Chocolat Bàmbola 2011

0Phoenix0
14.04.2012 - 09:46 Uhr
7
Sehr hilfreiche Rezension
5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

Papaya-Schokoladen-Milkshake? Fehlanzeige!

Da meine Vorposterin mit ihrer Einleitung über olfaktorische Antidepressiva bereits die beste Einleitung geschrieben hat, die mal zu Gourmand-Düften schreiben kann, komme ich ohne weitere Abschweifungen direkt zum Kern der Sache:

1. Die Schokolade

Die Schokolade ist sofort da und kommt - auf meiner Haut - zunächst sehr, sehr trocken und dunkel (Kakaoanteil von >80%) daher, hellt aber mit der Zeit auf und wird samtiger, weicher, cremiger, ohne aber zur pappig-süßen Milchschokolade zu mutieren. Bewundernswert, wie Il Profumo das hinbekommen hat. Sehr positiv ist, dass die Schokolade natürlich wirkt und sich eben nicht als Grell-Lila-Milkakuh-Zuckerstück präsentiert.

2. Die Frucht

Als Noten sind hier Mango und Papaya angegeben, meiner Meinung nach riecht man aber deutlich mehr Papaya. Auch hier wurde wieder viel Wert auf Natürlichkeit gelegt; die Frucht möchte man tatsächlich essen und nicht - wie bei vielen anderen Fruchtdüften - verängstigt ihre neonleuchtende, strahlende bzw. verstrahlte Plastikhaut anstarren. Die Fruchtnote startet sehr hell und wird dann dunkler und verfliegt schließlich ganz. Bis nur noch die Schokolade übrig bleibt, vergehen aber wohl mindestens vier, fünf Stunden. (Kleine Anekdote: Ich habe den Duft gestern beim Sport getragen und habe mir beim Duschen dann offenbar die Frucht weggeduscht, die Schokolade ist dagegen heute noch da :D)

3. Die Blüten

Zwar sind Kirschblüte, Mandelblüte, Mimose, Pfirsichblüte, Seidenbaumblüte angegeben, die einzelnen Bestandteile rieche ich aber nicht heraus. Meiner Meinung nach nutzt Il Profumo hier einen aldehydischen, wenig natürlich wirkenden Blumenfarbe. Mich stört das überhaupt nicht, weil diese florale Ton nur der Verbindung von Schokolade und Papaya dient und eben nicht im Mittelpunkt stehen soll. Und für die Verbindungsaufgabe ist diese Zutat auch bestens geeignet: Ohne sie wäre der Kontrast zwischen hell und dunkel zu scharf; der ohnehin janusköpfige Duft würde mehr wie zwei separate (und nur wenig harmonische) Melodien klingen oder - in der Duftsprache - wie zwei schlecht gelayerte Düfte.

4. Mann oder Frau?

Zu diesem Punkt kann ich kaum etwas sagen, da ich die Unterteilung in Frauen- und Männerdüfte allenfalls bei Antaeus, Kouros und Eau Sauvage verstehe, nicht aber bei Gourmands, wie diese Schokopuppe (=chocolat bambola) einer ist.

5. Sillage und Haltbarkeit

Wie gesagt hat die Schokolade bei meinem Test Sport und Dusche überlebt und wurde dabei immer besser; die Fruchthaltbarkeit war nicht so ausgeprägt, was aber eben auch am Duschwasser gelegen haben könnte :D. Diei Haltbarkeit ist also überragend, die Sillage ist dagegen eher gering, was aber durchaus gewollt sein dürfte.

6. Fazit

Toller Duft, der die Idee einer Frucht mit Schokoladenüberzug sehr überzeugend umsetzt und dabei einen sehr sauberen Dreiklang aus Tiefen (Schokolade), Mitte (Blume) und Höhe (Frucht) aufbaut, dessen Töne sich auf interessante Weise mit der Zeit immer weiter annähern, ohne zu einer papaygelb-schokoladenbraunen-Milkshakesoße zu verschwimmen. Er hat sich daher einen Kommentar redlich verdient und bekommt von mir mit 90 von 100 Punkten meine bisher höchste Bewertung.

7. Vielen Dank

An Tivellon, ohne die ich weder diesen Duft kennen gelernt, noch so viel über Gourmand Düfte erfahren hätte.
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