Rose Amazone 2014

Kaschima
18.02.2015 - 03:21 Uhr
13
Top Rezension
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Jetzt ist es doch passiert...

Elena hat sich an einem Rosenduft ausgetobt, der nichts, aber auch überhaupt nichts mehr mit dem Duftklassiker Amazone zu tun hat. Weder mit der 73er-, noch mit der 93er-Version. Ich habe beide lange benutzt und habe sie noch immer, weil mir einfach manchmal danach ist.

Rose Amazone ist kein Flanker, sondern ein ganz eigenständiger Duft, der sich nach meinem Duftempfinden eher an die "nachwachsende" Klientel des Luxus-Labels richten dürfte, also die jungen Damen der High-Snobiety. Warum auch immer man bei Hermès dachte, dass es eine gute Idee sei, diesen Duft an "Amazone" zu heften, wird wohl nur die Marketingabteilung beantworten können - oder doch der Meister himself?

Tatsächlich kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Phantasie Elenas, der ja nun auch schon die Amazonen der 70er, 80er und 90er Jahre kennt, sich sein eigenes Bild von der neuen, der jüngeren Amazone gemacht und dabei beschlossen hat, dass sie heute mehr wie die Fee auf dem Einhorn daherkommen sollte und nicht mehr so emanzipiert muskulös-würzig wie zuvor. Und das ist zugegebenermaßen wirklich gelungen! Ich war im ersten Augenblick versucht, den fruchtig-grünlichen Rosenduft in die Himbeerbonbonecke zu verdammen, dachte "zu spät - alles schon dagewesen", aber dann hat sich das unscheinbare Röschen doch noch gemausert und Flügel entfaltet. Zum Pegasus hat sich das Einhorn allerdings nicht mehr gewandelt, aber doch mit viel Luft unter den Schwingen.

Die Rose wirkt an keiner Stelle angestaubt oder altbacken-schwülstig, weil sie so fruchtig, zart süß und frisch-säuerlich unterstützt wird. Wer die rote Kombination aus Johannisbeere-Himbeere mag, wird gerne mit aufsteigen und sich den zarten Blütenkranz aufsetzen wollen. Eine sehr junge Amazone kommt dann aus den ersten Morgennebeln angeritten, deren Rosenranken nach und nach einen ganz schwach bitteren Unterton erhalten, der den Eindruck des "noch grün" verstärkt, ja, an geschlossene Knospen denken lässt, was dem Duft erfreulicherweise die fatale Beliebigkeit eines der "rosa Wässerchen" nimmt. Und hier - werde ich auf einmal das Gefühl nicht los, dass es sich überhaupt nicht mehr um "die Amazone", sondern "den Amazonas" handelt, der französisch ja auch einfach Amazone heißt... Monsieur Elena - fühlen Sie sich vielleicht dem Schutz dieser wilden Natur verpflichtet?
Auch das Drydown lässt diese Frage offen: Entweder JCE winkt der jungen Dame hoch zu Ross mit dem Zaunpfahl, dass auch sie mal welken wird oder schickt unsere Nasen gleich nah an eine kurz zuvor noch überschwemmte Stelle in der Nähe des Amazonas-Ufers, von dem der grün-süße Duft welkender Pflanzen emporsteigt... Hier steige ich jedenfalls -trotz bekennendem Hermès-Fan-Dasein - aus!

Wer eine "ernstzunehmende" und zugleich sehr transparente Rose aus den Meisterhänden empfangen mag, dem sei "Rose Ikebana" aus der Hermessence-Reihe empfohlen, die bleibt unverrückbar lebendig, wild und grün!
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