Ame Torturée 2016

FRAgrANTIC
28.01.2018 - 10:17 Uhr
15
Top Rezension
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft

Duft einer hoffnungslosen Liebe

Âme torturée – gequälte Seele, hilflos den Wogen der Gefühle ausgeliefert, schwankend zwischen Hoffnung und Verzweiflung, wandernd zwischen Licht und Dunkelheit, sich klammernd an jede noch so kleine Geste.

Ein zarter Schmetterling der Seele erhebt sich im Sonnenschein, erwartungsvoll auf warmen Lüften segelnd macht er sich auf, dem Himmelskörpers des Begehrens entgegen, um alsbald mit angesengten Flügeln dem Boden entgegen zu trudeln. Wieder und wieder rafft er sich auf, denn der Stern lächelt ihm verheißungsvoll zu, dankt aber jede Annäherung mit schmerzbringender Verachtung. Weinend bittet der Schmetterling den Himmel um Hilfe, sich sehnend nach ewiger Liebe, auf eine Antwort, gar ein Wunder hoffend, doch der Himmel bleibt kalt.

Âme torturée macht es dem Analytiker schwer: wie auch das Gefühlswirrwarr der unglücklichen Verliebtheit lässt er sich nicht spalten in Kopf, Herz und Basis. Der Duft wabert zwischen den Welten, immer wieder kommen Akkorde in den Vordergrund, um sich plötzlich wieder für eine Zeit zurückziehen und dann erneut aufzutauchen. Er lässt sich eher empathisch erfassen, die gelisteten Noten geben die wahre Komplexität und Sinnlichkeit nicht wieder.

Blauregen ist gemeinhin für seine schwere Süße bekannt, was mich normalerweise eher abschreckt. Doch der Koriander, die Hölzer, Harze, etwas Neroli und Weihrauch würzen und dämpfen in einer Weise, die Âme torturée durchaus unisex machen. Die anfänglich Sillage ist stark, jedoch ohne den Träger und seine Umgebung zu überfordern. Der Duft wird nach etwa 6 Stunden hautnäher, die Gesamthaltbarkeit ist mit 10-12 Stunden wirklich gut.

So bin ich denn schon gespannt, was „De Mauvais Augure“ an Dufterlebnis für mich bereithält. Gerne würde ich von Ikiryo nach diesem rundherum positiven ersten Eindruck noch mehr testen, doch leider verschickt das kleine US-Indie-Label keine Proben ins Ausland, einen Vertriebspartner gibt es in Europa bis dato nicht. Daher geht mein besonderer Dank auf diesem Weg an JoHannes, der mir beide Proben zukommen ließ!
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