Mitsouko Eau de Parfum

Eternity
06.03.2010 - 13:18 Uhr
30
Top Rezension
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Die Japanerin

Auf Wunsch Lolitas nun ein kleiner Kommentar:

Ich frage mich, ob eine Geisha in einem klassischen japanischen Teehaus so duften könnte, wenn ich darüber nachdenken soll, wie Mitsouko (zu deutsch:Mysterium,Geheimnis) riecht. Ist es die Mischung aus japanischer Körperpflege und dem unerschöpflichen Reichtum der Gewürze und Vegation Japans? Es ist ein intensiver aber zugleich auch dezenter Duft- ich weiß, ein Paradoxon an sich.

Ich wünschte, ich könnte dem Leser mit einem Bild dienen, das diesem Klasiker in würdiger Weise gerecht werden könnte, aber ich bin dazu nicht in der Lage, weil mich Mitsoukos Duft einfach nur an

Anisplätzchen erinnert :-)

Ich sehe förmlich wie Jacques Guerlain jetzt die Hände über den Kopf zusammenschlagen würde, wenn er könnte und mir vorwurfsvolle Blicke entgegenwirft. Wie kann ich nur mit solch einem Vergleich diesen Klassiker degradieren?

Ich habs halt nicht so mit fernöstlichen, orientalischen und würzigen Düften. Ich halte mich lieber an Blümchen,Moschus und Co auf. Ich bin mit Nivea und Penatencreme aufgewachsen. Meine Nase war nie mit großen olfaktorischen Herausforderungen konfrontiert gewesen. Die gewisse Fremde, die zugleich ein wenig vertraut wirken sollte, macht mir den Zugang zu Mitsouko schwer.

Hinzu kommt, dass Mitsouko keineswegs als reiner Damenduft durchgeht. Dazu fehlt ihm jegliche Süße. Ich finde, dass er absolut Unisex ist. Besonders im Zeitverlauf wird er etwas herber auf der Haut. An einer jungen Frau kann ich mir den Duft nicht vorstellen, dafür an Männern jeden Alters. Frauen, die eine Affinität zu leicht würzigen, fernöstlichen Düften haben, dürfte er gefallen. Mir gefällt der Duft auch, sonst hätte ich ihn nicht, aber in mir weckt er zuviele Erinnerungen und Assoziationen, die weit über einen Duft hinaus gehen.
Ich brauche einfache, femininere und blumigere Düfte, die mich nicht zum Grübeln bringen, so wie es Mitsouko macht.

Mitsouko ist ein Stück Geschichte, und ich finde, dass der Duft etwas Melodramatisches hat. Zjarr hat ihn wunderbar mit einer Träne verglichen. das ist ein unglaublich schönes Bild. Profumo sagt, er würde Mitsouko wählen, wenn er sich je für ein einziges Parfum entscheiden müsste. ich kann das sehr gut nachvollziehen und denke, dass Mitsouko einen Mann glücklich macht. Sie widerspricht nicht, ist ordentlich, schön, demütig und sehr klug.

Ich finde, dass der Duft an einer Frau zu feudal duftet. Es verleiht ihr Ernsthaftigkeit. Mir fehlt an ihm die Leichtigkeit und Unbekümmertheit der modernen Düfte. Ich bin leider ein Kind der 80er. Ich bin bunte Farben, Lautstärke, Aromastoffe und Geschmacklosigkeit gewöhnt- alles Dinge, die Mitsouko nicht sind.

Ich entschuldige mich bei Monsieur Guerlain und bei all seinen Anhängern für diesen unwürdigen Kommentar.
Edit: Nun weiß ich, wieso Mitsouko so eine Schwermütigkeit besitzt. Die Namensgeberin des Duftes ist eine Romanfigur inmitten des Japanisch-Russischen-Krieges um die Jahrhundertwende. Obwohl sie verheiratet ist, hegt die wunderschöne Mitsouko eine heimliche Liebe zu einem britischen Offizier. Sie erwartet sehnsüchtig das Ende des Krieges und unterdrückt dabei ihre tiefen Gefühle. Hach..., ich habe diese Melodramatik gerochen, und jetzt weiß ich, dass ich sie mir nicht eingebildet habe.
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