassischen Herrendüfte, und nur ganz wenige waren auch für die Damenwelt bestimmt.
Zunächst dufteten sie eher pudrig, mit floralen Facetten, den Nassrasur- und Talkumduft eines Herrenfrisiersalon imitierend, später immer aromatischer: es gesellten sich krautige Nuancen hinzu, manchmal dem Salbei entstammend, häufig dem Anis, hin und wieder Rosmarin oder Thymian.
Mit von der Partie waren bisweilen animalische Beiklänge. Sie gaben den Fougère-Düften der ersten Stunde eine gewisse aristokratische Grandeur (man denke an ‚Mouchoir de Monsieur), während sie Jahre später und viel intensiver angewandt den Düften schon beinahe etwas Vulgäres, zumindest aber Testosteron-geladenes verliehen (nun denke man bitte an das schon genannte ‚Azzaro pour Homme), und man immer das Gefühl hatte, dass Träger dieser Macho-Düfte olfaktorisch gesehen permanent mit halboffenem Hosenlatz herumliefen.
So bekam der Fougère-Duft mit der Zeit ein gewisses Proll-Image, welches den gerne mal etwas elitären Jean-Paul Guerlain zu der Behauptung veranlasste, die einzig wahren Fougères seien ‚Jicky’ und ‚Mouchoir de Monsieur’, der Rest eigne sich allein für Lastwagenfahrer.
‚Tuscany per Uomo’ exponierte sich nun nicht gar so sehr: weder will es den näselnden Dandy geben, noch den Macho mit quellendem Brusthaar.

Als Inspirationsquelle zu diesem Duft diente - wie ich viele Jahre später erfuhr - ohnehin ein ganz anderes Bild, nämlich jenes von den unzähligen roten Tonziegeln, die sich allsommerlich unter der glühenden Sonne toskanischer Landschaft erwärmen und dabei einen typischen, warmen und erdigen Ton verströmen. Und wirklich, seit ich diesen Hinweis bekam, entsteht vor meinem inneren Auge jedes Mal wenn ich an ‚Tuscany per Uomo’ schnuppere zuverlässig das Bild der sonnenverwöhnten Dachlandschaft Sienas.
Mit dieser gelungenen Verlinkung, musste ich allerdings mein jahrelang gepflegtes Urteil, dieser Duft sei „nichts Besonderes“, deutlich revidieren.
Heute mag ich den Duft nicht nur, ich finde ihn sogar ausgesprochen gelungen. Zwar kommt er nicht ganz an die großen Aramis/Lauder-Kreationen von Bernard Chant (‚Aramis’,/‚Azurée’, ‚Alliage’/‚Devin’, ‚Aromatics Elixir’/‚Aramis 900’ ‚Cinnabar’/‚JHL’) heran, aber er steht ihnen auch kaum nach.

Doch wie duftet ‚Tuscany’?
Diese Frage möchte ich wieder mit dem Bild von den roten, sonnenerhitzten Tonziegeln beantworten: man stelle sich ein kleines steinernes, mit eben jenen Ziegeln gedecktes Haus irgendwo in der grünen Mitte Italiens vor, im Schatten eines Früchte tragenden Zitronenbaumes, davor ein üppig wucherndes Kräuterbeet - so duftet ‚Tuscany’: frisch und zitrisch zu Beginn, immer krautiger, würziger werdend, und zum Schluss warm und erdig. Nicht spektakulär oder wahnsinnig innovativ, dafür ungemein sympathisch.
Der Duft brilliert nicht mit einer gewagten Komposition, er ist grundsolide und in keiner Sekunde überraschend. Das mag langweilig klingen, ist es aber nicht, denn gerade die Solidität, das Gut-Gemacht-Sein überzeugen. Mit ‚Tuscany per Uomo’ ist es ein bisschen wie mit einem guten Freund – da braucht es keine Extravaganzen, keine Schöntuerei und Reizwäsche, da genügt das Fundament des Vertrauens: auf diesen Duft kann man zählen.

Die Haltbarkeit ist so lala: kaum aufgesprüht entwickelt der Duft zwar eine deutlich wahrnehmbare Abstrahlung, doch zieht er sich recht zügig auf die Haut zurück um dort ein eher leises, dafür dauerhaftes, würzig/warmes Aroma zu entfalten.

Leider steckt ‚Tuscany’ nicht mehr in seinem alten Flakon, der neue aber ist ziemlich ähnlich und der Duft an sich – das ist ja doch das Wichtigste – gänzlich unberührt (zumindest nach meiner Wahrnehmung).

Schön dass es diesen ungekünstelten und angenehmen Zeitgenossen noch gibt!
5 Antworten
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Statements

50 kurze Meinungen zum Parfum
PinseltownPinseltown vor 3 Monaten
Zitrisch Lavendelholz
Kriecht unter mediterran Fougère Himmel
Über die etruskischen Gräber
Anis wuchert ledrig süß
Zeitentbunden losgelöst +
36 Antworten
AxiomaticAxiomatic vor 1 Jahr
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Aromatisches Fougère.
Hesperiden markant, Lavendel als Leitfaden.
Anis & Estragon geben den Takt an.
Körperlich.
Twist: Leder & Basilikum.*
28 Antworten
YataganYatagan vor 4 Monaten
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Wie vor 30 Jahren, als er noch Etruscan hieß, fasziniert er mich und überzeugt mich doch nicht zum Kauf: Zitrus, Lavendel, Kümmel, Leder.
25 Antworten
MonsieurTestMonsieurTest vor 2 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Toskana Fata Morgana:
Fein Zitrisch
Originellwürzig: Anis, Estragon&Co
LederHolzMoos grundiert
Dezent, harmonisch, elegant
Goldner Schnitt!
23 Antworten
ScentwolfScentwolf vor 8 Monaten
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Eröffnet zitrisch mit geballter Ladung Hesperidien.
Wundervoll würzig.
Drückt heute noch so manchen Nischen-Frischling locker an die Wand*
39 Antworten
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