Parfums Orientaux

Les Sables Roses 2019

Raffatja
16.02.2023 - 04:41 Uhr
5
6
Preis
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Der Duft der Morgenröte

Salve,

es ist schon lange her, dass ich eine Rezension auf Parfumo verfasst habe. Mein Geschmack in Duftangelegenheiten hat sich entwickelt, und ich habe mehr über die Erwartungen an Rezensionen gelernt. Nun denn, inspiriert von einem lesenswerten Blogeintrag der Parfuma Triblerin über die Königin der… über Jasmin, und dem Umstand Rechnung tragend, dass man hier an Board wohl eine Anekdote oder etwas Lyrik in Duftbeschreibungen gerne sieht, hier meine Beschreibung von Louis Vuittons „Les Sables Roses“, so wie ich ihn empfinde.

Vorwort:

Warum der Duft der Morgenröte? Nun, es geht hier um Eos, die zarte, von unstillbarem Verlangen gepeinigte Göttin des erwachenden Morgens. Und sie ist verzweifelt. Wie jeden Morgen streckt sie gerade ihre rosigen Finger gen Westen aus, und ihr Blick wandert über die Nachtgemächer der noch von Morpheus umklammerten, sich aber langsam aus ihren Träumen schälenden Knaben, immer auf der Suche nach einem besonders appetitlichen und begehrenswerten Exemplar, das ihre unerfüllbare Sehnsucht nach erotischer Erlösung nach all diesen Äonen vielleicht endlich doch zu stillen vermag.

Und wie jeden Morgen endet dieser Augenblick der Spannung zwischen sanfter Begierde und bekümmerter Qual, als Helios, die samtige Schwärze von Nyx‘ Nacht nun endgültig überwindend, seinen Sonnenwagen über das Firmament jagt, und die Welt gänzlich erwacht. Vorbei der Wimpernschlag, in dem Eos im Grenzland zwischen Tag und Nacht auf die Welt der Sterblichen blicken darf, verloren eine weitere Chance auf Erlösung vom unbarmherzigen Fluch der eifersüchtigen Liebesgöttin. Und Eos, der von Homer so unnachahmlich beschriebe, in Safran gewandete, rosenfingrige Hauch der Morgenröte, bleibt wie immer alleine zurück, zwar gepeinigt, aber auch von Lust erwärmt. Von Melancholie gezeichnet, und doch von einer brennenden Sehnsucht erfüllt, genau wie der Augenblick zwischen Nacht und Tag, in dem die Unsterbliche ihren Platz hat und in alle Ewigkeit haben wird. Bis zu dem Tag, da Ares seine Geliebte mit der Gewalt des Kriegsgottes aus ihrem unverdienten Schicksal befreien oder aber die rachsüchtige Aphrodite Vergebung in ihrem Herzen finden mag. Also vermutlich niemals. Welch ein Schicksal.

Zum Duft:

Eben diese Eos, in ihren Gegensätzen und Widersprüchen gefangene, zwischen Warm und Kalt in einem wunderschönen, und doch qualvollen Moment existierende Göttin, trägt für mich diesen wahrhaft olympischen Duft. Die wunderschöne Rose, umschlungen von einem zarten Gewand aus Safran, nur existierend im Augenblick zwischen der kühlen Dunkelheit des (für mich nicht genau zu definierenden) Oud und der Wärme von Pfeffer und Safran, ist für mich bislang einzigartig in der sich immer weiter öffnenden Welt der Düfte geblieben, und einen Gesang wie diesen wert.

Die anderen Faktoren:

Ja, ja, der Duft performt, keine Sorge. Nicht ganz „Beastmode“, bestimmt auch kein „Pantydropper“, aber ein wunderschöner, haltbarer und potenter Rosenduft, den ich ganz besonders den Herren ans Herz legen will. Vielleicht fällt dann ja Eos‘ Blick irgendwann auf euch? Habt bitte keine Angst vor der Rose, auch nicht vor dem Oud, welches niemand in Aureas’ Kuhstall ausgegraben hat, keine Sorge.

Oder kurz gesagt: Geiler Duft, Respekt, Vuitton!

P.S.: Ich erzählte aus dem Gedächtnis, wer beim Googeln Fehler im Detail findet, darf sich auf die Schulter klopfen. Danke,

LG Raffa, in aller Eile
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