Aramis 900 1973 Eau de Cologne

Aramis 900 (Eau de Cologne) von Aramis
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7.9 / 10 351 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Aramis für Herren, erschienen im Jahr 1973. Der Duft ist würzig-blumig. Es wird von Estēe Lauder Companies vermarktet.
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Duftrichtung

Würzig
Blumig
Holzig
Chypre
Grün

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
grüne Notengrüne Noten KorianderKoriander BergamotteBergamotte RosenholzRosenholz ZitroneZitrone
Herznote Herznote
RoseRose RosengeranieRosengeranie GartennelkeGartennelke JasminJasmin IriswurzelIriswurzel MaiglöckchenMaiglöckchen
Basisnote Basisnote
PatchouliPatchouli EichenmoosEichenmoos SandelholzSandelholz ZibetZibet VetiverVetiver

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.9351 Bewertungen
Haltbarkeit
7.7291 Bewertungen
Sillage
7.3281 Bewertungen
Flakon
6.9275 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.674 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 17.04.2024.

Rezensionen

30 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Siebenkäs

63 Rezensionen
Siebenkäs
Siebenkäs
Top Rezension 35  
Fassung
Dann fiel ihm noch ein Satz ein:
„Die Sprache marschiert im Gleichschritt mit den Bütteln.
Deshalb müssen wir eine neue Sprache erfinden.“
Dieser Satz… sollte er ihn verbreiten, irgendwo wild ein-
pflanzen, z.B. auf der Toilettenwand eines Cafès
oder in einem Parfumforum?
Oder war er nur wieder mal zu ernst?
Er schnupperte an sich selbst.
Der Widerspruch war es, der ihm gefiel.
Vielleicht waren es sogar mehrere davon.
Der Erste hieß männlich & blumig, ja geradezu rosig.
Nicht, dass er eins von beiden für sich allein
besonders schätzte. Aber beides zugleich war nicht
normal. Und somit zwangsläufig reizvoll.
Ein anderer bestand aus grüner, leicht erdiger Garten-Würze,
die noch am Spaten klebt, gepaart mit seifiger Sauberkeit.
Man könnte auch sagen – trocken und süß.
Oder auch bitter und lieblich.
Aramis 900 kommt aus Amerika, riecht aber englisch.
Oder?
Eigentlich war das Blödsinn.
Bedeutete ihm Herkunft denn etwas?
Für ihn kam dieser Duft eher aus einem Land,
das noch nicht leer geträumt war.
War das am Ende wieder ein Zitat, von wo auch immer?
Wieviel würde von ihm selbst übrigbleiben,
wenn man alle Zitate, alle Gedankenblüten aus irgendwo
mal Geschriebenem abzöge?
Was wäre das für einer, der dann vor einem stünde?
Wie wäre er?
Auf jeden Fall – elegant.
Denn das war er doch, zweifelsohne.
Für seine eigenen Maßstäbe jedenfalls.
Und das hieß – für andere nicht unbedingt wahrnehmbar.
Seine spezielle Eitelkeit.
Teure Klamotten, die eher ärmlich aussahen.
Natürlich gab es Leute, die es doch genau sahen und
erkannten. (Zum Glück?)
„Klamotten“ nannte er sie schon allein, um vor sich
selbst möglichst viel von etwas zu kaschieren, dass man
womöglich elitär nennen könnte.
Oder – schlimmer fast – high class. Er hasste das Wort.
Er schrieb es so klein wie möglich.
Eleganz war ja fast schon ein Wert für ihn.
Eleganz ist die Kunst dasselbe anders zu tun.
Und sie steckte auch in Aramis 900 .
Eine schneeweiße, gebügelte Taschentuch-Eleganz.
Die eines Taschentuchs, das man niemals benutzte,
