Face to Face

Adhira
03.05.2019 - 18:05 Uhr
10
Sehr hilfreiche Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Der Unfassbare

Das wird jetzt echt schwer, denn diese Duftbeschreibung verlangt mir einiges ab. Lange habe ich gebraucht, um überhaupt irgendetwas Brauchbares zu Papier – Verzeihung – etwas in die Tasten zu bringen. Normalerweise habe ich zu jedem der Leykarar-Düfte eine Assoziation bereit – sei es zu einer Filmfigur oder zu einer bestimmten Situation. Hier bleibt mein innerer Bildschirm schwarz, denn den Duft kann ich nicht fassen, zuordnen oder kategorisieren. Das ist für mich neu, fast ärgert es mich ein wenig.

Wo also soll ich anfangen? Vielleicht nach dem Ausschlussprinzip? Face to Face ist kein Frühjahr- oder Sommerduft, er gehört für mich zu den Herbst-/Winterdüften. Er startet prickelnd und gleichzeitig trocken-süß und nach ein paar Sekunden rieche ich zudem Oud, obwohl nicht in der Duftpyramide angegeben. Das macht den Auftakt zudem holzig. Allein schon das ist verwirrend und es wird im Duftverlauf nicht einfacher. Ich kann nicht identifizieren, was den Duft ausmacht, er bleibt ein Mysterium. In Wellen ist er einmal leicht süß, dann wieder holzig. Süßholzraspeln reicht ihm jedoch nicht, er ist gleichzeitig trocken, fast staubt es schon ein bisschen, und dann wieder rund und würzig mit einer hauchzarten Fruchtnote. Blumen nehme ich allenfalls als leise Hintergrundmusik wahr. Und ab und an überrollt mich wieder eine kleine Oudwelle.

Face to Face ist eine sehr eigenwillige Komposition, ein bisschen erinnert er mich an die Kerosene-Düfte, die oft auch nicht zu fassen sind. Er ist eigentlich das Gegenteil von „Angesicht zu Angesicht“, denn er will mir sein Geheimnis partout nicht verraten, auch nicht, nachdem ich es zig-Mal probiert habe. Davon abgesehen scheint er aber sehr anziehend auf seine Umgebung zu wirken – sogar mein glutäugiger südländischer Reifenhändler sprach mich heute in der Werkstatt an, als meinem Auto die Sommer-Flip-Flops aufgezogen wurden: „Du riechst phantastisch – was ist das?“ Gut, ich wohne in der Pampa, da erklär‘ jemandem einmal, dass man nach Leykarar duftet. Ich habe es ihm zwar buchstabiert, aber ob es Face to Face bis zum nächsten Räderwechsel schafft, bei ihm einzuziehen, wage ich bei der hier schwierigen Beschaffungssituation zu bezweifeln …

Ich bin sehr gespannt, ob sich noch jemand an die Beschreibung dieses ungewöhnlichen Duftes wagt und vielleicht seinen Code entschlüsselt. Eines ist sicher: Leicht ist es nicht!
4 Antworten