Adhira

Adhira

Rezensionen
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Adhira vor 3 Monaten 4 1
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Lily Chic is back
… nun ja, fast

Nicht wundern, ich muss erst einmal kurz ausholen und etwas zu einem anderen Duft schreiben – aber es geht in dieser Rezension definitiv um den Blue Tea.

Also: Früher war mehr Lametta und natürlich alles besser. Zumindest, was Escada betrifft. Denkt man an den großartigen Escada Margaretha Ley oder an den Escada Collection, treibt es einem fast die Tränen in die Augen, dass diese unsagbar schönen Düfte nicht mehr produziert werden … ok, ich geh‘ mir mal kurz die Augen trocknen.

So, genug geheult. Zurück zu Lück (wer kennt noch „Formel 1“ auf dem dritten Programm?) bzw. zu Lily Chic. Denn auch die Escada Saisondüfte waren vor fast ca. 25 Jahren weit entfernt von dem, was sie heute sind. Bekommt man von Escada heute 1x jährlich standardmäßig einen süßlich-quietschigen Fruchtpunsch serviert, hat man sich damals noch etwas mehr Mühe gegeben. Mein Highlight war Lily Chic, obwohl er hier leider nicht unbedingt besonders gut bewertet wird. Ich fand ihn großartig – kühl durch das Maiglöckchen, frisch durch Grapefruit und Limette und etwas fruchtig mit Birne und grünem Apfel. Und er war ein absoluter Komplimente-Getter.
Ich konnte vor ein paar Jahren noch einen Restflakon ergattern. Die Kopfnote des Duftes ist allerdings nach 25 Jahren schon etwas kippelig - und daher die Verlustängste groß.

Als ich hier zufällig entdeckte, dass Blue Tea ähnlich riechen soll, keimte so etwas wie Hoffnung auf. Und tatsächlich: Obwohl die Ingredienzien noch nicht einmal annähernd die gleichen sind, ist Blue Tea sozusagen der zweieiige Zwillingsbruder von Lily Chic. Warum der Bruder? Blue Tea ist zwar ebenso frisch und kühl, aber die leicht verspielte fruchtige Note des Damenduftes Lily Chic fehlt ihm. Er ist ein wenig herber und nicht ganz so rund. Aber die Lily Chic-DNA ist vorhanden.

Die Assoziation mit einem Spa-Duft kann ich nachvollziehen – teuer, frisch, ein klein wenig würzig, kühl. Gerade die Kühle gefällt mir sehr gut. Damit ist er der perfekte Kandidat für Frühjahr und Sommer. Und auch abends zum Entspannen ist er bestens geeignet. Die Haltbarkeit ist moderat, aber insgesamt nicht schlecht. Blue Tea kann m.E. von Männern und Frauen getragen werden, er ist absolut unisex. Und der Flakon ist natürlich ein Traum.

Zu Blue Tea gibt es übrigens auch eine sehr schöne Bodylotion. Erstaunlicherweise sind die Bodylotions von the Merchant of Venice preislich durchaus erschwinglich. Kann man sich also durchaus zusätzlich gönnen.

Ich jedenfalls freue mich über das unbewusste Revival und bin dankbar, zumindest einen annähernden Ersatz für einen meiner Lieblingsdüfte gefunden zu haben.
1 Antwort
Adhira vor 3 Jahren 8 3
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Hautschmeichler. Seelenverwöhner. Komplimentefänger.
Es gibt ja nicht viel, was einen als „alten Hasen“ dufttechnisch noch positiv überrascht. Umso schöner ist es, wenn es dann doch passiert wie bei Rhizome 05.

Eigentlich stand mir bei einem letzten gemütlichen Stadtbummel am Weihnachtsmorgen der Sinn nach einem Feigenduft. Da man als Parfumo die üblichen Feigengesellen schon kennt, dachte ich mir „Lass dich doch mal beraten“ und enterte die Parfümerie meines Vertrauens, die eine große Auswahl an Nischendüften führt. Die sehr freundliche und versierte Verkäuferin konnte mir auf diesem Gebiet allerdings nichts (für mich) Neues oder annähernd Zufriedenstellendes präsentieren.

So schwenkte ich auf „Können Sie mir denn alternativ einen schönen, weichen Orientalen empfehlen?“ um. Als auch bei der danach präsentierten Auswahl nichts für mich Interessantes dabei war, steuerte sie ganz zum Schluss auf ein paar unpopulär aussehende Fläschchen zu und stellte den Rhizome 05 auf den Tisch. Gleich mit dem Hinweis „Der ist leider als einziger derzeit ausverkauft“. War klar. Aber ich erwartete auch nicht wirklich eine Offenbarung. Rhizome? Noch nie von dieser Marke gehört.

