Louce
01.04.2012 - 12:53 Uhr
5
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Leise. Zärtlich. Sacht.

Sanft. Ganz weich und sanft. Dennoch Halt gebend, fest.
Da.
Nicht schon wieder weg oder halb auf dem Weg. Nicht ein Hauch, der verfliegt, bevor man ihm nachspüren könnte.
Da.
Bleibend.

Wie verfasst man so ein Gefühl, eine solche Umarmung in der Sprache von Duft? Einerseits verlangt die Thematik der Sanftheit pastellige Akkorde, eine intime, eher introvertiert wirkende Soft-Aura, andererseits fordert der Aspekt von Festigkeit und Halt eher deutliche Noten, Struktur, eine gewisse Schwere.
Wie bewahrt man ein Parfum, das ultimativ zärtlich sein soll, vor nur-hamonischem Dümpeln (was den Duft langweilig werden ließe)? Wenn die Berührung kostbar sein soll, wenn die Umarmung etwas bedeuten soll, dann braucht sie Charakter, aber Parfum-Charakter kann ganz schnell bedeuten, dass der Duft selbstherrlich-direktiv wird, nicht mehr sanft umarmt, sondern grob festhält.
Leichtigkeit aber nicht Leichtgewichtigkeit.

„Dans Tes Bras“ schafft das. Und zwar auf vollkommene Weise.
Ein klassischer Start mit Frische und Hesperidenhelligkeit wird (bis auf eine Minibergamottebegleitung) ausgelassen, stattdessen ist gleich von Beginn an Blumigkeit da. Sehr veilchenlastig, sehr weich. Jasmin steuert keine Jasminigkeit dazu, sondern nur etwas Kraft, damit das Veilchen nicht so blutleer und fleischlos duftet, wie es das ganz gerne tut. An der Gewürznelke (s.o.) habe ich erheblichen Zweifel. Eine Nelkenblume ist da viel eher auszumachen, die der Veilchenseeligkeit eine gewisse Kante verpasst, einem unbestimmten Dahinwallen Begrenzung gibt.
Der erste blumige Eindruck wird sehr früh untermalt von Wärme und Weichheit. Da ist etwas, das ich beinahe „Pudrigkeit“ nennen möchte.. es ist trockene Moschuspudrigkeit, …aber „Pudrigkeit“ trifft es nicht ganz. Es ist wie eine sehr matte Stoffartigkeit. Wie grob gewirktes Gewebe, das fast netzartig wirkt und sich überaus leicht auf den Duft, bzw. die duftende Haut legt. Dazu kommt ein milchiger Sandelimpuls. Weihrauch oder Patchouli kann ich nicht einzeln ausmachen.
Blumig, trocken, netzgewebeartig, milchig…. sehr, sehr sanft baut sich das Duftthema von „Dans Tes Bras“ auf und nimmt dann einen Verlauf ohne Spektakel: Keine Kurven oder gar Loopings, aber auch nicht still stehend und passiv. Es wird ein wenig dichter, ohne dadurch auch schwerer zu werden. Dabei wird der Duft körperlicher. Der Puls ist spürbar unter dieser Hautigkeit, aber er ist ruhig. Vielleicht liegt hierin die Patchoulirolle?
In der Basis wird die gewebeartige Netz-Pudrigkeit intensiviert. Die ungeheure Weichheit und behutsame Blumensachtheit die gestaltet wurden, werden dann zunehmend blasser und blasser, vermischen sich mit dem Duft, der hoffentlich tatsächlich gerade gehaltenen Haut, die in der Umarmung immer wärmer und ruhiger wird.
Ohne Schuld, ohne Last. Nah. Sicher.
Leise. Zärtlich. Sacht.
Da.
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