Black Gold Project

Oud for Greatness 2018

NoFace69
24.09.2020 - 23:06 Uhr
36
Top Rezension
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft

Oud for Greatness und das unausgesprochene Versprechen

Wer sich rein nach dem Bestreben, Komplimente zu erhalten, jeden Morgen unter den Duftschleier legt, der findet sein Glück oftmals schon nach einigen Minuten im Drogeriemarkt. Jemand, der versucht, auf der Ebene des Geruchs ein Statement zu setzen, der ist in seinem Empathievermögen dazu verdammt, mit der Hilfe seiner Vorkenntnis aus der ihm zugrunde liegenden Auswahlmöglichkeit denjenigen Duft auszusuchen, der seinem Statement am meisten nahe liegt. Hat man sich das Ziel auferlegt, das eine Parfum zu finden, welches einen selbst kompromisslos widerspiegelt, der ist auf der Suche nach einem Parfum, das höchstwahrscheinlich keine Überlebenschance auf dem Markt hat. Die Erkenntnis darüber immer nur der Käufer zu sein, ist ernüchternd, denn selten ist es die Qualität, die man seinem Geld hinterherrennen lässt. Viel eher ertappt man sich dabei, wie man sein Geld für ein Versprechen aufbringt.
Das aber wirklich Erschreckende daran ist, wie präzise und entgegenkommend der Duft Oud for Greatness diesen Drahtseilakt vollzieht.

Oud for Greatness ist top notch! Der Duft ist berauschend opulent und hat das gewisse Etwas.

Der Duft beginnt in der ersten Sekunde mit einer sehr abstrakten Süße. Man könnte sagen es ist der Geruch von Zucker in seiner Reinform. Als hätte man jedes Partikel aus dem Zucker entnommen, bis nur noch Fasern zu erkennen sind, die aus nichts anderem als Botenstoffen bestehen, die ein Glücksgefühl in uns hervorbringen. Es bietet sich kaum Interpretationsraum an und Assoziationen werden kategorisch vom Empfinden abgelehnt. Es ist beinahe so, als sei die Reaktion der einzige Aufschluss darüber tatsächlich etwas zu riechen. Diese Süße ist es, die dem Duft einen betörenden Charakter gibt: Sie macht neugierig, sie macht satt; sie macht süchtig. Direkt im Anschluss darauf gesellt sich das Oud dazu mit allen anderen Duftnoten, die das Gesamtwerk unterstützen.
Das Oud ist holzig und sehr fein, keine Spur animalisch und den rauchigen Charakter bekommt es erst im späteren Verlauf. Dabei bleibt es aber immer nur bei einer Nuance und der rauchige Charakter übertönt nie den holzigen Anteil des Ouds. Es ist eine gewisse Tiefe oder besser gesagt eine weitere Schicht, die dem Duft durch das Oud gegeben wird, dabei gibt die protzige Süße den Grundton an und der Rest füllt die Höhen aus. Der Lavendel sorgt für eine ausgewogene Frische und Muskat steuert etwas Pep hinzu, somit wird der Duft endlich auch etwas greifbarer und sie machen das Gesamtbild nicht nur in Kombination mit der Süße etwas fruchtiger, sondern verantworten mit der Patchouli-Moschus Basis die maskuline Ader, die in dem Duft innewohnt. Es sei erwähnt, dass keine Note für sich alleine spielt, sondern alle Noten gut abgestimmt miteinander. Das macht alle Noten auch individuell erkennbar, aber widmet man seine Konzentration etwas anderem, sei es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, verschwimmen die Grenzen wieder und alles wird zu einem. Nach einigen Stunden gibt das Oud nach und wird immer rauchiger, dabei nimmt das Patchouli mehr Platz für sich ein und stellt sich langsam in den Vordergrund, jedoch ohne das Oud vollständig zu verdrängen. Das führt dazu, dass der Duft im Verlauf mit zunehmender Zeit immer samtiger und körniger wird, bis es zur Basisnote angelangt ist, die überraschenderweise sehr viel klassischer ist, als es die Kopfnote hätte vermuten lassen. Ist man einmal bei der Basisnote angelangt, hat der Duft seinen fruchtigen Charakter abgelegt und wirkt etwas trockener und würzig, vielleicht sogar etwas ledrig. Das Oud dampft nicht mehr, die Frische verstummt und es wird etwas kühler. Übrig gelassen wird man mit einem Standbild, das sich nicht mehr großartig im Bild ändert, sondern nur noch an Intensität abnimmt.

Die Performance ist stark und die Duftwolke ist sehr dicht und einnehmend. Auch wenn die Süße durchschaubar ist und ein transparentes Gefühl vermittelt, ist sie viel eher gläsern als porös.

Die beste Figur macht der Duft bei besonderen Anlässen und Gelegenheiten. Sobald es anfängt zu dämmern, bildet die kühle Nacht einen schönen Kontrast zur Opulenz und der vollständige Charme des Duftes wird erkennbar. Der Duft ist unisex mit einer maskulinen Tendenz, ohne das Feminine auszuschließen.

An dieser Stelle möchte noch gesagt sein, dass der beste Ratgeber eine Probe oder Abfüllung ist und bleibt.
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