sondern nur für den Fall eines nötigen Hilfseinsatzes
bereithielt, etwa einem Missgeschick einer Frau
oder auch eines Mannes.
Die Eleganz von Aramis 900 war zurückhaltend und
doch auch ein bisschen laut. So, wie Eleganz nun mal
je nach Umfeld sich dezenter oder deutlicher abhebt.
In diesem Duft spielten das Feminine und das Maskuline
ein raffiniertes Spiel. Denn das Florale meldete sich
immer wieder zu Wort im Duftverlauf.
Und wirkte stets wieder ein wenig anders, wenn
die Entwicklung des Duftes sanft die Richtung wechselte.
Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung
wechseln können. War das er oder Man Ray?
Der Duft erinnerte ihn an ein sehr buntes Einstecktuch,
das ja im Gesamtbild dennoch konservativ wirkte.
Oranges Paisley-Muster auf grünem Grund, das Ganze
vor dem ruhigen Hintergrund eines beigen Leinensakkos.
Dem entsprach das Rosen-dominierte Blumenbouquet
mit ein paar Maiglöckchen, Nelken und ein klein wenig
Iris, das vor einem bitter-holzig-ernstem Tableau mit einer
gewissen pudrig-erdigen Aura zu schweben schien.
Florale-rosige Üppigkeit gepaart mit leicht Bitternis.
Das Prinzip des Unerwarteten.
Auf Partys war er jemand, mit dem man sich eigentlich
gerne unterhielt, ja auch gern gesehen wurde, weil er
als nicht unbedingt langweilig galt.
So understated formulierte er das vor sich selbst.
Zugleich aber fürchtete man ihn als bisweilen unberechen-
baren Stimmungskiller. Von einem Thema wie „Laufschuhe,
die unter 300 Gramm wiegen und eine Art Boostergefühl
erzeugen“, konnte er in 2,5 Sek auf Kinderarbeit umleiten.
Ohne dabei eine Miene zu verziehen. Oder schlecht gelaunt
zu wirken.
Oder neulich auf der Groucho-look-a-like-Party.
Da fiel er aus dem Rahmen, weil er statt Kostüm eine graue
Hose und ein graues T-Shirt trug, auf dem stand:
„Der Mensch ist ein sprachbegabtes Tier, das sich immer
durch das Wort verführen lassen wird.“
Ist das etwa Humor mit Dornen? Eine Art Rosen-Humor?
Irgendwie schien er gern allem Leichten etwas Schweres
beizumischen.
Ähnelte er da nicht vielleicht Aramis 900, das unvermittelt
von floraler Verspieltheit, die so fröhlich wie eine Rose
im Knopfloch daher hüpfte, zu einer vegetabil-bitteren
Herbheit umschwenken konnte, die manch einen an
Friedhöfe erinnern mochte.
Heiterkeit und Ernst.
Wobei er genau wusste, wie wenig Ernst allein wert war.
Wie hatte es dieser Journalist schon im 19. Jahrhundert
gesagt? Ernst ist das Mittelmäßige und das Mittelmäßige
ist das Schlechteste, denn es ist langweilig.
War das seine eigentliche Angst – langweilig zu sein?
Die ganze Eleganz nichts weiter als Tünche?
Wollte er sich diese Frage überhaupt beantworten?
Am Ende wurde Aramis 900 weicher, ausgeglichener.
Holz, eine feine, distinguierte Moosnote, eine tiefe,
ruhige harmonisch passende Patchouli-Melodie.
Ein vollkommen gefasstes Wesen der Gattung Chypre,
das Widersprüche einfach in Einklang brachte. Seinem
Bruder, dem ungestümen, schillernd-oszillierenden, viel-
gesichtigem Aromatics Elixir durchaus nicht unähnlich.
Nur eben beherrschter, kontrollierter, gefasster.
„Alles halb so wild“, sagte Aramis 900.
„Ja, ich glaube du hast recht, ich muss wirklich nicht alle
Fragen beantworten.“
„Du musst gar nichts“, sagte der Duft.

