0Phoenix0

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Rezensionen
0Phoenix0 vor 12 Jahren 7 5
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Einfach nur Bambus!
Momentan bin ich auf der Suche nach Bambus-Düften. Yves Rochers "Bambou" ist nun der erste, der bei mir eingetroffen ist und wird daher auch als Erster kommentiert:

1. Der Duft

Yves Rocher hat mit diesem Duft den natürlichen Bambusgeruch sehr gut eingefangen: Das Eau de Cologne riecht sehr grün, leicht, und wässrig-scharf. Vielleicht ist diese letzte Note auch die, die "Hasi" in ihrem Kommentar als "Rasierwasser" bezeichnet. Fakt ist aber, dass auch "echte" Bambusblätter diese Note besitzen: Nehmt mal ein paar frische, junge Bambusblätter und zerrupft sie in kleine Stückchen, dann riecht daran. Der austretende Saft hat eben diesen leicht herben, auf gewisse Weise scharfen Geruch. Für mich war aber das gerade wichtig: Der Duft sollte eben original nach Bambus riechen und nicht nach der in beinahe jedem grünem Duft zu riechenden frisch gemähten Graswiese.

2. Entwicklung und Haltbarkeit

Eine Entwicklung nimmt der Duft praktisch gar nicht. Die ersten fünf Minuten drängt sich die eben angesprochene Bambus-Schärfe in den Vordergrund, klingt dann aber schnell ab und es bleibt ein relativ milder Bambusgeruch zurück, als wäre man gerade durch ein Bambusgestrüpp gelaufen und rieche nun an seinen Kleidern. Nach einer Stunde ist der Duft dann kaum noch zu riechen; das Eau de Cologne gehört also zu den schwächeren seiner Art.

3. Sillage

Der Duft ist hautnah, eine Sillage besitzt er also überhaupt nicht (lässt sich aber möglicherweise durch eine Vielzahl von Sprühern ändern; eine Überdosierung ist bei so einem Duft kaum möglich).

4. Männlich oder weiblich?

Auch hier widerspreche ich "Hasi": Der Duft ist klar unisex, es sei denn, man will den Bambusgeruch als solchen bereits als männlich bezeichnen.

5. Fazit

Wer einen reinen Bambus-Duft sucht, wird wohl wenig besseres finden. Ich selbst hätte mir zusätzlich zu der klaren Bambusnote noch ein paar wärmere Untertöne (Wasserlilie, Rose, etc.) gewünscht, um dem Duft mehr Komplexität zu geben; das war aber wohl einfach nicht im Sinne des Parfumeurs und diese Entscheidung soll der Bewertung keinen Schaden tun.
5 Antworten
0Phoenix0 vor 12 Jahren 7 1
5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Papaya-Schokoladen-Milkshake? Fehlanzeige!
Da meine Vorposterin mit ihrer Einleitung über olfaktorische Antidepressiva bereits die beste Einleitung geschrieben hat, die mal zu Gourmand-Düften schreiben kann, komme ich ohne weitere Abschweifungen direkt zum Kern der Sache:

1. Die Schokolade

Die Schokolade ist sofort da und kommt - auf meiner Haut - zunächst sehr, sehr trocken und dunkel (Kakaoanteil von >80%) daher, hellt aber mit der Zeit auf und wird samtiger, weicher, cremiger, ohne aber zur pappig-süßen Milchschokolade zu mutieren. Bewundernswert, wie Il Profumo das hinbekommen hat. Sehr positiv ist, dass die Schokolade natürlich wirkt und sich eben nicht als Grell-Lila-Milkakuh-Zuckerstück präsentiert.

2. Die Frucht

Als Noten sind hier Mango und Papaya angegeben, meiner Meinung nach riecht man aber deutlich mehr Papaya. Auch hier wurde wieder viel Wert auf Natürlichkeit gelegt; die Frucht möchte man tatsächlich essen und nicht - wie bei vielen anderen Fruchtdüften - verängstigt ihre neonleuchtende, strahlende bzw. verstrahlte Plastikhaut anstarren. Die Fruchtnote startet sehr hell und wird dann dunkler und verfliegt schließlich ganz. Bis nur noch die Schokolade übrig bleibt, vergehen aber wohl mindestens vier, fünf Stunden. (Kleine Anekdote: Ich habe den Duft gestern beim Sport getragen und habe mir beim Duschen dann offenbar die Frucht weggeduscht, die Schokolade ist dagegen heute noch da :D)

3. Die Blüten

Zwar sind Kirschblüte, Mandelblüte, Mimose, Pfirsichblüte, Seidenbaumblüte angegeben, die einzelnen Bestandteile rieche ich aber nicht heraus. Meiner Meinung nach nutzt Il Profumo hier einen aldehydischen, wenig natürlich wirkenden Blumenfarbe. Mich stört das überhaupt nicht, weil diese florale Ton nur der Verbindung von Schokolade und Papaya dient und eben nicht im Mittelpunkt stehen soll. Und für die Verbindungsaufgabe ist diese Zutat auch bestens geeignet: Ohne sie wäre der Kontrast zwischen hell und dunkel zu scharf; der ohnehin janusköpfige Duft würde mehr wie zwei separate (und nur wenig harmonische) Melodien klingen oder - in der Duftsprache - wie zwei schlecht gelayerte Düfte.

