Isobarik

Isobarik

Rezensionen
Isobarik vor 8 Jahren 11
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
The second one
Der Titel ist zweierlei – mein zweiter Kommentar hier und mein zweiter Duft. Dank einer Antwort Fittleworth aus meinem Kommentar zu Relax weiß ich nun zweierlei: 1. Es ist nicht schlimm, an der Flasche zu hängen und b) bin ich hier unter Freunden.
Wohlan...
1992. Plötzlich auftretende Regenfälle können einen zum Betreten einer Parfümerie nötigen.
„One year ago, ein Jahr wie eine Ewigkeit, aber es war Liebe auf den ersten Blick…“. Nach ziemlich genau einem Jahr nach meinem ersten Besuch im Türkisland stand ich also, diesmal witterungsbedingt, wieder in derselben Parfümerie. Ein Jahr nach Relax. Und wieder war es die junge Dame mit den grauen Augen, der ich mich gegenübersah. Ich würde ja gern schreiben, dass sie sich an mich erinnerte, aber das war natürlich nicht der Fall. Also sagte ich ihr, dass ich eine Ergänzung zu Relax suchen würde und Cool Water schiede aus.
Heute würde ich sagen, die Frau beherrschte ihr Handwerk, aber damals dachte ich, das müsse so sein. Sie griff als erstes nach Jil Sander Man und ich, ich war auf eine leicht unterkühlte Art begeistert. Es war nicht das Relax „Wooooosh“, aber unzweifelhaft etwas, das ich öfter riechen musste, haben musste, und mich davon einhüllen lassen musste - wenn es – ja wenn es denn – zu meiner Haut passen würde. Also Handgelenk raus (rechts), Sprühstoß, bis später.
Also vielleicht.
Bei dem Wetter kam durch die Stadt laufen nicht infrage, also zum Auto. Hineinsetzen, ein Blitz erleuchtet den Platz, weiter hinten scheint die Sonne durch die Wolken. Zündung an, die Kassette läuft an, der Donner grollt, „…feeling the wonder of sun, rain and thunder….“ und gleichzeitig stieg mir „Man“ in die Nase. Hätte ich gewusst, das „Man“ bald „Feeling Man“ heißen würde, hätte ich das noch viel passender gefunden, als ohnehin schon.
Also los, der Sonne entgegen. 20 Minuten später konnte man sogar das Dach öffnen, ohne sich die Inneneinrichtung zu ruinieren - und unversehens fand ich mich am Strand wieder. Ich hatte einen herrlichen Nachmittag, meine einzige Sorge nach einiger Zeit war, rechtzeitig zurück ins Türkisland zu kommen. Kurzum, das gelang mir – hervorragend gelaunt – unter Absingen diverser Titel aus den 80ern.
In der Folge trug ich „Man“ immer (naja, zumindest bis Nummer drei auftauchte), wenn ich etwas anderes als Relax wollte und verbinde viele sehr angenehme Erinnerungen damit.
21 Jahre später, neben der letzten – nahezu vollen - Flasche in meinem Besitz ist da noch diese kleine Miniatur, die mich meist auf Dienstreisen begleitet – ohne sie jemals geöffnet zu haben. Bis zu einem Tag. Auf dem Höhepunkt einer Tagung wurde zu einer Abendparty geladen. Eigentlich hatte ich gar keine große Lust, aber die Kollegen… nun ja. So stand ich also vor dem Spiegel, müde wie nur irgendwas auf der Suche, nach etwas, was mir Leben einhauchen könnte. Und da fiel sie mir ins Auge – die Miniatur. Das und die Dame, die sich hervorragend als Tanzsportgerät eignete, retteten mir den Abend nicht nur – sie machten ihn perfekt.
Über den Duft haben Laimbacher und Olfacto schon hinreichend geschrieben.
Und der Rest ist Schweigen.
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Isobarik vor 8 Jahren 22 7
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
First Try – Lucky Shot – Der Duft fürs Leben
Ich... ich hänge an der Flasche. Grün ist sie.

Gut 25 Jahre ist es nun her, wir schreiben das Jahr 1991, da stand ich, mit 18 noch reichlich jung an Jahren in einer der türkisfarbigen Parfümerien dieser Welt. Und ich wollte nichts geringeres als meinen ersten eigenen Duft. Cool Water war damals vor allem im Sommer in aller Nasen, es war schier unmöglich, sich im öffentlichen Raum zu bewegen, ohne von einer Cool Water Duftwolke angegriffen zu werden.

