Fluxit
29.11.2018 - 15:50 Uhr
9
Sehr hilfreiche Rezension
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft

Raue Rose vs Echtes Eichenmoos

**Marke**
Naturdüfte, die sich hautnah an der Wildnis entlanghangeln sind eine Nische in der Nische. Juniper Ridge werden viele zumindest vom Namen kennen. Barnaby Black ist sozusagen ihr kleiner Bruder. Und Firn Fragrances? Das Schwesterlein. Das lebt zwar auch im Wald, schaut mit wachen Augen aber weiter in benachbarte Gebiete. Zum moosigen Boden, zum Sumpf, zum Ödland, zum Schwelbrand im Unterholz. Es fremdelt wie seine Geschwister, authentisch und unabhängig bis ungefällig. Mir gefällt die Variation des reinen Waldthemas dagegen ausgesprochen gut, auch wenn die einzelnen Düfte letztendlich sehr unterschiedlich ankommen.

**Duft**
Rose fremdelt in der Regel mit mir ebenfalls. Eine Note, die meiner Nase theoretisch sympathisch ist und praktisch dann doch zu blumig dahertänzelt, vor allem als Einzelstück. Klar, kann man kombinieren, hat man ja gefühlt auch schon etwa 17000 Mal mit Oud gemacht. Und, ey, nix gegen Oud. Aber Eichenmoos ... verflixte Kiste, ECHTES Eichenmoos, das nehm ich an 362 Tagen im Jahr doch deutlich lieber. Bei aller Liebe für deutsche Naturdüfte mit ihren strengen Auflagen lobe ich mir hier die noch nicht DIN-genormte Experimentierfähigkeit außerhalb der EU-Regulatorien, die bei Eichenmoos traurig um sich wüten. Rose Evernia hat genug Moos, um mich glücklich träumend ins Flechtenland zu schicken. Am Anfang, in der Mitte, am Ende. So herausgestellt, dass die einzelne Rose sich beizeiten fragend nach unten beugt, um ungläubig auf das moosige Fundament zu blicken. Toll, richtig toll. Rau, leicht holzigscharf, grün. Fast schon ruppig - und das meine ich im positivsten Sinne, denn es ist diese Rauheit, die Rose Evernia für mich als Rosenduft tragbar macht.

Nach drei Testtagen zu frühwinterlichen Temperaturen ergänzt sich das Bild von Meggis Winterrose, warm durch das Mr Evernia aufgeraut. Ich wette aber, dass sich dieses Parfum ganzjährlich ins Tageswetter einbindet, denn sowohl Rose als auch Eichenmoos halte ich für fantastisch warme Sommerbegleiter. Zwei Antagonisten im harmonischen Gegenspiel verbunden. Ohne Synthetik dissen zu wollen, ist die aromatische Vielfalt selbst weniger Ingredienzien eben doch eher die Stärke (mancher) der Naturduftmarken. Weniger ist mehr? Fest steht: Ich brauche nicht weniger, sondern mehr von diesem Stoff, der Flakon wird sich im Anschluss an den Kommentar direkt auf den Weg machen. [Edit: Oder auch nicht, denn aufgrund des Alkohols wird nicht nach Deutschland versendet. Shiettt!]

Ich bin ein Ventilator.
(In der Hoffnung, dass in der englisch übersetzten Version "Ich bin ein Fan" unter dem Kommentar steht ;)
4 Antworten