Wonderwood Comme des Garçons 2010
19
Top Rezension
Geschichten aus dem Sägewerk, oder auch: Reibung erzeugt Wärme
Wonderwood empfinde ich nicht als einen übermäßig gefälligen Duft. Nichtsdestotrotz, nein, gerade deswegen verfügt er über eine hohe Anziehungskraft, ist spannend wie eine gut aufgebaute Erzählung.
Mit einem Wald hat Wonderwood nicht viel zu tun, denn dazu fehlen mir Blattgrün, Erde und Moos. Vielmehr geht es hier um Holz. Ja, ich würde den Namen dahingehend interpretieren, dass der Duft zwar auf einem Naturmaterial aufbaut, in der Summe der Eindrücke aber doch tendenziell Kunst (nicht: künstlich) ist. Das Wunderholz ist nicht abstrakt, aber durchaus abstrahiert.
Den Auftakt hat Apicius schon sehr gut beschrieben, auch bei mir taucht anstelle des Zitruselements eine Frische auf, welche mich an getrocknete Minzblätter erinnert. Dazu gesellt sich Vetiver, eine ordentliche Portion Pfeffer und ein winziger Hauch Muskatnuss. Hintergründig kündigen sich jedoch bereits hier auch die Hölzer an.
Das Herz erinnert mich dann an den Geruch in einem dunklen Sägewerk, die kürzlich geschnittenen Holzscheite, die Späne, der Holzstaub, ein wenig Harz oder Teer. Sandelholz gibt den Ton an, gefolgt von Zeder und einer dezenten Weihrauchnote. Mit einem Wort: Herrlich! Aber hier gilt ebenso: Die Komposition ist nicht konkret, sondern eher eine Art Rekapitulation des Tatsächlichen. Es ist sinnvoll, auf diesen Gedanken noch etwas näher einzugehen und einen weit hergeholten Vergleich heranzuziehen:
In der Erzähltheorie gibt es die Trias aus Erlebnis - Erinnerung - Erzählung. Während ersteres noch ganz konkret ist, geht es beim Erinnern eher um Bedeutung und Kontext, welche dem Erlebten beigemessen werden, um Bewusstseinssedimente. Die Erzählung wiederum ist die Brücke zwischen „damals“ und „heute“, dabei immer an die aktuelle Erzählsituation (ergo auch den oder die Zuhörer) rückgekoppelt.
Letzten Endes liegt genau darin nun eine der Stärken von Wonderwood: Aufgrund seines Facettenreichtums und Abstraktionsgrades erlaubt er es dem Träger, seine jeweils ureigene Version der Geschichte aus dem Sägewerk zu konstruieren.
Und seine weiteren Vorzüge?
Ein Überraschungsmoment, irgendwo zwischen Herz und Basis taucht immer mal wieder ein Akkord auf, der wie eine Mischung aus geschmortem Gummi und frischem Schweiß riecht. Ich schreibe das dem Duo Oud und Kümmel zu. Es hört sich nun nicht unbedingt appetitlich an, macht Wonderwood aber gerade reizvoll, weil etwas widerspenstig, woraus sich dann auch die Verknüpfung zu o.g. physikalischen Prinzip ergibt. CdGs Kreation irritiert und fasziniert durch dieses ihr innewohnende Wechselspiel, man möchte den dargebotenen Kosmos unbedingt genauer erforschen.
Die Haltbarkeit würde ich mit etwa sechs bis sieben Stunden beziffern. Obwohl der Duft nah an der Frau (oder am Mann) bleibt, rate ich davon ab, direkt an der Haut zu schnuppern, dann bekommt Wonderwood leicht eine unangenehm stechende Note. Mit ein wenig Distanz zwischen Aorta und Duft komme ich allerdings zum Schluß: Sehr empfehlenswert.
Mit einem Wald hat Wonderwood nicht viel zu tun, denn dazu fehlen mir Blattgrün, Erde und Moos. Vielmehr geht es hier um Holz. Ja, ich würde den Namen dahingehend interpretieren, dass der Duft zwar auf einem Naturmaterial aufbaut, in der Summe der Eindrücke aber doch tendenziell Kunst (nicht: künstlich) ist. Das Wunderholz ist nicht abstrakt, aber durchaus abstrahiert.
Den Auftakt hat Apicius schon sehr gut beschrieben, auch bei mir taucht anstelle des Zitruselements eine Frische auf, welche mich an getrocknete Minzblätter erinnert. Dazu gesellt sich Vetiver, eine ordentliche Portion Pfeffer und ein winziger Hauch Muskatnuss. Hintergründig kündigen sich jedoch bereits hier auch die Hölzer an.
Das Herz erinnert mich dann an den Geruch in einem dunklen Sägewerk, die kürzlich geschnittenen Holzscheite, die Späne, der Holzstaub, ein wenig Harz oder Teer. Sandelholz gibt den Ton an, gefolgt von Zeder und einer dezenten Weihrauchnote. Mit einem Wort: Herrlich! Aber hier gilt ebenso: Die Komposition ist nicht konkret, sondern eher eine Art Rekapitulation des Tatsächlichen. Es ist sinnvoll, auf diesen Gedanken noch etwas näher einzugehen und einen weit hergeholten Vergleich heranzuziehen:
In der Erzähltheorie gibt es die Trias aus Erlebnis - Erinnerung - Erzählung. Während ersteres noch ganz konkret ist, geht es beim Erinnern eher um Bedeutung und Kontext, welche dem Erlebten beigemessen werden, um Bewusstseinssedimente. Die Erzählung wiederum ist die Brücke zwischen „damals“ und „heute“, dabei immer an die aktuelle Erzählsituation (ergo auch den oder die Zuhörer) rückgekoppelt.
Letzten Endes liegt genau darin nun eine der Stärken von Wonderwood: Aufgrund seines Facettenreichtums und Abstraktionsgrades erlaubt er es dem Träger, seine jeweils ureigene Version der Geschichte aus dem Sägewerk zu konstruieren.
Und seine weiteren Vorzüge?
Ein Überraschungsmoment, irgendwo zwischen Herz und Basis taucht immer mal wieder ein Akkord auf, der wie eine Mischung aus geschmortem Gummi und frischem Schweiß riecht. Ich schreibe das dem Duo Oud und Kümmel zu. Es hört sich nun nicht unbedingt appetitlich an, macht Wonderwood aber gerade reizvoll, weil etwas widerspenstig, woraus sich dann auch die Verknüpfung zu o.g. physikalischen Prinzip ergibt. CdGs Kreation irritiert und fasziniert durch dieses ihr innewohnende Wechselspiel, man möchte den dargebotenen Kosmos unbedingt genauer erforschen.
Die Haltbarkeit würde ich mit etwa sechs bis sieben Stunden beziffern. Obwohl der Duft nah an der Frau (oder am Mann) bleibt, rate ich davon ab, direkt an der Haut zu schnuppern, dann bekommt Wonderwood leicht eine unangenehm stechende Note. Mit ein wenig Distanz zwischen Aorta und Duft komme ich allerdings zum Schluß: Sehr empfehlenswert.
6 Antworten


Wonderwood ist ein tolles Parfüm, daß rundum gelungen ist!
Eine weitere Theorie ist, dass das Gujakholz für diese fiese Note verantwortlich ist...