27 Antworten
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Stulle

24 Rezensionen
Stulle
Stulle
Top Rezension 32  
Und ich wollte doch nur noch Statements schreiben...
Ich lese oder schreibe in der Regel keine Kommentare, aber ARAMIS 900 hat so viele Nuancen, da reicht mir ein Statement einfach nicht mehr aus.

Kurz umrissen: ARAMIS 900 ist ein großes, mächtiges Chypregewitter.

Wie üblich in dem Genre, ist das - in diesem Falle animalisch liebevoll versaute - Eichenmoos die allumfassende Duftnote - Anfang und Ende, und zwischendurch mit vielerlei schillernden Farben verziert.
Ich führe einfach auf, was ich zu erkennen glaube: Koriandergrün, Gehölz, Nelke, Rosengeranie, Jasmin in dunkler & schwerer Fülle, richtig viel Patchouly, und dazu noch ein rosiges Element. Ich vermute hier Palisander (engl. Rosewood), das ja ein rosenähnliches Odeur hat.
In der Basis erscheint außerdem noch feines Sandelholz, und das sogar ziemlich natürlich. Obwohl es mir total wurscht ist, ob's nun synthetisch oder natürlich ist - gut duften soll es am Ende! Das im Duft allgegenwärtige Katzensekret muss man mögen; ich finde, es begleitet (naja, oder besser: dominiert) die Komposition genauso markant wie hervorragend.

ARAMIS 900 ist faszinierend, üppig, fordernd, aufregend, äußerst selbstbewußt und alles andere als easy zu tragen.
"Outdated" bezeichnet diesen Duft nur bedingt; dieses EdT ist vielmehr das Abbild einer ganz anderen Zeit, und das in aller und unnachgiebiger Konsequenz. Ein wirklicher Traum, wenn man sich denn mit der nicht ganz unkomplizierten Moos-, Gewürz- und Katzengesellschaft anfreunden kann.
Wenn man sich aber einmal auf die Duftreise einlässt, wird man viel Freude erleben. Denn da passiert richtig etwas im Verlauf, so wie man das bei einem guten, durchkomponierten Parfum auch erwarten kann. Man bekommt eine unsagbar opulente und reichhaltige Vielfalt an Details geboten - ein wahres Riecherlebnis!

Rhetorische Frage: warum eigentlich einen Tausender für z.B. Roja DHIAGILEV ausgeben, wenn ich hier etwas auf Augenhöhe bekomme? Food for thought.

Um das allerletzte Pünktchen zu geben, würde ich ja gerne noch den Rosengeruch nachverhandeln, aber ich glaube dazu ist es im Jahre 2022 nun definitiv zu spät :)
In der Aktualität werden gerade jüngere Parfum@s diesen Duft wohl furchtbar finden; andere, vermutlich gereiftere, sich ihm wiederum völlig hingeben können. Für Interessierte, die nicht nur schnelle Komplimente suchen, sondern gerne ihre Kenntnisse erweitern wollen, besteht absolute Testpflicht.

Wer sich traut, bekommt einen Riesenspaß. Für Zwergengeld. Fröhliche Weihnachten!
44 Antworten
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Palonera

467 Rezensionen
Palonera
Palonera
Top Rezension 36  
auf dem Weg
Es ist noch nicht so lange her, da stand "Aromatics Elixir" ganz weit oben auf meiner Liste der für mich persönlich untragbaren Düfte.
Wieder und wieder hatte ich mich ihm zu nähern versucht, diesem kraftvollen, raumgreifenden, düsterstrahlenden, übermächtigen Gottchypre, hatte alle Tricks durchexerziert und nur das Haar, nur die Kleidung, nur die Luft besprüht, um durch den Nebel zu schreiten, hatte den Test bei zweistelligen Minustemperaturen angesetzt – und war wieder und wieder gescheitert, kläglich, grün im Gesicht, um Atem ringend und die Sterne vor meinen Augen zählend.
Stets war "Aromatics Elixir" zu stark für mich gewesen, zu wuchtig, herrschsüchtig fast – bis ich aufgab und akzeptierte, daß dieser Duft der Muttergeneration vorbehalten sei.
So trug ihn die Mutter meiner besten Freundin, die Frau meines väterlichen Freundes und bis vor kurzem auch meine Schwiegermutter – die eines Tages unvermittelt beschloß, der Duft sei nicht mehr ihrer, und ihn mir vererbte.
Die Alternative wäre gewesen, ihn zu einem Dasein als Schuhschrank-Bedufter zu verurteilen – ein nicht nur aus Sicht von Amnesty International unzumutbar hartes Urteil...

