Royal Mayfair
Windsor
2009

TheScenter
15.12.2017 - 07:47 Uhr
14
Top Rezension
6
Preis
7
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft

Gin Tonic im Rosengarten

Creed's Royal Mayfair erwischte mich zufällig bei einem "Parfümhausbesuch", als Himalaya schon eine ganze Weile auf meiner Merkliste stand und ich endlich nochmal einen Hauttest durchführen wollte. Anders als die meisten bekannten Creeds der Brigarde, steht RM eher im Abseits und wird nicht derart heftig gehypt, wie Royal Oud (besonders derzeit wieder) oder der nun meist extra schon versteckt in der Schublade liegende Aventus.
Nachdem ich ihn das erste Mal testete, brauchte ich eine ganze Weile, um ihn zu "verstehen". Anders als Himalaya, der zu dieser Zeit, durch seine konsequente Frische schon eindeutig den Vortritt hatte und schnell den Weg in meine Sammlung fand, zeigte sich RM für mich als eher sperriger Rosen-Eukalyptus. Erst Wochen danach wurde er für mich zunehmend interessanter und ich konnte seinem Drydown etwas abgewinnen, sodass er ebenfalls den Weg in meine Sammlung schaffte.

Direkt nach dem Aufsprühen, fühlt man sich tatsächlich etwas an die (für mich zum Glück seltenen) Tage der Erkältung erinnert, an denen mit Wick Vaporub gearbeitet werden muss.
Doch kaum hat man daran einen Gedanken verschwendet, eröffnet das Rosenbeet eine minzig-blumige Frische, die für mich auch eindeutig ein Alleinstellungsmerkmal hat.
In allem Blumen- und Holzspektakel jetzt von einer Gin-Note zu sprechen, die man höchstens erahnen, aber keineswegs herausriechen kann, scheint übertrieben. Aber tatsächlich birgt RM im Verlauf eine spritzig-klärende Frische, die sich mMn in einigen Gins (Hendrick's, Bobby's..?!) wiederfinden lässt. Das überrascht nicht wirklich, wenn man bedenkt, dass in einem guten Gin meist mit 5 - 11 "Botanicals"(Zitronenschale, Wachholder, Iriswurzel..) verarbeitet werden, die der RM-Duftpyramide zumindest etwas näher kommen.
Ich finde RM ist ein hervorragender Duft, der einem anfangs einiges abzuverlangen versucht, aber in seinem Verlauf imstande ist, den Träger durch seine blumig-minzige Frische durchaus zu belohnen. (Wie ein Gin Tonic in einem Rosenbeet nach Feierabend).

Die Haltbarkeit und Sillage gehen etwas auseinander, sind aber in anständiger Creed-Manier. Anfangs strahlt er sehr stark, ähnlich wie eine Nacht mit Wick Vaporub eingerieben und man sollte es meiden direkt am eingesprühten Handrücken zu riechen. Das abgeschwächte Niveau, was er nach einer Viertel Stunde in etwa erreicht, hält er dann auch gute 7 Stunden durch und Mann muss an einem Arbeitstag nicht unbedingt nachsprühen.

An dieser Stelle möchte ich zugleich noch auf einen Tipp von DaveGahan101 aufmerksam machen (vielen Dank nochmal an dieser Stelle). Er meinte, dass zwei Spritzer Himalaya der anfänglichen Sperrigkeit etwas entgegenwirken würden. Und siehe da.. es passt wie die Faust auf's Auge! Ich bin nicht wirklich ein Freund vom layern (ausgenommen Molecule) aber diese Kreation hat es mir seitdem einfach angetan. Wem das Blumenbeet oder das Wick Vaporub also zu unangenehm aufstößt, sollte auf jeden Fall einen Spitzer Himalaya dazusetzen. Mir brachte es nicht nur einen 100%en Wohlfühlfaktor, sondern vor allem auch zahlreiche Komplimente. Und so sitzt man nach Feierabend nicht nur im Rosenbeet bei einem Gin Tonic, sondern bestaunt noch im Hintergrund den Himalaya, der etwas Schatten spendet an diesem heißen Sommertag ;)

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