4. Mann oder Frau?

Zu diesem Punkt kann ich kaum etwas sagen, da ich die Unterteilung in Frauen- und Männerdüfte allenfalls bei Antaeus, Kouros und Eau Sauvage verstehe, nicht aber bei Gourmands, wie diese Schokopuppe (=chocolat bambola) einer ist.

5. Sillage und Haltbarkeit

Wie gesagt hat die Schokolade bei meinem Test Sport und Dusche überlebt und wurde dabei immer besser; die Fruchthaltbarkeit war nicht so ausgeprägt, was aber eben auch am Duschwasser gelegen haben könnte :D. Diei Haltbarkeit ist also überragend, die Sillage ist dagegen eher gering, was aber durchaus gewollt sein dürfte.

6. Fazit

Toller Duft, der die Idee einer Frucht mit Schokoladenüberzug sehr überzeugend umsetzt und dabei einen sehr sauberen Dreiklang aus Tiefen (Schokolade), Mitte (Blume) und Höhe (Frucht) aufbaut, dessen Töne sich auf interessante Weise mit der Zeit immer weiter annähern, ohne zu einer papaygelb-schokoladenbraunen-Milkshakesoße zu verschwimmen. Er hat sich daher einen Kommentar redlich verdient und bekommt von mir mit 90 von 100 Punkten meine bisher höchste Bewertung.

7. Vielen Dank

An Tivellon, ohne die ich weder diesen Duft kennen gelernt, noch so viel über Gourmand Düfte erfahren hätte.
1 Antwort
0Phoenix0 vor 12 Jahren 7 3
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Eine Pfefferinsel mitten auf dem Meer!
Nachdem ich die letzten Wochen in allen Parfümerien der Umgebung nach Düften mit "Meergeruch" gefragt habe, wurden mir immer wieder dieselbe Antwort gegeben: Bulgari Aqua PH, Aqua Marine PH, Kenzo Homme.

Ich sprühte also zunächst drei Duftstreifen ein und wunderte mich: Während mir bei Kenzo gleich zu Beginn ein ganzer Sandelholzwald, gewürzt mit Muskat entgegenschlug, wehte bei Aqua Marine und Aqua tatsächlich eine frische Meerbrise. Die bei Aqua Marine duftete dabei eher nach seichtem, türkisfarbenen Schaumwasser an einem sehr sauberen Strand; während Aqua mit einem sehr, sehr salzigen, tiefseeartigen Geruch überraschte, wofür wohl die Posidonia-Algen verantwortlich zeichneten.

Auf diese Weise negativ von Kenzo und positiv von den Bulgaris überrschascht, sprühte ich nun letztere auch meine Handgelenke, um die Duftentfaltung dort "beriechen" zu können. Den Kenzo-Teststreifen steckte ich in die Hosentasche und machte mich auf dem Weg, um bei ca. 22° Celsius tatsächlich ein wenig Strandfeeling mitten in der staubigen Stadt genießen zu können.

Nachdem ich mich eine Stunde lang gezwungen hatte, nicht unmittelbar an den Handgelenken zu schnüffeln, sondern nur die Projektion an meine Nase gelangen zu lassen (die von Marine ist relativ schwach, die von Aqua recht stark), roch ich nun noch einmal direkt an den Handgelenken und erlitt einen Schock: Während Marine sich in der Herznote als langweiliger 0815 Duft entpuppte, der locker-leicht-melonig-gurkig über die Nase flog (und ich meine die gemeine Landgurke, nicht etwa Seegurken!); zeigte sich Aqua von seiner ganz dunklen Seite - ein Pfefferschwall stürmte heran, kaum gezähmt von der nun fast ganz verschwundenen Algennote. Es schien, als hätte Aqua beschlossen, dem Meer zu entsteigen und immer weiter ins Landesinnere vorzustoßen, wobei es sich durch alle Arten von herben Gewürzen schlagen und nur ab und zu einen Blick in die sich zunehmend leerende (Meerwasser-)Flasche werfen sollte.

In der Hoffnung, im Landesinneren fände sich vielleicht wieder ein kleiner Meerwassertümpel, beschloß ich, auf den Drydown zu warten. Nach 4-5 Stunden vertrocknete aber auch diese Hoffnung: Während sich Aqua Marine nun allenfalls künstlich leuchtendes Swimming-Pool-Wasser darstellte, hatte Aqua das Wasser von seiner Haut gewaschen und war so trocken wie meine Gewürzmühle.

Sehr traurig über diesen Landgang kehrte ich nach Hause zurück. Beim Leeren meiner Taschen dann die Überraschung: Kenzo Homme hatte doch tatsächlich eine versteckte Schatulle geöffnet und sein Sandelholzherz mit Salzwasser besprüht! Mein nächstes Testobjekt ist also schon ins Auge gefasst :)
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