So zog er bei mir ein, mein gefürchteter Flaschengeist – und während ich noch meinen Mut zusammenkehrte, um einen weiteren Versuch zu wagen, mich dem aromatischen Elixier zu nähern, den Bann zu brechen und das Geheimnis zu lüften, erhielt ich Unterstützung und Zuspruch aus völlig unerwarteter Richtung.

Er befand sich in einem unscheinbaren gläsernen Röhrchen mit einer silbernen Kappe darauf.
Ein Freund hatte ihn mir geschickt – ein Freund, der wußte, was mir gefallen würde, was mich reizen und inspirieren, was mich verführen und entführen würde in olfaktorische Gefilde, die noch weiße Flecken waren auf meiner Landkarte.
Ein Freund, der meine Ängste kannte und meinen Mut, meine Lust am Experimentieren und mein Schulterzucken gegenüber vermeintlichen Gendergrenzen.
Der mir "Aramis 900" schickte, einen Herrenduft.

Und so wollte ich ihr erst gar nicht glauben, meiner Nase, als sie von tiefgrünen, von dunklen Rosen durchwirkten Wildseidenschleiern zu erzählen begann, schwer und anschmiegsam in ihrer Leichtigkeit, das Licht matt reflektierend und so klar, so rein, die kühle Luft des frühen Morgens eingefangen in ihren Fäden und das Dunkel des Waldes, dessen Bäume so dicht stehen, daß nur selten ein Sonnenstrahl den weichen, feuchten, moosbepelzten Boden erreicht.
So vieles hatte ich erwartet, doch nicht diesen Chypre, diesen kraftvollen und doch zurückgenommenen, dunklen und doch transparenten, selbstsicheren und doch leisen, der nicht Mann ist und nicht Frau, nicht jung und nicht alt, dessen kantiger Charakter so sehr "Aromatics Elixir" ähnelt und der doch viel ruhiger ist, der nicht dröhnt und nicht mit der Peitsche knallt, mir kein eisernes Band um den Kopf legt und nicht meine Magengrube kitzelt.
Der mir die Füße fest auf den Boden stellt, mich erdet und richtet, der von tiefer Dunkelheit erzählt und den Mächten, die in ihr verborgen sind, in mir verborgen, ungeahnt, unentdeckt, schlummernd dem Tag entgegen, an dem ich sie spüren werde.
Dem Tag, an dem ich – vielleicht - reif sein werde für "Aromatics Elixir".
"Aramis 900" wird ein guter Wegbegleiter sein.
19 Antworten
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 25  
Der kleine Bruder von Aromatics Elixir - ein feines Rosen-Chypre!
Schade, dass dieser Duft seit einiger Zeit nicht mehr in seinem originalen Flakon angeboten wird, denn er ist mittlerweile neben einigen anderen der großartigen Aramis-Reihe in der sogannten Gentleman´s Collection aufgegangen. Deren Flakons sind zwar typisch für Aramis (eine leichte Abwandlung des Tuscany per Uomo-Flakons), aber eben nicht typisch für Aramis 900. Da jedoch der Inhalt zum Glück derselbe ist und Aramis einmal mehr seine Künste in Sachen Reformulierung unter Beweis gestellt hat, möchte ich gar nicht weiter lamentieren und bin einfach nur froh darüber, dass Aramis 900 noch immer da ist, allen modischen Anfeindungen, und sicher auch aller geringen Verkaufszahlen zum Trotz.

