04.02.2015 - 14:09 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
25
Vom Abend in die Nacht
Tagetes. Oha. Die bietet einen unglaublich strengen Geruch, jedenfalls die klassischen Sorten. Und regelrecht stinkende Tagetes eröffnet dann hier tatsächlich, kaum dass sie sich binnen kürzester Zeit nach dem Aufsprühen gewissermaßen einer dünnen Safran-Decke entledigt hat. Allerdings kann niemand behaupten, nicht gewarnt gewesen zu sein. Die Bergamotte hat keine Chance. Doch noch im Laufe der ersten Stunde verlangt die Rose ihr Recht. Gedämpft, abgedimmt, vornehm kommt sie daher, denn der Safran tritt jetzt als großer Ausgleicher auf. Der Tagetes nimmt er das Stechende.
Diese drei Bestandteile mischen sich im Laufe der zweiten und dritten Stunde allmählich zu einem fruchtig-floral-krautigen Dufteindruck, der hinter seiner äußerlichen Ruhe einen Abgrund an Kraft verbirgt. Das hat ordentlich potentielle Energie, was einem da an geradezu moosiger Wucht entgegenkommt und derlei bedarf einigen Formats seitens der Trägerin – ich kann mir den Duft definitiv besser an Frauen vorstellen.
Aber trotz seiner Muckis wird Calligraphy Saffron nie laut, die Sillage bleibt im Rahmen. Eine würdevollere Rose ist zudem schwerlich denkbar. Ließe der Duft einer Rose sicheren Rückschluss auf die Farbe zu, wäre diese eine tiefdunkelrote, fast schwarze.
In der zweiten Hälfte entfaltet der Duft seine für mich schönste Seite: Die bisherigen Darsteller sowie eine harzige Note verschmelzen nahezu zu einer süßlich-weihrauchigen, später zusätzlich leicht cumarinhaft prickelnden Anmutung, herb-floral unterlegt. Dies hat Ähnlichkeit mit einem kräftigen, würzigen Honigton (sic!) und es ändert den Duft-Charakter gewaltig. Obwohl weiterhin wuchtig, immer noch erhobenen Hauptes, wirkt er nun weniger unnahbar. Im Gegenteil, verführerisch ist er geworden, doch auf eine außerordentlich niveauvolle Art. Wer von der Saffron-Frau verführt wird, hat zweifellos zunächst beweisen müssen, dass er ihrer würdig ist.
Mir gefällt die Saffron-Variante besser als der Calligraphy in „pur“. Ich nehme keine derart deutlichen Anklänge an woanders Gerochenes wahr (was an fehlender Erfahrung liegen mag) und nichts davon drängt sich mir im Sinne eines „Das riecht ja wie…“ auf. Schon gar nicht im zweiten Teil, eine solche Synthese kannte ich bislang nicht. Saffron ist überdies insgesamt nicht so sperrig und dennoch gleichermaßen anspruchsvoll, dafür sorgt der offensive Einsatz von Tagetes zuverlässig.
Fazit: Ein großer Duft für die Dame, die einen – qualitativ, nicht quantitativ – extravertierten Auftritt etwa auf einer langen, gediegenen Abendveranstaltung wünscht. Einer Abendveranstaltung indes, die schließlich durchaus in eine sehr private Nacht übergehen könnte.
Ich bedanke mich bei Angelliese für die Probe.
Diese drei Bestandteile mischen sich im Laufe der zweiten und dritten Stunde allmählich zu einem fruchtig-floral-krautigen Dufteindruck, der hinter seiner äußerlichen Ruhe einen Abgrund an Kraft verbirgt. Das hat ordentlich potentielle Energie, was einem da an geradezu moosiger Wucht entgegenkommt und derlei bedarf einigen Formats seitens der Trägerin – ich kann mir den Duft definitiv besser an Frauen vorstellen.
Aber trotz seiner Muckis wird Calligraphy Saffron nie laut, die Sillage bleibt im Rahmen. Eine würdevollere Rose ist zudem schwerlich denkbar. Ließe der Duft einer Rose sicheren Rückschluss auf die Farbe zu, wäre diese eine tiefdunkelrote, fast schwarze.
In der zweiten Hälfte entfaltet der Duft seine für mich schönste Seite: Die bisherigen Darsteller sowie eine harzige Note verschmelzen nahezu zu einer süßlich-weihrauchigen, später zusätzlich leicht cumarinhaft prickelnden Anmutung, herb-floral unterlegt. Dies hat Ähnlichkeit mit einem kräftigen, würzigen Honigton (sic!) und es ändert den Duft-Charakter gewaltig. Obwohl weiterhin wuchtig, immer noch erhobenen Hauptes, wirkt er nun weniger unnahbar. Im Gegenteil, verführerisch ist er geworden, doch auf eine außerordentlich niveauvolle Art. Wer von der Saffron-Frau verführt wird, hat zweifellos zunächst beweisen müssen, dass er ihrer würdig ist.
Mir gefällt die Saffron-Variante besser als der Calligraphy in „pur“. Ich nehme keine derart deutlichen Anklänge an woanders Gerochenes wahr (was an fehlender Erfahrung liegen mag) und nichts davon drängt sich mir im Sinne eines „Das riecht ja wie…“ auf. Schon gar nicht im zweiten Teil, eine solche Synthese kannte ich bislang nicht. Saffron ist überdies insgesamt nicht so sperrig und dennoch gleichermaßen anspruchsvoll, dafür sorgt der offensive Einsatz von Tagetes zuverlässig.
Fazit: Ein großer Duft für die Dame, die einen – qualitativ, nicht quantitativ – extravertierten Auftritt etwa auf einer langen, gediegenen Abendveranstaltung wünscht. Einer Abendveranstaltung indes, die schließlich durchaus in eine sehr private Nacht übergehen könnte.
Ich bedanke mich bei Angelliese für die Probe.
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