Green Irish Tweed von Creed

Green Irish Tweed 1985

Naaase
06.05.2014 - 10:16 Uhr
Top Rezension
8Duft

Cary Grant im Green Irish Tweed meets Creed

Mal ehrlich, was verbinden wir mit Irland ? Guinness-Bier und elf tapfere Fußballer, einst von dem legendären Giovanni Trapattoni trainiert, die zumeist bei großen Turnieren mit von der Partie sind. Zumindest am heimischen Bildschirm sitzend. Und dort eben, wohl im Gegensatz zu unseren Jungs in Schwarz-Weiß, die Vorzüge eines ebenso würzigen wie eiskalten Guinness-Bieres genießen können.

Landläufig verbindet unsereins jedoch den legendären Film-Schönling und Frauenschwarm Cary Grant nicht mit Irland. Immerhin ging es in einem seiner bekanntesten (Hitchcock-) Filmen um die Dächer von Nizza und nicht um die etwa von Dublin. Und nur sehr kurzsichtige Personen werden den 1959 erschienenen (ebenfalls Hitchcock-) Klassiker als "Unsichtbaren Briten" in Erinnerung haben.

Und, um die Sache noch komplizierter zu machen: Was hat ein im Jahr 1946 als Sohn des Generaldirektors bei "Christian Dior" geborener Franzose auch noch damit zu tun ?

Liebe Leser, ich möchte Euch nicht länger auf die Folter spannen: Das Verbindungsglied ist natürlich das renommierte Parfum-Haus "Creed" und dort -genauer gesagt- unser heutiger Kandidat "Green Irish Tweed". Dieses Werk wurde von Pierre Bourdon erschaffen. Glaubt man der umtriebigen Marketing-Abteilung dieser Marke soll er es geradezu für Cary Grant erschaffen haben. Zumindest gerüchteweise. Trapattoni würde wohl dazu sagen:"Was erlaube Creed !"

Doch verlassen wir nun Trapattoni und wenden wir uns diesem ominösen Franzosen, nämlich Pierre Bourdon zu. Denn nach meiner (bescheidenen) Auffassung handelt es sich hierbei um einen der größten (Parfum-) Künstler unserer Zeit.

Er wurde 1946 in Paris als Sohn von Rene Bourdon, seines Zeichens bereits "Directeur General" bei "Christian Dior", geboren. Zunächst studierte er Politik- und Wirtschafts-Wissenschaften an dem Pariser Institut für politische Studien. Kommt also auch -wie manche seiner berühmten Kollegen (z.B. Maurice Roucel, der ursprünglich Chemiker war)- aus einer "fachfremden Richtung". Endlich 1971 begann Pierre Bourdon seine Ausbildung als Parfumeur an der Parfumschule Roure in Grasse. Parallel wurde er von dem Begründer der modernen Parfümerie, Edmond Roudnitska (der Schöpfer von Werken wie "Diorella", "Diorissimo und "Femme de Rochas"), zwei mal wöchentlich in Cabris unterrichtet. Nach fünfjähriger Ausbildung in Grasse zog Pierre Bourdon nach Paris, um dort für das Parfumhaus "Roure" zu arbeiten. Dort schuf er in einem Zeitraum von 11 Jahre währenddessen Düfte wie Yves Saint Laurent's "Kouros", "Pavielle" für Avon oder "Darling" für Elida Gibbs. 1982 war er Mitbegründer und Chefparfumeur von "Takasago Europa". In dieser Zeit entstanden Werke wie Davidoff's "Cool Water", Joop's "Homme" und Jil Sander's "Sun". 1991 verließ er "Takasago Europa", um bei "Quest" zu arbeiten. Die bekanntesten Düfte aus diesen Jahren sind wohl "Night Flight" (für Joop!) und "Kouros Eau de Fraîcheur" (für Yves Saint Laurent).
Nach dieser kurzen Zeit bei "Quest" gründete Pierre Bourdon die Pariser Tochtergesellschaft von "Fragrance Resources". Dort entstanden (unter anderem) Düfte wie Christian Dior's "Dolce Vita", Davidoff's "Cool Water Woman" und Salvatore Ferragamo's "Tuscan Soul".

Natürlich stammen auch zwei meiner absoluten Lieblings-Düfte "Good Life" (Davidoff) aus dem Jahr 1998 und der 2007 entstandene "French Lover" (Edition Frédéric Malle) von ihm.

Und eben auch "Green Irish Tweed" (wohl 1985 - das mit Cary Grant rechne ich jetzt besser nicht nach).

