Mémoire d'une Odeur 2019

IrisMann
09.09.2019 - 16:38 Uhr
18
Top Rezension
8
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft

Es fängt mit einer Tasse Kamillentee mit Honig an.

Endlich habe ich es heute mal direkt in unsere Provinhauptstadt Münster geschafft. Es gibt dort ja nicht nur eine der türkisen Filialen. Ich wollte doch auch mal dieses heiß diskutierte Duftwässerchen testen.

Also direkt auf das Gucci-Regal zugesteuert. Die schöne Verpackung lächelte mich schon an. Dieser schöne Grünton mit den goldenen Sternchen wirkt schon sehr vintage. Sieht so nach 50er aus. Doch der Tester war verschwunden. Die sehr nette Verkäuferin schien nicht nur fachliche Kompetenz zu haben sondern fand auch das Objekt der Begierde schnell wieder. Ein schöner klassischer Flakon der ebefalls mehr an die 50er als an die Hippiezeit erinnert.

Dann mal rauf auf den Teststreifen und auf die Haut. Und eröffnet wird der Duftreigen mit einer Tasse lauwarmen Kamillentee mit Honig. Den Geruch kenne ich noch aus meiner Kindheit. Das Hausmittel bei starker Erkältung. Die Kopfnote hält ca. eine halbe Stunde. Dann erscheint die Herznote und erinnert stark an feuchtes neues Papier. Ich glaube, dass Herr Morillas doch ein bisschen bei Herrn Frédéric Malle und dem dort erschienenen "Une Fleur de Cassie" abgeschaut hat. Bei diesem High-End-Duft findet man auch ein wenig diese Muffigkeit, die sich da aber in tiefster Melancholie auflöst. Bei der Basisnote griff Herr Morillas auf eine andere Kreation aus der Edition Malle zurück, nämlich auf "Geranium pour Monsieur". Beide Basisnoten ähneln sich zum verwechseln.

Der Duft ist mal was anderes. Das freut mich ja schon. Die Haltbarkeit der Basis ist gar nicht schlecht. Sie liegt bei mir schon bei über 6 Stunden. Die Sillage ist dafür grottig. Der Duft bleibt sehr hautnah.

Fazit! Für ein Label wie Gucci, dass in letzter Zeit doch oft durch mittelmäßige Mainstreamware aufgefallen ist, ist diese Duftkomposition sehr gewagt. Man sieht es auch an den sehr kontroversen Diskussionen und sehr unterschiedlichen Kommentaren und Statements. Aber endlich wird überhaupt mal wieder etwas gewagt. Natürlich kann man dabei auch auf die Nase fallen, aber nur immer die gleiche synthetische Duftgelpampe oder der zuckersüße leicht blumige Beliebigkeitsduft sind mir in den letzten Jahren genug auf die Nerven gegangen. Loben wir die Verantwortlichen bei Gucci doch mal für eine vielleicht nicht so einfache Entscheidung diesen Duft zu lancieren. Es kommt ja nicht mehr so oft auf dem Parfummarkt vor. Am Ende soll mit dem Produkt ja Geld verdient werden. Die großen Zeiten der Modeschöpfer die einem einen luxuriösen Traum verkauften sind leider vorbei.
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