Drakkar Noir 1982 Eau de Toilette

JohnnyScents
21.04.2024 - 17:49 Uhr
6
9
Preis
9
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft

Runen, Deja- Vus und Rock n´Roll

Drakkar Noir, das schwarze Drachenboot, der vermeintliche Duft der brandschatzenden Nordmänner und Essenz der Götterdämmerung "Ragnarök", eingesperrt und gezähmt in einem dicken, schwarzen Flakon mit angedeuteter Runenschrift der wie ein Jahrtausende alter, von der kalten Ostsee angespülter und glatter Stein in der Hand liegt, ist ein ganz harmloser Duft.

Er ist frisch, grün aber auch irgendwie eisig. Kein Duft, der einem Wikinger gerecht würde. Die Assoziation mit kalten, nebligen Waldlandschaften kann ich aber verstehen.
Ich bin viel zu jung, um den Hype des Duftes miterlebt zu haben, mir begegnete der Name allerdings bereits zum Einstieg in die Parfümwelt. Ich testete ihn lange nicht, ging aber immer davon aus, er muss was ganz spezielles, gar kontroverses sein.
Nun, ich glaube speziell war er auch mal. Beim testen drehte ich regelrecht durch, nicht wegen der Intensität oder der Qualität des Duftes sondern weil er mir so unverschämt vertraut vorkam.
Ich kannte diesen Duft, der mir unbekannt sein sollte. Und ich kannte ihn gut. Er war schon bei mir, als ich noch ein Kind war, omnipräsent in Sportumkleiden der Schulzeit, immer mal wieder auch bläulich- unaufgeregt in meiner Dusche zuhause. Er riecht so, wie Deos und Duschgels für Männer nun mal riechen, zumindest wie viele davon.
Oder soll ich besser sagen, die riechen so wie Drakkar Noir? Ich rede nicht von den typischen, neueren "Blue fragrances" wie Bleu de Chanel etc. und den Produkten, die in eine ähnlich aquatische Richtung gehen.
Ich meine klassische "For Men" Produkte, die so unscheinbar und unaufgeregt sind, dass der Duft schon gar nicht mehr auffällt.
Drakkar Noir ist vielen Menschen bekannt, die noch nie davon gehört haben.
Irgendwie seltsam, so starke Deja- Vus habe ich noch bei keinem anderen Duft erlebt.
Der Duft selbst ist eigentlich wieder super zu tragen, wenn man unaufgeregt frisch-maskulin riechen möchte aber nicht nach Meer. Wird auch nicht als "alte Herren" Duft aufgefasst, lediglich als sehr maskulin.
Allerdings stelle ich mir den Duft vor 40 Jahren als absolute Offenbarung vor. Voran gingen nur schwere Leder-oder trockene Fougere und Chypre Düfte und dann kam der minzige, zitronige und eiskalte DK. Ich frage mich, welche Duftmoleküle da drin sind, vielleicht eine Art Aldehyd der 80er?
Meine Duftassoziation sind hier ganz klar Glam-Rock und Metal Bands und andere Künstler der 80er und 90er. Kunstnebel, Gitarren, Leder und schwarze Plattencover.
Schon witzig, dass dieser Duft einerseits an die gewöhnlichste, normalste und alltäglichste Dusche erinnert und einfach mit Sauberkeit in Verbindung gebracht wird und die ursprünglichen Intentionen irgendwie im Schatten erkennbar sind.
Ein solider, maskuliner Duft der sich heute dem Mainstream nicht unterordnet, aber einen großen Teil zu seiner Entstehung beigetragen hat. Wie Rock der 80er eben.
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