Ne me quitte pas 2012

Jifat
03.10.2013 - 08:22 Uhr
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Er verlässt mich nicht

Nun ein weiterer Duft der italienischen Reihe "Histoires d'Eaux" (Duftwassergeschichten, wörtlich: Geschichten der Wässer) der Turiner Firma Aston & Cooper. Acht Parfüms mit einer charmanten Geschichte als Hintergrund, eine, die vielerlei Assoziationen zulässt: ein Chansonnier in Paris, sein Leben, seine Lieben und Leidenschaften, seine Emotionen, seine Erinnerungen...
Und jeder Duft hat ein berühmtes Chanson als Leitmotiv.

NE ME QUITTE PAS (Verlass mich nicht), einer der größten Erfolge des legendären flämischen Sängers Jacques Brel, weckt in mir die Neugierde, seine Duftinterpretation kennenzulernen. Das Lied, eine Hymne auf eine leidenschaftliche Liebe und gleichzeitig ein verzweifeltes Flehen, ein Aufbäumen gegen die bittere Realität: Verlass mich nicht! Ne me quitte pas!

Brel singt nicht, er lebt dieses Drama, er liebt und leidet tatsächlich, in seiner kraftvollen, rauen, sonoren Stimme liegen alle Emotionen dieser Welt, liegen das Pathos großer Gefühle ebenso wie Verletzlichkeit, Melancholie und Resignation.

Ist das nicht zuviel Anspruch an ein Parfüm? Nein, wenn man weiß, was man erwarten kann und was nicht.

Der Duft zum Chanson hat sehr wohl Kraft und Intensität, man könnte es "dramatische Präsenz" nennen. Der zitrische, leicht herbe Auftakt, bald gefolgt von der fast narkotischen Süße des Jasmin-Absolus, umhüllt von leichter Pudrigkeit, entsprechen einem klassischen Muster. Doch beim Leitmotiv dieser Kreation, das wir ja schon (ein bisschen) kennen, kann es kein reines, süßes Glück geben. Balsamisch-tief, weich und holzig ist der "melancholische" Basisakkord aus Patchouli und Labdanum, der die Komposition ab- und umrundet. Im Gegensatz zu seinem "Geschwister-Wasser" La Maladie d'Amour ist er ein kraftvoller und gut haltbarer Duft.

Nach meinem Empfinden eine geglückte Umsetzung des vorgegebenen Themas.
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