Jil Sander Man
Feeling Man
1989 Eau de Toilette

Version von 1989
Isobarik
17.08.2016 - 14:48 Uhr
11
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

The second one

Der Titel ist zweierlei – mein zweiter Kommentar hier und mein zweiter Duft. Dank einer Antwort Fittleworth aus meinem Kommentar zu Relax weiß ich nun zweierlei: 1. Es ist nicht schlimm, an der Flasche zu hängen und b) bin ich hier unter Freunden.
Wohlan...
1992. Plötzlich auftretende Regenfälle können einen zum Betreten einer Parfümerie nötigen.
„One year ago, ein Jahr wie eine Ewigkeit, aber es war Liebe auf den ersten Blick…“. Nach ziemlich genau einem Jahr nach meinem ersten Besuch im Türkisland stand ich also, diesmal witterungsbedingt, wieder in derselben Parfümerie. Ein Jahr nach Relax. Und wieder war es die junge Dame mit den grauen Augen, der ich mich gegenübersah. Ich würde ja gern schreiben, dass sie sich an mich erinnerte, aber das war natürlich nicht der Fall. Also sagte ich ihr, dass ich eine Ergänzung zu Relax suchen würde und Cool Water schiede aus.
Heute würde ich sagen, die Frau beherrschte ihr Handwerk, aber damals dachte ich, das müsse so sein. Sie griff als erstes nach Jil Sander Man und ich, ich war auf eine leicht unterkühlte Art begeistert. Es war nicht das Relax „Wooooosh“, aber unzweifelhaft etwas, das ich öfter riechen musste, haben musste, und mich davon einhüllen lassen musste - wenn es – ja wenn es denn – zu meiner Haut passen würde. Also Handgelenk raus (rechts), Sprühstoß, bis später.
Also vielleicht.
Bei dem Wetter kam durch die Stadt laufen nicht infrage, also zum Auto. Hineinsetzen, ein Blitz erleuchtet den Platz, weiter hinten scheint die Sonne durch die Wolken. Zündung an, die Kassette läuft an, der Donner grollt, „…feeling the wonder of sun, rain and thunder….“ und gleichzeitig stieg mir „Man“ in die Nase. Hätte ich gewusst, das „Man“ bald „Feeling Man“ heißen würde, hätte ich das noch viel passender gefunden, als ohnehin schon.
Also los, der Sonne entgegen. 20 Minuten später konnte man sogar das Dach öffnen, ohne sich die Inneneinrichtung zu ruinieren - und unversehens fand ich mich am Strand wieder. Ich hatte einen herrlichen Nachmittag, meine einzige Sorge nach einiger Zeit war, rechtzeitig zurück ins Türkisland zu kommen. Kurzum, das gelang mir – hervorragend gelaunt – unter Absingen diverser Titel aus den 80ern.
In der Folge trug ich „Man“ immer (naja, zumindest bis Nummer drei auftauchte), wenn ich etwas anderes als Relax wollte und verbinde viele sehr angenehme Erinnerungen damit.
21 Jahre später, neben der letzten – nahezu vollen - Flasche in meinem Besitz ist da noch diese kleine Miniatur, die mich meist auf Dienstreisen begleitet – ohne sie jemals geöffnet zu haben. Bis zu einem Tag. Auf dem Höhepunkt einer Tagung wurde zu einer Abendparty geladen. Eigentlich hatte ich gar keine große Lust, aber die Kollegen… nun ja. So stand ich also vor dem Spiegel, müde wie nur irgendwas auf der Suche, nach etwas, was mir Leben einhauchen könnte. Und da fiel sie mir ins Auge – die Miniatur. Das und die Dame, die sich hervorragend als Tanzsportgerät eignete, retteten mir den Abend nicht nur – sie machten ihn perfekt.
Über den Duft haben Laimbacher und Olfacto schon hinreichend geschrieben.
Und der Rest ist Schweigen.
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