Auf dem Teststreifen hatte ich schon ein Deja vu. Cremig, leicht pudrig, zart vanillig und auch etwas ambriert. Und trotz der Cremigkeit auch ein bisschen trocken. „Kommt mir irgendwie bekannt vor“ sagte ich, „woher kenne ich den bloß?“ „Shalimar“ antwortete die Verkäuferin „aber in einer modernen Version“.
Sie hatte 100% recht. Warum ich nicht gleich geschaltet habe, lag vermutlich daran, dass der etwas beißende Auftakt des Originals einfach fehlt.
Da ich Shalimar liebe, durfte er natürlich auch auf die Haut. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Der Duft spart sich allerdings die Kopfnote von Shalimar und geht gleich in die für Shalimar typische warme Cremigkeit und Ambriertheit über. Die Vanillenote ist zart, fluffig und nicht süß. Und sie bleibt dezent, obwohl die Haltbarkeit der Duftes sehr gut ist.

Rhizome 05 ist ein Hautschmeichler und Seelenverwöhner. Für die Couch, aber auch fürs Büro oder zum Ausgehen. Eigentlich für jeden Anlass. Er ist ein Komplimentefänger. Man kann mit ihm m.E. nichts falsch machen, trotzdem ist er besonders und nicht mainstream.

Die Raffinesse und Tiefe von Shalimar EdP oder gar des Extraits ist natürlich nicht vorhanden. Es findet keine größere Duftentwicklung statt. Es ist aber auch wirklich schwierig, diesen unglaublichen Klassiker zu toppen. Rhizome 05 enttäuscht trotzdem nicht, weil er so viele tolle Eigenschaften von Shalimar modern interpretiert und dabei sehr konstant bleibt.
Er riecht einfach unbeschreiblich … gut.

Ich bin gespannt, ob es noch weitere Kommentare geben wird und wie diese ausfallen. Die Verfügbarkeit scheint derzeit nicht so gut zu sein, daher wird es schwierig, ihn vor Ort zu testen oder gar zu erwerben. Insbesondere, wenn er wie bei mir schon ausverkauft war. Das wundert mich nicht.
3 Antworten
Adhira vor 6 Jahren 10 4
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Unfassbare
Das wird jetzt echt schwer, denn diese Duftbeschreibung verlangt mir einiges ab. Lange habe ich gebraucht, um überhaupt irgendetwas Brauchbares zu Papier – Verzeihung – etwas in die Tasten zu bringen. Normalerweise habe ich zu jedem der Leykarar-Düfte eine Assoziation bereit – sei es zu einer Filmfigur oder zu einer bestimmten Situation. Hier bleibt mein innerer Bildschirm schwarz, denn den Duft kann ich nicht fassen, zuordnen oder kategorisieren. Das ist für mich neu, fast ärgert es mich ein wenig.

Wo also soll ich anfangen? Vielleicht nach dem Ausschlussprinzip? Face to Face ist kein Frühjahr- oder Sommerduft, er gehört für mich zu den Herbst-/Winterdüften. Er startet prickelnd und gleichzeitig trocken-süß und nach ein paar Sekunden rieche ich zudem Oud, obwohl nicht in der Duftpyramide angegeben. Das macht den Auftakt zudem holzig. Allein schon das ist verwirrend und es wird im Duftverlauf nicht einfacher. Ich kann nicht identifizieren, was den Duft ausmacht, er bleibt ein Mysterium. In Wellen ist er einmal leicht süß, dann wieder holzig. Süßholzraspeln reicht ihm jedoch nicht, er ist gleichzeitig trocken, fast staubt es schon ein bisschen, und dann wieder rund und würzig mit einer hauchzarten Fruchtnote. Blumen nehme ich allenfalls als leise Hintergrundmusik wahr. Und ab und an überrollt mich wieder eine kleine Oudwelle.

Face to Face ist eine sehr eigenwillige Komposition, ein bisschen erinnert er mich an die Kerosene-Düfte, die oft auch nicht zu fassen sind. Er ist eigentlich das Gegenteil von „Angesicht zu Angesicht“, denn er will mir sein Geheimnis partout nicht verraten, auch nicht, nachdem ich es zig-Mal probiert habe. Davon abgesehen scheint er aber sehr anziehend auf seine Umgebung zu wirken – sogar mein glutäugiger südländischer Reifenhändler sprach mich heute in der Werkstatt an, als meinem Auto die Sommer-Flip-Flops aufgezogen wurden: „Du riechst phantastisch – was ist das?“ Gut, ich wohne in der Pampa, da erklär‘ jemandem einmal, dass man nach Leykarar duftet. Ich habe es ihm zwar buchstabiert, aber ob es Face to Face bis zum nächsten Räderwechsel schafft, bei ihm einzuziehen, wage ich bei der hier schwierigen Beschaffungssituation zu bezweifeln …

Ich bin sehr gespannt, ob sich noch jemand an die Beschreibung dieses ungewöhnlichen Duftes wagt und vielleicht seinen Code entschlüsselt. Eines ist sicher: Leicht ist es nicht!
4 Antworten
Adhira vor 6 Jahren 6 3
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Eine kühle Schönheit
„So schön, so kühl wie ein blasser Morgen im Frühling noch durchhaucht von Winterkälte.“ Wer weiß, auf wen diese Beschreibung zutrifft? Richtig, es ist die blonde Eowyn aus „Der Herr der Ringe“. Und hätte Eowyn einen Duft getragen, so wäre es Indigo White gewesen. Er passt zu der Figur wie angegossen – frisch, kühl, zart und trotzdem stark.

