OUD

Oud Silk Mood 2013 Extrait de Parfum

Chris185
14.04.2013 - 16:36 Uhr
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Bewährte Kombination – bewährte Umsetzung?

Im Gegensatz zu Oud Velvet und Cashmere Mood kann ich bei Oud Silk Mood den stofflichen Namensgeber im Duft wiederfinden. Fein und edel, geschmeidig und schimmernd wie Seide ist dieser Duft, mein persönlicher Favorit der neuen Oud Mood-Reihe. Ebenso handelt es sich um die mit Abstand gefälligste und zugänglichste Kreation des Trios.
Dabei fragte ich mich im Vorfeld durchaus, ob es noch einen weiteren Rose-Oud Duft braucht. Nur selten resultiert aus diesem ausgereizten Thema etwas Neuartiges, wie beispielsweise in by Kilians „Rose Oud“ eine ausgeprägt cremig-pappige, zart gourmandige Note. Originell und andersartig ist Oud Silk Mood nicht, aber trotzdem besser als das meiste, was unter diesem Thema erscheint.

Ein weiterer Unterschied zu den anderen beiden Oud-Extraits besteht darin, dass in diesem Duft das Oud keine zentrale Rolle einnimmt. Klar, ist es unmittelbar nach dem Aufsprühen merkbar vorhanden, von ähnlich rauem, rauchigem und strengem Charakter wie bei Cashmere und Velvet Mood, und ich glaube sofort, dass dieses in der Serie verwendete laotische Oud höchsten Qualitätsansprüchen genügt; in Oud Silk Mood rückt es jedoch im weiteren Verlauf dezent in den Hintergrund und verliert damit auch den geradezu aggressiven Ton, der mir bei Oud Velvet Mood das Dufterlebnis trübt.
Das Oud macht die Bühne frei für den Star des Dufts, die Rose, welche Oud Silk Mood bis in den späten Drydown dominiert. Und was für eine Rose hier aufblüht! Sofort ist sie präsent, Raum einnehmend mit enormer Strahlkraft. Sie hat leicht fruchtige Anklänge, ähnlich der dezenten Pfirsichnote in Kurkdjians „Rose Barbare“, die der rosigen Fülle zusätzliches Volumen verleihen. Trotz aller Intensität bewahrt sich die Rose (ebenfalls typisch für Kurkdjian) in der Projektion eine fast schwebende Transparenz und umweht den Träger wie ein sanfter Seidenschleier. Vor meinem Auge sehe ich hier keine dunkelrote Rose, wie beispielsweise in Frédéric Malles „Une Rose“, die erdige und animalische Anklänge hat, sondern eher eine rosa- oder magentafarbene Art. Äußerst weiblich und elegant, aber nicht unbedingt erotisch und verführerisch.
Die in der spärlichen Duftpyramide preisgegebenen Noten Kamille und Papyrus klingen interessant, erahnen kann ich sie jedoch nicht.
Die Rose wird allerdings noch mit leichten grünen und frischen Nuancen angereichert. Ich habe das Bild einer noch vom Morgentau benetzten Rose vor Augen, mit feuchten, saftig-grünen Blättern unter einem strahlend blauen Frühlingshimmel. Sehr klar und fokussiert bleibt Oud Silk Mood bei diesem Rosenbild. Schließlich ebbt der blumige Aspekt im fortgeschrittenen Verlauf immer weiter ab, macht Platz für ein trocken-holziges, aber auch unspektakuläres Fundament.

Allen Oud Mood-Düften ist gemeinsam, dass sie sich auf nur wenige Duftnoten konzentrieren, die Kurkdjian-typisch wundervoll verblendet sind, und in ihrem linearen Verlauf sehr konsequent einem Thema folgen. Dass mir als Rosenliebhaber Oud Silk Mood am besten gefällt, ist bloß eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Ich hege übrigens den Verdacht, dass sich Kurkdjian bei seiner Themenwahl an Calice Beckers Oud-Düften für by Kilian orientiert hat. In ihrer Reihe finden sich neben Rose Oud noch zwei weitere Pendants, die zwar keine direkten Duftzwillinge darstellen, aber das gleiche Konzept umsetzen: So ist der industrielle Charme von Velvet Mood in „Pure Oud“ zu finden, während das harzige Thema von Cashmere Mood dem in „Amber Oud“ nahekommt.
Mit Oud Silk Mood hat Francis Kurkdjian keine bahnbrechende, wegweisende Neuinterpretation der Kombination Rose-Oud geschaffen – vielmehr betont er einfach sehr stark den floralen Part und lässt dem Oud weniger Raum. Eine interessante, harmonische und schöne Umsetzung dieser bewährten Kombination liefert er dennoch ab.
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