Fahrenheit

Fahrenheit Parfum 2014

Onyx
17.02.2015 - 12:46 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
7
Duft

Beinah von übergroßer Vanilleschote erschlagen

Auf der Suche nach holzigem beschloss ich, einen kleinen Exkurs in Richtung Vanille zu unternehmen. Mich sprach auch die Aufmachung und der Name des Duftes an. Der Begriff Fahrenheit, in Kombination mit dem gelb-roten, dunklen Farbverlauf des Flakons, ruft bei mir die Assoziation warmer bis feuerheißer, variierender Temperaturen hervor. Zudem mag ich den Duft der getrockneten Vanilleschote.

Der erste Eindruck war: wow. Einen so intensiven Duft dieser Art hatte ich nicht erwartet. Es war, als ob direkt unter meiner Nase eine Vanilleschote der Länge nach geöffnet und ihr Inneres vor mir ausgebreitet wurde.
Wie ich in den folgenden Stunden feststellte, zog sich die Vanille wie ein roter Faden durch die Entwicklungsstadien dieses Duftes. Doch sie veränderte sich ab und an.
Zu Beginn war es eine Vanilleschote, die bestens konserviert worden war und regelrecht vor flüchtigen organischen Substanzen zu zerbersten drohte. Jedoch lag sie nicht zwischen Ihresgleichen, sondern in Orangen eingebettet. Diese mischten sich dezent, dann vehementer unter und wetteiferten mit der Schote um den ersten Rang, blieben jedoch hinter ihr zurück. Daraufhin wurde es holziger und schwerer. Gäbe es einen Vanillebaum, würde ich mir so den Geruch seines Holzes vorstellen. Der Geruch war von Beginn an warm und schwer und ließ nun eine leicht rauchige Note vernehmen - mir kam das Bild eines alten, teils sonnenlichtdurchfluteten Zigarrensalons mit aus vanillebaumholzvertäfelten Wänden in den Sinn. Dieses Bild war aber nur von kurzer Dauer und wurde von einem anderen Szenario abgelöst: So stelle ich mir den Geruch eines geheimen Kellers unter einem alten orientalischen Basar vor, der durch die sonnenbeschienenen Steine über der Decke nicht kühl, sondern warm und der mit Fackeln beleuchtet ist und in dem uralte Vanilleschoten in Jahrhunderte alten Truhen gelagert werden.

Der Duft war auch nach Stunden noch intensiv vernehmbar. Auf der Haut erschien er sehr warm und dicht, während er auf der Kleidung eher seine ganz leicht pfeffrige, zitrische Frische verströmte.
Von der Intensität der Vanille und ihrem wechselhaften Spiel bin ich begeistert. Jedoch ist mir der Duft schnell zu schwer, warm und dicht, weshalb ich ihn sehr gewissenhaft niedrig dosieren muss. Bereits bei geringer Überdosierung wird man nach kurzer Zeit von einer imaginären Vanilleschote getriezt, und es entsteht in mir die Assoziation zum intriegenspinnenden, Königreiche lenkenden Eunuchen Varys - dies wär mir eindeutig zu viel des Guten.
0 Antworten