Judith Judith Muller 1975 Parfum
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Hilfreiche Rezension
Das Parfum des Landes, wo Milch und Honig fließen
Judith Muller wurde in Ungarn geboren und verbrachte Kindheit und Jugend in der Obhut ihrer wohlhabenden, jüdischen Familie. Sie träumte davon, Parfumeurin zu werden, als der zweite Weltkrieg ausbrach und ihre Träume zunichte machte. Die Familie flüchtete nach Israel und die junge Frau diente zunächst eine Zeitlang als Sergeant in der israelischen Armee. Dort mangelte es an Kosmetik-Artikeln und so entschied sich Judith, eine eigene Kosmetikfirma zu gründen, um diese Armee zu beliefern. Nach den ersten Versuchen schrieb sie: "I found out I knew more than nothing but less than something aubout beautician's work." Sie entschied sich, nach Paris zu gehen und dort die Parfumeurskunst zu studieren. Im Jahr 1964 kehrte sie nach Israel zurück und eröffnete in Haifa ein Kosmetikinstitut und eine Parfum-Manufaktur. Bereits in Paris hatte Judith eine Strategie für ihre Arbeit als Parfumeurin entwickelt. Sie suchte die Inspiration für ihre Kreationen in den überkommenen Schriften der Juden, benutzte vorwiegend lokal gewonnene Rohstoffe, die sie mit modernen Methoden be- und verarbeitete. Diesem Konzept blieb sie ihr Leben lang treu. Dabei verfolgte sie den Ansatz, Parfums zu kreieren die im Bezug zu bestimmten Persönlichkeiten im Tanach stehen. So entstand auch 'Judith', und dieses Parfum ist keineswegs nach der Schöpferin benannt, sondern nach der mythologischen Rächerin, die den assyrischen Feldherrn Holofernes, erst verführte und dann massakrierte. Wer die hübsche Szene nicht vor Augen hat, mag sich gerne an dem Bild von Artemisia Gentileschi ergötzen, die sie in allen blutigen Details liebevoll widergegeben hat. Das Parfum kam 1975 auf die Welt, eine herbe Kombination aus Wüstenrose und Kräutern des Karmel mit einem Hauch von Eichenmoos und Moschus. Ich habe die Liste der Parfumnoten auf Cleopatra's Boudoir gefunden. Kopfnoten seien Aldhyde, fruchtige Noten, Bergamotte, Hyazinthe, Zitrone und Orange; Herznoten: Jasmin, Nelke, Orchidee, Iris, Wüstenrose, Alpenveilchen und Ylang Ylang; Basisnoten: Eichenmoos, Sandelholz, Moschus, Amber, Zeder, Benzoe, Karamell und Zimt. Ich muss zugeben, dass ich dies in den Einzelheiten nicht nachvollziehen kann. Für mich ist Judith eine orientalische Chypre, herb, gewaltig, überwältigend, nicht für schwache Nerven, eher für die eher blutrünstigen unter meinen Schwestern und wird so seiner Namenspatronin voll und ganz gerecht.
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Und deshalb habe ich auch Deine Ausführungen hier gern gelesen: Sie machen mich sehr neugierig!
Danke für diesen Hinweis!