Series 2: Red - Sequoia 2001

CdG
24.02.2011 - 08:01 Uhr
13
Top Rezension
5
Haltbarkeit
6
Duft

Besoffenes Timbuktu

„Sequoia“ beginnt mit einem alkoholisch-süßen Auftakt, der mich spontan an Waldbeerenlikör erinnert. Zügig wandelt sich die Kopfnote in ein Herz aus Rum und Hölzern, in dem floral-balsamische und bittersüße Untertöne anklingen. Diese leicht dissonante und unkonventionelle Mischung ruht auf einer Basis, in der sich u. a. Opoponax und Adlerholz (Oud) erahnen lassen.

Wenn man sich die einzelnen Kreationen von Bertrand Duchaufour einmal genauer unter die Nase hält, fallen einem insbesondere bei früheren Kompositionen zwei Umstände auf: Zum einen scheint Duchafour eine Vorliebe für exotische Blüten und Hölzer zu haben – im Falle von „Timbuktu“ und „Sequoia“ ist es Karo-Karoundé –, zum anderen stechen seine Düfte oftmals sprichwörtlich durch eine „olfaktorische Spitze“ hervor. Anders ausgedrückt findet sich in vielen seiner Eaux eine Komponente, die man sehr prägnant herausriechen kann.

In „Sequoia“ ist jene Spitze eine süßlich-alkoholische Rumnote, die ich meine auch im acht Jahre später kreierten „Vanille Absolument“ (L’Artisan Parfumeur) wiederentdeckt zu haben. Fast bin ich versucht, hier von einer Rumfahne zu sprechen, da sie gut zwei Drittels des gesamten Duftablaufs alles andere hartnäckig überlagert. Und leider ist es just diese Duftkomponente, die mich an „Sequoia“ stört. Würde sie fehlen, wäre das, was übrig bliebe, eine Art unfertiges „Timbuktu“. Ohne dies wertend zu meinen, scheint es mir ohnehin so, als würde „Sequoia“ sich gut in die Riege der Düfte von L’Artisan Parfumeur einreihen.

Obwohl ich bislang noch nicht die Gelegenheit hatte, den Duft von kalifornischem Rotholz zu riechen, ist mir bekannt, dass der Mammutbaum zu den Nadelhölzern gezählt wird. Eingedenk dessen hätte ich von „Sequoia“ deutlich mehr ätherische Holznoten und dafür weniger der beerig-süßen Rumfahne eines Holzfällers erwartet, der sich am Zypressengewächs mit seiner Axt zu schaffen macht.

Doch wie dem auch sei: Im letzten Drittel des Duftablaufs entfaltet „Sequoia“ seine eigentliche Schönheit – bedauerlicherweise ein wenig zu spät wie ich finde. Gerne wäre ich von Duchafours Rotholzinterpretation deutlich mehr begeistert. Trotzdem möchte ich die deutlich erkennbare handwerkliche Qualität dieses Dufts nicht unerwähnt lassen.

Die Verwendung von Karo-Karoundé in Parfüms und Kosmetik wurde übrigens zwischenzeitlich von der IFRA und der EU wegen des hohen Anteils an (giftigem!) Benzylcyanid untersagt. Ob sich dieser Umstand auch auf die Verfügbarkeit von „Sequoia“, „Timbuktu“ und anderen Karo-Karoundé-haltigen Parfüms wie „Pleasures“ (Estée Lauder) und „Shaal Nur“ (Etro) auswirkt, bleibt abzuwarten. Zur Not muss eben wie sooft reformuliert werden, was ich im Falle von „Sequoia“ gar nicht mal so bedauerlich fände. ;)
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