Mit dem alten Aramis 900–Flakon (er erinnert mich immer an den Oberkörper einer männlichen Schneiderpuppe) bin ich aufgewachsen. Er stand neben anderen Fläschchen auf einem Regal im Schlafzimmer meines Onkels, und einige Jahre später entdeckte ich ihn erneut im Badezimmer eines Kommilitonen. Formgebung und Farbe des Flakons waren reinstes 70er Jahre Design, das ich damals noch nicht zu schätzen vermochte, für das ich seit geraumer Zeit aber ein Faible entwickelt habe. Glücklicherweise konnte ich noch ein Fläschchen Aramis 900 im alten Flakon erstehen, nachdem ich nicht nur festgestellt hatte, dass mir plötzlich die äußere Aufmachung gefällt, sondern auch, dass der Inhalt von exzellenter Qualität ist. Das Seltsame war nämlich, dass ich mich zwar an den Flakon erinnern konnte, nicht aber an den Duft (im Gegensatz zum originalen Aramis, dessen charakteristischer Duft mir immer präsent war). Als ich Aramis 900 dann zum ersten Mal aufsprühte, war ich doch sehr überrascht. Erwartet hatte ich, dem Flakon entsprechend, ein typisches 70er Jahre-Fougère mir aromatischer Ausrichtung und animalischem Twist; einen Duft also, irgendwo in der Nähe von Paco Rabanne pour Homme, Halston Z-14, oder Azzaro pour Homme. Doch weit gefehlt.
Aramis 900 hat so gar nichts zu tun mit jenen fast schon stereotypen, Testosteron-schwangeren Kreationen jener Zeit und man muss schon sehr weit zurückgehen, vielleicht bis ins Edwardianische Zeitalter Englands, um Düfte zu finden, die eine gewisse Verwandtschaft aufweisen. Andererseits ist es aber gar nicht nötig so weit in die Vergangenheit zu schweifen: man gehe einfach in die Damenduft-Abteilung einer heutigen Parfümerie, und schon findet man eine Zeitgenossin, vor allem aber engste Verwandte von Aramis 900: Aromatics Elixir.
Dass dieser Kult-Duft der 70er so eklatante Ähnlichkeiten mit Aramis 900 aufweist liegt in erster Linie daran, dass ein und derselbe Parfumeur ihn entwickelt, und dass ebenjener Bernard Chant es sich fast schon zum Programm gemacht hat auf jeden Damen- oder Herrenduft, den er ursprünglich komponierte, eine Variante für das jeweils andere Geschlecht folgen zu lassen (Aramis/Azurée, Alliage/Devin, Cinnabar/JHL). Dass diese jeweiligen Varianten aber nicht als Travestie des Originals empfunden werden, sondern man immer wieder mit Verblüffung feststellt wie ähnlich sie einerseits sind, wie sehr verbunden andererseits mit dem Geschlecht dem sie zugeordnet wurden – dieses Spiel von Nähe und Abgrenzung macht für mich einen Teil des Genies Bernard Chants aus. Als wollte er uns zeigen, dass es sehr wohl einen Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Parfumerie gibt, dieser aber so subtil, quasi unter der Oberfläche des Duftgeschehens verläuft, dass zu einer Zuordnung zu einem Geschlecht im Grunde nur noch unser Unterbewusstsein imstande ist, nicht aber unser vergleichsweise schlecht ausgeprägter Geruchssinn.