Ich muss aber gestehen, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass dies, was da meine Nase von Zeit zu Zeit penetrierte, Cool Water war. Nun ist Cool Walter an sich nicht schlecht, aber diese Häufigkeit des Auftretens, wo ich doch gerne etwas Individualität wünschte, das wäre mir zu weit gegangen. Nun gut. Wichtige Entscheidungen wollen gut überlegt sein, also hatte ich mich im Vorfeld über Parfüms ein wenig belesen und wusste daher, dass man ein Parfüm erst dann richtig bewerten kann, wenn man es eine Weile auf der Haut hatte.

So stand ich da nun also, und während ich noch nach Orientierung rang, stürzte jemand auf mich zu – ich hatte nie zuvor in freier Wildbahn jemanden so stark geschminkt gesehen – und man fragte mich nach meinem Begehr.
Ich umriss also kurz die Situation und auf mehrmalige Nachfrage hin, ob ich nicht doch ein Geschenk suche, landeten wir vor dem Davidoffregal. Das war mir recht sympathisch, weil ich den Schriftzug von meiner Zigarettenschachtel erkannte. Prompt wurde mir ein Teststreifen mit Cool Water unter die Nase gehalten und ich fuhr zurück. Mit dieser Reaktion hatte die Dame augenscheinlich nicht gerechnet und reagierte verwirrt. Ich erklärte ihr den Grund meiner Reaktion, sie nickte wissend, und dann – dann griff sie wieder in das Regal und diesmal war es…

…Relax. Wooooooosh. Ich schloss die Augen und irgendwie verschwammen die Geräusche im Hintergrund zu einem weichen Rauschen. Ich hoffe bis heute, dass ich nur einige Sekunden so dagestanden habe; als ich die Augen wieder öffnete, hatte das Geschäft tatsächlich auch noch geöffnet und die junge Dame stand immer noch vor mir und schaute mich aus grauen Augen erwartungsvoll an (immerhin hatte sie sich noch keinen Stuhl geholt…). Cool Water? Regelrecht ordinär dagegen.
Heiser erkundigte ich mich nach der Möglichkeit, einen Sprühstoß auf die Haut zu bekommen (für die Statistik: Linkes Handgelenk) und verließ das Geschäft.

…Zwei Stunden und einige Kilometer in der Innenstadt später…

Relax und meine Haut schienen eine symbiotische Verbindung eingegangen zu sein. Es war so, als ob nun etwas da wäre, was dort schon immer hingehört hatte. Ich konnte damals mit Begriffen wie Kopf-, Herz- und Basisnote nur theoretisch etwas anfangen, aber das – das war es einfach. Ich kehrte also zurück und legte 69 Mark auf den Tisch. Der Beginn einer großen, wenn auch käuflichen Liebe.
Schier unermesslich die Produktpalette von Rasierschaum und preelectric Lotion (letztere überflüssig, welcher Gentleman rasiert sich denn trocken?), über After Shave, Deodrant Spray&Stick, Duschgel, ich meine mich zu erinnern, auch einen Badezusatz besessen zu haben, aber vielleicht habe ich auch nur das Shower Gel zweckentfremdet. Und dann die „Ultimate Body Moisture“, die ist mir mal im Badezimmer auf den Fliesen zerschellt, die Plastikflasche sprang und der Fußboden dürfte sich sehr gut gepflegt gefühlt haben.
Irgendwann in den späteren Neunzigern änderte sich das Flaschendesign, die flachere Version kam auf den Markt und ich meine, dass sich der Duft damals ein wenig verändert hat. Im direkten Vergleich scheint mir die alte Version immer ein wenig runder und wärmer– vielleicht liegt das aber auch am Alter (ob an meinem, oder dem der Flasche...?).

Irgendwann Anfang der 2000er dann der Schock: Gibt’s nicht mehr. Nun ist ein Leben ohne Relax zwar möglich und auch nicht zwangsläufig sinnlos, aber deutlich weniger schön. Ich musste also sparsam mit den Restbeständen umgehen. Dann, so um 2005, kam noch einmal ein Schub in die Läden – und 2006/7 war es auch mit diesem Nachschub vorbei.
Alles was später aus dem Hause Davidoff kam, erreichte nie diese Größe. Irgendwie starb 1994 mit dem Namensgeber auch der Geist des Hauses. "Zino" ist zwar offenbar auch eingestellt, aber immerhin noch verfügbar. Und ja, für eine kurze Liason ist das noch verfügbare Cool Water auch ganz hübsch. Classic, auch toll. Aber die jüngeren? Vade retro...

Relax, das ist bis heute mein Signatureduft, zumindest weiß ich das heute. Mir ist nie wieder etwas unter die Nase gekommen, das mich auf Anhieb und so lange begeistert hat. Und so danke ich bis heute im Stillen der jungen Dame mit den grauen Augen und dem übermäßig geschminkten Gesicht für dieses Geschenk. Dieselbe Dame verhalf mir dann etwas später zu Jil Sander Man (später Feeling Man geheißen), aber das ist eine andere Geschichte.
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