N°5 Eau Première 2008

Neroline
03.10.2020 - 09:32 Uhr
36
Top Rezension
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft

Happy Birthday Mr. President...

...hauchte Miss Monroe 1962 zum Geburtstag von J.F. Kennedy ins Mikro und trug dabei bestimmt Chanel N°5.
Ihr Kleid, die Torte und die Affaire mit J.F. Kennedy sind Legende. Denn spätestens seit sie einer Zeitschrift im Interview erzählte, dass sie als Nachtgewand nur einen Tropfen Chanel N°5 trage, war der Erfolg dieses Duftes nicht mehr aufzuhalten.
Die Fantasie von Millionen von Frauen wurde dadurch angeregt und jede wollte so sexy sein wie Miss Monroe und genauso riechen. Chanel N°5-das war ein kleines Stück vom Glück.

Ich habe keine Ahnung, wie der ursprüngliche Duft von 1921 roch, aber der heutige Chanel No5 ist mir zu stark. Ja, und irgendwie auch ein wenig zu altbacken. Da mich aber die Duftgeschichte faszinierte, habe ich mich dann doch damit beschäftigt, um herauszufinden, was es mit dem Duft auf sich hat. Immerhin feiert er im nächsten Jahr seinen 100. Geburtstag und das muss gewürdigt werden.

Im Spätsommer des Jahres 192o fing Ernest Beaux an, für Mademoiselle Chanel das erste Parfum zu entwickeln. Es war als Geschenk für Chanels Kundinnen gedacht. Es sollte ein Parfum für eine Frau mit dem Duft einer Frau sein.
Es wird bis heute vermutet, dass er das Parfum, welches er ursprünglich als Hommage an die ehemalige Zarin Katharina entwickelt hatte, als Ursprung seiner Entwicklungen verwendet hat. Frau Chanel selbst hatte das Parfumgeschäft wohl nicht richtig eingeschätzt und deshalb sehr früh alle Rechte abgetreten. Es kostet sie viel Mühe und Zeit, um doch wieder einsteigen zu können. Mit keinem ihrer Düfte erreichte sie je wieder solch einen Erfolg.

Die damals neu in der Duftwelt eingesetzten Aldehyde sollen für die strahlende Frische des Duftes verantwortlich sein. "Strahlende Frische" frage ich mich nun, die kann ich nicht erkennen. Finde dann aber heraus, dass Aldehyde oberhalb einer bestimmten Konzentration, oder beim Altern oft als, ranzig, fischig oder alt empfunden werden. Bei der Dosierung im Labor muss daher mit Bedacht gearbeitet werden. Das Parfum selbst muss nicht nur dunkel gelagert werden, sondern sollte auch nicht allzu alt werden. Und genau darin liegt wohl das Problem: Das damals fast unerschwingliche Fläschchen wurde nur zu besonderen Anlässen verwendet und veränderte sich dann mit den Jahren. Genau dann entsteht nun der "Oma Helga" Eindruck.

N°5 enthält als eines der ersten Damendüfte Vetiver. Das Süßgras wird wird gewöhnlicherweise in Herrenparfums eingesetzt. Es findet sich ebenso wie Eichenmoos in vielen Chaneldüften und ist mitverantwortlich für die herbe Süße die typisch für Chanel ist. Auch in Coco Mademoiselle findet sich Vetiver. Ursprünglich war dies wohl die Handschrift des Parfümeurs Ernest Beaux. Es ist wohl dieser Reiz zwischen den vielen süßen und blumigen Komponenten sowie den eher männlichen und herben Ingredienzien, die die Fazination von N°5 ausmachen.

Für unsere an süße Kuchengerüche gewöhnten Nasen ist das im ersten Moment sehr schwer nachvollziehbar.

Aus Artenschutzgründen sowie aus Gründen der Toxidität verschiedener Inhaltsstoffe ist der Ursprungsduft immer wieder adaptiert und an die Normen angepasst worden. Dazu gehören unter anderem Zibet, Moschus, Jasmin oder Eichenmoos. Auch wenn die vielen sogenannten Reformulierungen vielen ein Dorn im Auge sind, begrüße ich, dass keine tierischen Produkte wie Moschus oder Zibet mehr verwendet werden.
Auf Eichenmoos und Jasmin reagieren viele Menschen sehr stark, auch hier musste nachgearbeitet werden.Insgesamt hat sich der Duft dadurch sicherlich verändert.

Chanel N°5 feiert im nächsten Jahr seinen 100. Geburtstag. Sicher wird das Haus Chanel den großen Geburtstag gebührend feiern. Denn trotz der 100 Jahre ist N°5 immer noch ganz vorne mit dabei, verbinden viele Menschen mit Parfum genau diesen Duft.

Ich habe nun die verschiedenen N°5 getestet und mich tatsächlich in einen verliebt: Der No5 Eau Premiere. Auch nicht mehr taufrisch, aber irgendwie an mir vorbeigegangen. Das ist für mich tatsächlich ein Duft, der nicht von dieser Welt ist:

Die strahlende Frische der Aldehyde mit den typischen Anklängen von Orangenschalen kommt hier sehr viel besser zum Vorschein als im Original. Es besitzt die Leichtigkeit, die ich mir gewünscht habe. Vielleicht war das auch 1921 schon so? Wer weiß das.

N°5 Eau Premiere unverkennbar eine Enkelin der berühmten Uroma. Es ist aber weicher und sanfter als seine berühmte Ahnin. Von daher auch deutlich jünger und moderner. Es ist, als habe man eine dicke Schicht vom Duft genommen.
Irgendwie habe ich hier tatsächlich eine Ahnung von dem was Ernest Beaux so faszinierte: Die prickelnde Frische der Aldhyde zu Beginn. Es ist wie Kohlensäure im Wasser.

Auf der Haut entwickelt sich Eau Premiere zu einem Duft, der mich nach einiger Zeit an Menschenhaut erinnert. Daran, wie wir als Kinder rochen, als wir vom Schwimmbad mit dem Fahrrad nach Hause gefahren sind oder daran, wie ein frisch gebadetes Baby riecht. Auch an die frische Luft morgens um 5.30h beim Campen im Sommer oder den frischen Hauch auf der Haut nach einer Bootsfahrt. Frisch, warm und weich und nach viel Sonnenstrahlen. Eau Premiere verändert sich auch kaum. Nach der anfänglichen Frische wird er warm und weich. Er bleibt wie ein zarter Duftschleier über viele Stunden auf der Haut. Nicht spektakulär, nicht erotisch oder orientalisch schwer. Aber so gut und so schön – oder wie mein Mann sagt: Der riecht nach Liebe.

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