Baie Rose 26 2010

Bertel
07.08.2016 - 16:25 Uhr
15
Top Rezension
8
Haltbarkeit
9
Duft

La vie an rose (nicht sonderlich originell, ich weiß...)

Wie jedes Jahr kommt auch jetzt am 1. September wieder die Gelegenheit die "City Exclusives" von Le Labo auch ausserhalb der jeweiligen Stadt zu bekommen wo sie ansonsten die restlichen 11 Monate des Jahres ausschließlich zu erhalten sind.

So auch "Baie Rose 26", derjenige Duft der üblicherweise nur in Chicago verfügbar ist.

Ich bin ja ein bekennender Rosen-Fan und schätze die unterschiedlichen Facetten dieses sehr weiten und diversen Genres sehr. "Baie Rose 26" überrascht mich in seiner Eröffnung zuverlässig als wie ich finde irgendwie beinahe "dreckiges", draufgängerisches, dunkel-raues Rosenraubein, auch die von mir so geliebten Aldehyde tanzen kräftig mit. Diese Rose hat vom Beginn weg nicht nur Dornen, sondern will definitiv auch nicht spielen. Sie macht erstmal klar wo sie steht und was ihre Ansprüche sind, irgendwie ländlich und in der rauen Natur platziert, raumgreifend, deutlich, präsent. Toll :-)

Diese Phase hält sie aber nicht übermäßig lange durch, die Metamorphose beginnt schon bald, sie zieht sich nach meiner Wahnrnehmung durch den gesamten Duftverlauf. Sie wird voller, runder, dunkler, wesentlich zugänglicher, fast samtig, tief, sinnlich auch.

Viele Düfte lehren ja spezielle Erkenntnisse. Dieser hier fasziniert mich immer wieder durch die fast schon bisschen schockierende Einsicht wie nahe Rose und Nelke in wesentlichen (= das innere Wesen betreffende) Aspekten zusammenliegen können. Im Herzen dieses Duftes ranken und wiegen sie sich umeinandet, mal vermeine ich den einen Ton stärker zu erhaschen, mal den anderen, aber in Summe gibt sich die Nelke im Zusammenspiel mit rosa Pfeffer alle Mühe die Gesamt-Rose im schönsten Licht erscheinen zu lassen. Gerade im Herz ist dieses voller Fülle, Opulenz, Tiefe, kein scheues und zartes Gewächs, aber auch die Dornen und Widerspenstigkeiten sind zurückgefahren, es herrscht dralle Präsenz, nunmehr üppig und sehr "da", aber nicht die Umwelt überstrahlend, sondern vornehmlich den Träger umschmeichelnd.

So geht das einige Stunden, 6-8 bei mir, bis die Rose schließlich sachte ermattend auf ein Bett aus Moschus und entfernter Zeder niedersinkt. Spätestens in dieser Phase wird nochmal deutlich dass dies durchaus ein auch für Herren perfekt tragbar Duft ist.

Letztes Jahr hatte ich diese wundervolle Rose nochmal ziehen lassen, weil ich ja nun wirklich genügend Alternativen habe - dieses Jahr ist sie aber fällig, ihr spezieller Charakter und Verlauf verdienen es, wer mag kann ja beim Sharing in Kürze gern mittun :-)
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