Onyx

Onyx

Rezensionen
Onyx vor 9 Jahren 5
7
Duft
Beinah von übergroßer Vanilleschote erschlagen
Auf der Suche nach holzigem beschloss ich, einen kleinen Exkurs in Richtung Vanille zu unternehmen. Mich sprach auch die Aufmachung und der Name des Duftes an. Der Begriff Fahrenheit, in Kombination mit dem gelb-roten, dunklen Farbverlauf des Flakons, ruft bei mir die Assoziation warmer bis feuerheißer, variierender Temperaturen hervor. Zudem mag ich den Duft der getrockneten Vanilleschote.

Der erste Eindruck war: wow. Einen so intensiven Duft dieser Art hatte ich nicht erwartet. Es war, als ob direkt unter meiner Nase eine Vanilleschote der Länge nach geöffnet und ihr Inneres vor mir ausgebreitet wurde.
Wie ich in den folgenden Stunden feststellte, zog sich die Vanille wie ein roter Faden durch die Entwicklungsstadien dieses Duftes. Doch sie veränderte sich ab und an.
Zu Beginn war es eine Vanilleschote, die bestens konserviert worden war und regelrecht vor flüchtigen organischen Substanzen zu zerbersten drohte. Jedoch lag sie nicht zwischen Ihresgleichen, sondern in Orangen eingebettet. Diese mischten sich dezent, dann vehementer unter und wetteiferten mit der Schote um den ersten Rang, blieben jedoch hinter ihr zurück. Daraufhin wurde es holziger und schwerer. Gäbe es einen Vanillebaum, würde ich mir so den Geruch seines Holzes vorstellen. Der Geruch war von Beginn an warm und schwer und ließ nun eine leicht rauchige Note vernehmen - mir kam das Bild eines alten, teils sonnenlichtdurchfluteten Zigarrensalons mit aus vanillebaumholzvertäfelten Wänden in den Sinn. Dieses Bild war aber nur von kurzer Dauer und wurde von einem anderen Szenario abgelöst: So stelle ich mir den Geruch eines geheimen Kellers unter einem alten orientalischen Basar vor, der durch die sonnenbeschienenen Steine über der Decke nicht kühl, sondern warm und der mit Fackeln beleuchtet ist und in dem uralte Vanilleschoten in Jahrhunderte alten Truhen gelagert werden.

Der Duft war auch nach Stunden noch intensiv vernehmbar. Auf der Haut erschien er sehr warm und dicht, während er auf der Kleidung eher seine ganz leicht pfeffrige, zitrische Frische verströmte.
Von der Intensität der Vanille und ihrem wechselhaften Spiel bin ich begeistert. Jedoch ist mir der Duft schnell zu schwer, warm und dicht, weshalb ich ihn sehr gewissenhaft niedrig dosieren muss. Bereits bei geringer Überdosierung wird man nach kurzer Zeit von einer imaginären Vanilleschote getriezt, und es entsteht in mir die Assoziation zum intriegenspinnenden, Königreiche lenkenden Eunuchen Varys - dies wär mir eindeutig zu viel des Guten.
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Onyx vor 9 Jahren 1
6
Duft
Changierendes Birkenholz
Auf der Suche nach einem frischen und zugleich holzigen Duft mit klar dominierendem Holz in der Herz- und Fußnote stieß ich zufällig auf Reveal Men.

Der erste Moment der Olfaktion (gibt's das Wort in diesem Sinn? angelehnt an Degustation würde es so schön passen) ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben - ich konnte den Duft nicht sofort zuordnen, wusste aber, dass ich ihn kenne und klar benennen kann. Nach einigen Sekunden des Überlegens fiel es mir ein. Vor etwa einem Monat habe ich mehrere Stunden damit verbracht, aus einem etwa 15 Kilogramm schweren Stammstück einer frisch gefällten Birke ein Ei herauszudrechseln. Durch die frischen, feuchten Späne in unterschiedlichsten Stärken und Baumsaft-Tropfen hatte sich der Geruch intensiv verbreitet und eingeprägt und war sogar temporär an der Jacke, die ich zu jener Zeit trug, hängengeblieben.

Dementsprechend war ich überrascht, diesen Geruch nun in einer Parfumerie wiederzufinden. Die Inhaltsstoffe mögen andere sein, und viele Tester mögen anderes daraus herrausriechen, und natürlich können viele Kombinationen nach einem einzigen, anderen Stoff riechen und umgekehrt - ich jedoch nahm von Beginn an bis zum Ende, an dem nur noch die Fußnote zu erahnen war, Birke war. Während die Kopfnote dem sehr frischen Holz entsprach, wurden die folgenden deutlich süßer, bis hin zu einer fast schon sirupartigen Süße.
Es war nicht der Duft, den ich mir erwünscht hatte, denn Birke ist mir zu leicht, hell und sanft. Mir missfiel die starke und stärker werdende Süße, die, ähnlich wie bei vielen derzeit erhältlichen Duftwässerchen, vom Kern der Sache ablenkte. Trotzdem behalte ich den Duft positiv in Erinnerung, da er einen klaren roten Faden aufweist und somit - in meinen Augen - seine Daseinsberechtigung hat. Wer süße Birke mag, sollte mit dem Gedanken spielen, ihm eine Chance zu geben.
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