Arabi Cana Kolmaz

Ein Anruf am Morgen zerriss die herrschende, zu dieser Tageszeit übliche Gemütlichkeit im Lederparfum-Hauptquartier nahe Kirn. „Ja, Sir, ich weiß. Agent Leather ist aber noch durch seinen letzten Auftrag arg gezeichnet, ich weiß nicht....ja, ja.....verstanden. Ich sehe zu, was ich tun kann.“
Völlig verdattert glitt Elfriede der Hörer zu Boden. Ein neuer Auftrag! Aber schon seit Wochen keine Spur von Agent Leather. Der Mann war nach seinem letzten Einsatz einfach abgetaucht. Da hatte man ihm wohl Zuviel zugemutet. Erst musste er sich mit der Rasasi-Hydra messen, dann wollte es der Franzose aus Levallois-Perret wissen. Jedem bei der Agency war klar, das war gewagt denn beim Riechkampf mit den Jungs aus den VAE war es hart zugegangen. Himbeere, Aprikose, Tangerine...sie hatten Agent Leather gefordert doch am Ende obsiegte er und lieferte seine Berichte bei Parfumo ab. Der Franzose allerdings...das war eine andere Nummer. Agent Leather gelangte in transzendente Sphären, fiel zugleich hart zu Boden, diese Kombination der Inhaltsstoffe des intensiven Leders. Schlussendlich war unser Held so ermattet, dass nur ein Statement, eine Randnotiz er zu schreiben vermochte. Dann tauchte er ab. Und nun wartete ein neuer Auftrag. Es sollte erneut gen VAE gehen. Arabi Cana von Kolmaz erwartete Agent Leather bereits.
Doch erstmal musste dieser gefunden und überzeugt werden. Ich will es nicht zu sehr in die Länge ziehen, im Endeffekt wurde er in einer Opiumhöhle aufgegriffen, in den Flieger verfrachtet und bekam erstes Material zur Vorbereitung an die Hand.
„Tuscan Leather in preiswert, gute Alternative, soso. Wenn das der Tom hört, da schlackern ihm sicher die Ohren. Der Flakon typisch für die Region, nett zu greifen durch die Wölbungen an den Seiten. Der Deckel recht einfach aufgesetzt.“ So studierte unser Protagonist die äußerlichen Gegebenheiten bis zur Ankunft in den VAE. Hier erwartete man ihn am kommenden Tag, Scheich Kolmaz hatte ihm den Fehdehandschuh hingeworfen, er würde riechen und analysieren wie er es noch nie getan hatte!
So gelangte er dann am Tag darauf in den Palast, welcher menschenverlassen schien. In der Mitte des Ballsaals lediglich eine Empore mit präsentiertem Flakon. Es musste Arabi Cana sein! Agent Leather tanzte erst einmal vorsichtig um den Flakon herum. Soweit, so gut...vorsichtig Nahm er zwei Sprüher und erstarrte. Was war das? jedenfalls keine Himbeere. Einfach...ja, zu Beginn einfach Rauch. Aber da war mehr, Agent Leather wankte und taumelte. Das war Leder! Anscheinend erst geräuchert, dann auf den Boden geworfen! Zum Schluss wahllos Früchte drüber gekippt und zermatscht! Hatten die Wachen an der Pforte nicht vorhin auch ganz schön schmutzige Füße?
Er konnte darüber nicht weiter sinnieren, dieses fruchtige zog sich mehr und mehr zurück, es wurde weihrauchlastiger. War es das was er wahrnahm? Ja...

und das war es leider auch schon. Der Duftverlauf ist nicht wahnsinnig, es bleibt konstant bei diesen Noten. Das zwar sehr lange und mit starker Sillage aber ja, das war es. Agent Leather lachte etwas enttäuscht auf denn dieser Fall, der war einfach. Ein netter Duft, das war es, der Auftakt blendet stark, aber dann passiert nicht mehr viel. Ein Duft für Lederfreunde die keinen Oro oder TL oder sogar LY erwerben wollen/können, ja. Aber mehr auch nicht.
Auf dem Rückflug dachte er über das Erlebte nach bis ihn eine Dame ansprach. „Verzeihen Sie, aber sind Sie nicht dieser Rennfahrer?“ „Nein, wie kommen Sie darauf?“
Eine Antwort war nicht nötig, denn es dämmerte ihm sogleich. Mittlerweile roch er nach von der heißen Sonne beschienenem Asphalt.