Indigo White startet mit einer Mischung aus einem kleinen Löffel eisgekühltem zartsüßem Fruchtsorbet und hunderten von leicht geöffneten Rosenknospen, auf denen noch die Tropfen des Morgentaus liegen und der die grünen Stängel hinunterperlt – kühl wie ein Frühlingsmorgen.

Die Rosenknospen öffnen sich im Duftverlauf nicht – nein, sie schließen sich sogar wieder und fallen auf ein frisches, sauberes weißes Moschusbett. Ganz zart kann man darunter die Wärme von Sandelholz erahnen, dieses bleibt aber nur ein Hauch. Die Rosenknospen verbinden sich mit dem Moschus zu zarten, unschuldigen Cremeflöckchen, die mit Eowyns blasser zarter Haut schier zu verschmelzen scheinen. Und so rosig-frisch mit einer fast schon leicht metallartigen kühlen Süße bleibt der Duft auf viele Stunden, was mir persönlich gut gefällt. Selbst zum Schluss kann ich das in der Duftpyramide angegebene Ambroxan nur in homöopathischen Dosen erahnen.

Ein ganz wunderbarer, sehr sauberer Duft. Trotzdem kein Duft für unscheinbare Sauberfrauen, denn dezent ist er nicht, im Gegenteil, er hält gut und hat durchaus etwas Sillage. Er hinterlässt Eindruck – genauso wie die schöne Eowyn, die ja schließlich den Hexenkönig von Angmar besiegt hat.

Ich habe bisher jedes Mal, wenn ich Indigo White getragen habe, Komplimente bekommen – so etwas passiert mir sonst nur bei meinem Signaturduft „Red Door“. Von dem krachigen Blüten-Tuberosenbomber ist „Indigo White“ allerdings in der Tat so weit entfernt wie Pluto von der Sonne …
3 Antworten
Adhira vor 7 Jahren 2
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Likörrose
Die Düfte von Nuage sind hier so gut wie unbekannt – sehr schade eigentlich! Neben dem genialen hellen “Amber“ ist auf jeden Fall der „Rose“ einen Kommentar wert.

Rose startet mit einem fulminanten Rosenlikör-Auftakt - vermutlich ist es Davana, was der Rose zu Beginn den leichten Schwips verleiht. Der Rosenlikör wird zwar bald wieder schwächer, bleibt aber im Hintergrund in der Herznote noch lange wahrnehmbar. Das gibt deutliche Pluspunkte.

Wie der Name des Parfums schon sagt, dominiert die Rose den gesamten weiteren Duftverlauf - und das nicht zu knapp. So ist eine abwechslungsreiche Entwicklung nicht zu erwarten, was aber für Rosenfans wie mich gerade richtig ist. Der Duft hat eine sagenhafte Tiefe und Intensität, die ihresgleichen sucht. Satte, dunkelrote Rosen, die sich gerade eben geöffnet haben, treffen für mein Empfinden auf ein paar wenige Teerosen, die dem Duft noch mehr Volumen verleihen. Einige grüne Rosenblätter und einen winzigen Hauch Bitterkeit rieche ich ebenfalls heraus, sowie eine ganz dezente fruchtige Note – das dürfte dann der Pfirsich sein, der aber noch nicht reif und somit auch nicht süß ist.

Der Moschus ist hell, dezent und sauber im Hintergrund und vermittelt ein Gefühl von Reinheit. Er ist ein sehr schöner und interessanter Kontrast zu den satten Rosennoten, die zudem durch die Frucht eine ausgewogene Balance erhalten. Der Amber zeigt sich erst nach einigen Stunden und bringt einen fast zart-holzigen Unterton ins Spiel, der aber kaum wahrnehmbar ist. Auf jeden Fall verleiht er dem Duft ein klein wenig Wärme.
„Rose“ ist ein opulenter Rosenduft, eher klassisch als innovativ, aber keinesfalls altbacken, qualitativ hervorragend gemacht und wunderschön harmonisch durchkomponiert - neben „Celestial Rose“ von Béjar einer der schönsten und sattesten Rosendüfte, die ich kenne.

„Rose“ ist für mich ein Ausgeh-Duft für besondere Anlässe, die Dosierung sollte man auf jeden Fall sparsam vornehmen.

Wer die Düfte von Nuage einmal unter die Nase bekommt, sollte diese unbedingt testen, es lohnt sich. Leider sind sie wohl recht schwer zu bekommen …
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