No. 89 1951 Eau de Toilette

Shamrock
12.12.2021 - 11:33 Uhr
10
Hilfreiche Rezension
4
Preis
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Warum riechen Sie nicht?

Eines vorab, James Bond hat weder Floris, noch sonst einen Duft verwendet. In „Liebesgrüße aus Moskau“ antwortet Bond auf die Frage, warum er nicht riechen würde mit „wir waschen uns.“ Damit ist alles gesagt. Vielleicht hat er nach der Rasur Talkumpuder benutzt, um die Haut zu beruhigen, aber das ist reine Spekulation. Ob Yardley, Taylor, TalcumKing, oder doch Floris, niemand weiß es und Fleming hat die Frage nie, bis auf den Roman, beantwortet.

Wenn Fleming in London war, dann gehörten unter anderem zwei Sachen auf seine Liste, einmal Zigaretten bei Morland & Co. bestellen und Floris besuchen. Als No.89 1951 erschien, kaufte er immer einen Flakon davon, sowie einen Flakon Special 127 - Churchills Signaturduft - . Der Grund für seine Entscheidung dürfte an seinem Wohnort gelegen haben, denn Jamaica ist nicht grad für seine Wintersportorte bekannt. Es heißt in seiner Villa Goldeneye trug er stets den Duft und ja, No. 89 verkörpert dieses britische Understatement. Es beginnt wie viele Düfte aus Großbritannien zitrisch, hier mit einer deutlichen Nerolinote die sich mit Bergamotte und Bitterorange um den Platz am Fenster streitet während der Lavendel brav im Gang steht.

Nachdem der Neroli die Oberhand gewonnen hat und in der ersten Klasse logiert, hat es das Blumenbouquet schwer sich durchzusetzen, eher widerwillig macht er Platz und gibt den Raum für die Rose frei. Bisschen schwülstig und opulent, der Mittelteil ist so gar nicht Britisch, sondern zeigt eine breite Brust. Aber das steht ihm, wie der Tuxedo, oder Dinnerjacket Fleming gestanden hat, wenn dieser seinen Gin trank - leider hat er es ab einem Punkt übertrieben und trank eine Flasche pro Tag bis ihm sein Arzt riet kürzer zu treten, ab bevorzugte er Bourbon. Das Duke‘s Hotel in London nimmt für sich in Anspruch den Martini kreiert zu haben, nicht nur Fleming, auch Bond mag ihn -

Nun wird der Duft wärmer, holziger, aber nicht weicher, das ist er von Anfang an. Erst Sandelholz, dann Eichenmoos, aber ich rieche auch wieder Neroli, aber das kann auch an meiner Haut liegen.

Alles in allem ein angenehmer Duft und ein typisches Kind seiner Zeit. Herrendüfte waren nicht sehr opulent bombastisch. Sie hielten sich zurück und sollten ihrem Träger ein angenehmes, sauberes Gefühl geben, schließlich war es noch die Zeit von Kernseife, Talkumpuder und eventuell billigem Rasierwasser. Etwas wie Floris war der elitären Mittelklasse und Oberschicht vorbehalten. Wer klassische Düfte kennenlernen möchte, dies wäre ein Kandidat.
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