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Top Rezension
Zeitlose Kunst, perfekt austariert zwischen seifig, floral und grün
Ich vermeide eigentlich das Kommentieren von weiblichen Düften - einmal, weil ich finde, das mögen gern die tun, für die sie bestimmt und gemacht sind, des Weiteren, weil das Kommentieren sonst uferlos wird, wenn ich auch die 40.000(?) Damendüfte dieser Welt noch unter die Lupe nehme. "Ein weites Feld", wie Fontane sagen würde.
Wenigstens eine Handvoll der nach meinem Empfinden prächtigsten Damendüfte der Welt sollen aber peu à peu doch mal bedacht werden und mit dem berühmtesten(?) sollte man dann ja starten.
"Chanel No.5" zählt eigentlich seit jeher zu meinen Damenlieblingen, auch wenn ich meine Frau bis heute nicht davon überzeugen konnte, ihn mal zu besitzen, weil sie sich zu jung dafür fühlt (was ich nicht nachvollziehen kann).
Zugegeben, den ersten Kontakt im Leben hatte ich als Schüler im Deutschunterricht am Gymnasium, 5. Klasse. Unser sehr strenge, erzkonservative, immer in Schwarz gekleidete Lehrerin (Deutsch/Französisch, damals etwa 50) trug ihn und beduftete damit die ganze Klasse. Sie war nicht bei vielen beliebt, "Schwarze Witwe" war so ein Spitzname im Umlauf.
Unabhängig davon verströmt der fast 100-jährige Klassiker, zu dem ich gerade das Buch lese, seit jeher etwas unglaublich Frauliches, Vornehmes, Zeitloses, weswegen er für mich wie kaum ein anderer Damenduft eigentlich zu jedem Alter passt (vielleicht nicht zu einer 15-Jährigen, gut, aber ab 20 aufwärts würde es mich freuen, ihn wesentlich öfter zu riechen als so manches süßblumige, affektierte Zeug...).
Die omnipräsenten Aldehyde sind eine einnehmende, einhüllende Klasse für sich - obwohl synthethisch, ist bei diesem Duft wie bei wohl kaum einem anderen perfekt gelungen, eine "echt" wirkende Reinheit und Grandezza und Femininität zu konstruieren, die ihresgleichen sucht. Seifig-sauber, dezent fruchtig durch einen Hauch Neroli. Sinnlich dank des floralen Dreiklangs Maiglöckchen, Jasmin und Rose, welche zugleich eine leichte Kühle verströmen, die "No.5" einen gewissen Grad an Distanziertheit bzw. gut dosierten, (noch) sympathischen Arroganzgebahrens (als "natürlichen" Schutzschild) verleihen.
Im Verlauf immer leicht aldehydig bleibend, dabei moderat milde Holzakzente zulassend, unterschwellig ein sehr behutsam dosiertes Vetiver, das einen zarten grünen Grundton unter alles legt. Pure Kunst!
Bleibt uns hoffentlich erhalten, solange die Erde sich mit Menschen drauf dreht...
Wenigstens eine Handvoll der nach meinem Empfinden prächtigsten Damendüfte der Welt sollen aber peu à peu doch mal bedacht werden und mit dem berühmtesten(?) sollte man dann ja starten.
"Chanel No.5" zählt eigentlich seit jeher zu meinen Damenlieblingen, auch wenn ich meine Frau bis heute nicht davon überzeugen konnte, ihn mal zu besitzen, weil sie sich zu jung dafür fühlt (was ich nicht nachvollziehen kann).
Zugegeben, den ersten Kontakt im Leben hatte ich als Schüler im Deutschunterricht am Gymnasium, 5. Klasse. Unser sehr strenge, erzkonservative, immer in Schwarz gekleidete Lehrerin (Deutsch/Französisch, damals etwa 50) trug ihn und beduftete damit die ganze Klasse. Sie war nicht bei vielen beliebt, "Schwarze Witwe" war so ein Spitzname im Umlauf.
Unabhängig davon verströmt der fast 100-jährige Klassiker, zu dem ich gerade das Buch lese, seit jeher etwas unglaublich Frauliches, Vornehmes, Zeitloses, weswegen er für mich wie kaum ein anderer Damenduft eigentlich zu jedem Alter passt (vielleicht nicht zu einer 15-Jährigen, gut, aber ab 20 aufwärts würde es mich freuen, ihn wesentlich öfter zu riechen als so manches süßblumige, affektierte Zeug...).
Die omnipräsenten Aldehyde sind eine einnehmende, einhüllende Klasse für sich - obwohl synthethisch, ist bei diesem Duft wie bei wohl kaum einem anderen perfekt gelungen, eine "echt" wirkende Reinheit und Grandezza und Femininität zu konstruieren, die ihresgleichen sucht. Seifig-sauber, dezent fruchtig durch einen Hauch Neroli. Sinnlich dank des floralen Dreiklangs Maiglöckchen, Jasmin und Rose, welche zugleich eine leichte Kühle verströmen, die "No.5" einen gewissen Grad an Distanziertheit bzw. gut dosierten, (noch) sympathischen Arroganzgebahrens (als "natürlichen" Schutzschild) verleihen.
Im Verlauf immer leicht aldehydig bleibend, dabei moderat milde Holzakzente zulassend, unterschwellig ein sehr behutsam dosiertes Vetiver, das einen zarten grünen Grundton unter alles legt. Pure Kunst!
Bleibt uns hoffentlich erhalten, solange die Erde sich mit Menschen drauf dreht...
5 Antworten
FabianO vor 5 Jahren
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Merci beaucoup, Loveluxury!
Loveluxury vor 5 Jahren
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Super schön geschrieben, auf den Punkt. Ein wundervoller Duft. Gar nicht altbacken, frisch und elegant und kapriziös. Vielschichtig doch in Wirklichkeit. Ich trage ihn immer ab und zu und staune jedes Mal wie schön und gelungen die Zusammenstellung doch ist. POKAL.
Licorne vor 6 Jahren
Super Beschreibung! Ich trug die No 5 in EdT- und EdP-Konzentration mit großer Leidenschaft von 30 bis 48. Dann, ganz plötzlich, war es vorbei mit dieser Signatur. Warum? Weiß ich nicht, passierte einfach so. Nach mehr als zwei Jahren Pause (hab ihn tatsächlich von 2016 bis 2018 nicht getragen) beginne ich mich langsam wieder anzunähern. Ein bisschen bin ich noch am "fremdeln", wage es irgendwie nicht so recht - und frage mich, ob ich mich je wieder so zu Hause fühlen werde bei No 5 wie früher?
Gschpusi vor 9 Jahren
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Mit gefällt der seit eh und je nicht. Altdamenhaft muffig örgs - aber Geschmäcker sind ja verschieden ;-)
Marquis vor 9 Jahren
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Schön erfasst. Mir gefällt an Damen jedoch der Eau Premiere besser :)