Aber wie riecht denn nun "Green Irish Tweed" ?
Er startet mit etwas herben Eisenkraut, das mit einer frischen Zitrusfrucht vermischt ist. Dabei handelt es sich nicht um eine spitze oder gar scharfe Zitrone, sondern um eine angenehm weiche Bergamotte. Das Ganze könnte jetzt in ein beliebiges Cologne abdriften, wenn da nicht noch eine weitere Zutat beigemischt wäre: Eine kühle Minze. Wie ich finde : Eine super Idee. Denn: Von der Bergamotte kommt das (wenn auch sehr angenehm) Saure, das von dem würzigen Eisenkraut aufgefangen wird. Und das Ganze wird dann auch noch mit der erfrischenden Minze komplettiert. Flankiert von dieser künstlich erzeugten Meeresbrise, die später dann auch charakteristisch für "Cool Water" sein sollte.

Dann wird's blumig. Nämlich in Form eines putzigen Veilchens. Aber nicht übertrieben. Denn: Die "Hauptdarsteller" aus der Kopfnote bleiben natürlich dabei und sorgen auf diese Art und Weise dafür, dass aus der ganzen Sache kein Blumenstrauß wird. Insbesondere das sich vornehm zurückhaltende, aber im Hintergrund dennoch präsente, Eisenkraut gefällt mir in dieser Phase ganz besonders gut. Die in der Duftpyramide angegebene Iris vermag ich dagegen -wenn überhaupt- nur äußerst zurückhaltend zu vernehmen.

Doch dann wird's dunkler: Amber und Sandelholz betreten mit Pauken und Trompeten die Bühne und sorgen für ein gerüttelt Maß an Tiefe. Doch: Auch da bleibt das erfrischende Grundthema mit von der Partie.

Wie lange ? Na ja, "Green Irish Tweet" ist kein Marathon-Läufer.
Bei dem Vorhaben, in 80 Tagen die Welt zu umrunden, müsste man demgemäß schon das eine oder andere Mal nachdieseln. Aber einen gemütlichen DVD-Abend mit Filmen von Cary Grant steht "Green Irish Tweed" zweifelsohne problemlos durch.

Die Projektion ist im guten Business-Bereich, daher auch vielfältig einsetzbar. Ebenso, wie der kunstvolle Flakon durchaus eine Zierde für jedes Badezimmer sein wird.

Tja, wie lautet jetzt mein Fazit ?
An sich mag ich ja diese "Themen-Parfums" sehr gerne. Und -das muss man zugestehen- bei "Green Irish Tweed" wurde das Thema mit den grünen irischen (saftigen) Wiesen (schon mit dieser Bergamotte-Eisenkraut-Wasser-Kombination) trefflich umgesetzt. Das Ganze hat zudem auch noch so einen konservativen Touch, wie eben so Anzüge (oder Sakkos) aus diesem festen Tweed-Stoff.

Ja ja, bei der Umsetzung des Themas kann man nicht meckern. Ebenso wenig wie bei der Natürlichkeit der verwendeten Zutaten.

Aber warum ist er dennoch für mich kein Kaufkandidat (den Preis mal beiseite gelassen) ? Das Ganze ist mir irgendwie dann doch zu konservativ, zu bieder und zu brav. Aus diesem Grunde eben trage ich auch keine Tweed-Sakkos oder gar Tweed-Anzüge. Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich auf "basenotes" mal gelesen habe, "Green Irish Tweed" sei laut einer Umfrage derjenige Duft, der seinem Träger die meisten Komplimente einbringe. Ich weiß nicht so recht...
7 Antworten
Jpg153Jpg153 vor 11 Jahren
Nee Nee, der Kerry wirt sich da im Krabe umdrähn unt nach dir ruven! :-))
NaaaseNaaase vor 11 Jahren
Jetzt ist hoffentlich jedes "d" beim guten Cary verbessert ! Er mögäh äs mier vehrzaien ;-)
RivegaucheRivegauche vor 11 Jahren
Kurze Info: Cary Grant schreibt sich mit "t"...das hier kannst Du auch wieder löschen ;-) Gruß.
DobbsDobbs vor 11 Jahren
Informativ und gut geschrieben!
TAAKETAAKE vor 11 Jahren
ausgezeichneter kommi!!! absolute spitzenklasse! wunderbar beschrieben mit phantastischen infos! vielen dank für dieses außerordentliche lesevergnügen! megagroßer pokal!
ABCABC vor 11 Jahren
Sehr anschaulich beschrieben. Werde ihn auf jeden Fall mal testen. Pokal für Dich.
NasenmannNasenmann vor 11 Jahren
Ein sehr informativer, gut geschriebener Kommentar! Allerdings würde ich Chemiker wahrlich nicht als "fachfremde Richtung" bezeichnen.