Dennoch, bei genauerem Vergleich und Analyse der Düfte kann man - bei aller Ähnlichkeit - sehr wohl Unterschiede wahrnehmen. Der auffälligste ist sicherlich der, dass die Varianten für Damen immer eine unglaubliche, raumgreifende Potenz entwickeln, während die Varianten für Herren dezentere Abstrahlungswerte besitzen, näher am Körper des Trägers bleiben und eine größere Transparenz aufweisen. So sind Düfte wie Cinnabar oder auch Aromatics Elixir derart offensiv und intensiv, dass man sie in Fragen der Dosierung eher wie Extraits behandeln sollte, während ihre männlichen Partner JHL und Aramis 900 durchaus großzügiger angewandt werden können, aber bitte nicht allzu großzügig, denn obwohl es sich um Düfte in Eau de Cologne-Konzentration handelt, haben sie dennoch immense Kraft. Erst in der Basis der Düfte sind dann einige wenige, doch entscheidende Unterschiede zu erkennen: die Herren-Düfte entwickeln sich stärker in eine holzige Richtung mit leicht schweißig-animalischer Komponente, während die Damen-Düfte ihre volle Süße erst im Fond entfalten, gepaart mit ähnlich animalischem Beiklang, allerdings ohne Schweiß- oder Seife-Note (wer heute – als Mann – mit den Düften von Serge Lutens keine Probleme hinsichtlich überbordender Süße hat, der greife einmal zu Aromatics Elixir oder Cinnabar, es lohnt sich!).

Aramis selbst, ein Tochterunternehmen der Estée Lauder-Gruppe, nennt Aramis 900: ‚Herbal Eau de Cologne’. Man nehme das ‚herbal’ aber nicht gar so ernst, denn es handelt sich bei diesem Duft vielmehr um ein florales Werk (man könnte es auch ein Rosen-Chypre nennen) mit nur leichter Würze, dafür einer feinen Patchouli-Note und etwas Zibet im Hintergrund. Die Textur des Duftes ist von Beginn an seidig fließend und nahtlos, und obwohl ihm etwas Schwebendes anhaftet, hat er dennoch enorme Substanz und großes Volumen, ohne schwer zu sein. Die Komposition beginnt mit dezenter, leicht fruchtiger Frische und grünen Anklängen. Eine deutlich erkennbare Rosenholz-Note (ein Wink an Habit Rouge) leitet zu einem blumigen Herz über, das dominiert wird von sprühendem Geranium und einer delikaten Rose (Shirley Brody dürfte Aramis 900 bekannt gewesen sein, als sie No 88 für Czech & Speake komponierte!), während die Basis dieses Duftes eine fast schon altmodische Raffinesse entfaltet – leichte Chypre-Noten, durchdrungen von den erotisierenden Vibes feinen Zibets.

Ist Aromatics Elixir auch die große Schwester, möchte ich dennoch zwei weitere Düfte als entfernte Vorfahren dieses Duftes nennen: Guerlains ‚Mouchoir de Monsieur’, ein ähnlich dandyhafter Duft von vergleichbar feiner Eleganz und leiser Frivolität (darauf beschränkt sich allerdings die Verwandtschaft, da Mouchoir de Monsieur als klassisches Fougère einem vollkommen anderen Genre angehört), und Penhaligon´s Hammam Bouquet, als Urahn aller maskulinen Rosendüfte.
Nachkommen dieses Duftes wiederum sind das schon genannte No 88 von Czech & Speake, aber auch Rose d´Homme von Parfums de Rosine, oder selbst Black Aoud von Montale.
Unter all den genannten Düften aber ist Aramis 900 schon ein ganz besonderer – ein besonders feiner und guter nämlich!
2 Antworten
10
Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
Sheelchen57

17 Rezensionen
Sheelchen57
Sheelchen57
Sehr hilfreiche Rezension 19  
Hammer!
Nachdem ich nun viele Kommentare gelesen habe, in denen die Ähnlichkeit mit Aromatics Elixier beschrieben wurde, hab ich ihn mir bestellt. Die Ähnlichkeit zu AE ist geradezu unheimlich! Ebenso die Haltbarkeit und die Sillage sind unglaublich. Für mich ist Aramis 900 wirklich ein absoluter Duftzwilling. Und da beim AE ja offensichtlich reformuliert wurde, bin ich darüber doppelt froh. Und mal wieder vielen Dank für's anfixen. :-))
10 Antworten
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