By the Fireplace Maison Margiela 2015

Eine gute Frage, die ich mir da im Kommentartitel stelle. Der Duft überrascht und beeindruckt mich. Er ist ausgesprochen authentisch, von Synthetik merkt man gar nichts und so wie der schnuppert, darf er - so finde ich - gut und gerne als Nischenprodukt durchgehen.
Gut, Freunde. Wir alle haben Hunger, es wird langsam dunkel und irgendjemand hat jetzt gefälligst das Feuer anzumachen. Also flinke Füße, denn wir haben Hunger. Komme ich also direkt und ohne große Umschweife zur Beschreibung dieses Duftes.

Der Auftakt entpuppt sich als pures Lagerfeuer mit all seiner Rauchigkeit, die man an seinen Klamotten so sehr verachtet, sobald man zu Hause angekommen und diese über den Bügel hängt. Bei mir werden Mantel und Hose erstmal in den kühlen Hauswirtschaftsraum gehängt, um auszulüften. Genau dies ist der Auftakt dieses Duftes und so trifft es den Namen "By the Fireplace" mehr als passend. Meine Güte, ist das gelungen, ist das authentisch. Ich mache die Augen zu und muss mir nicht einmal Mühe geben, mir einzubilden, ich säße an einem Lagerfeuer. Nun denke ich aber mal wieder etwas sachlich-pragmatischer. Mir stellt sich die Frage, ob ich tatsächlich so riechen möchte. Meine Antwort darauf ist ein klares Nein. Ich will nicht lagerfeuermäßig verraucht riechen. Auf gar keinen Fall. Entsprechend froh bin ich, als sich zu dem Rauch die Kastanie hinzugesellt. Diese riecht so, als würde sie gerade über dem Feuer geröstet. Auch sie riecht unglaublich authentisch und sorgt für eine ganz nette Würze. Diese wird wenig später durch die Vanille ergänzt, womit wir nun endlich eine Süße haben, die die starke Rauchigkeit ein bisschen zurücknimmt. Die Vanille harmoniert mit der Kastanie optimal und so bildet sich ein süß-würziges Aroma, das leicht rauchig untermalt wird. Dabei wird die Vanille von Minute zu Minute immer stärker und der Duft wird richtig lecker.

Warum werde ich mir diesen Duft nicht anschaffen? Es ist ziemlich einfach.

Der Zeitpunkt, an dem die Kastanie und die Vanille einsetzen, ist für mich einfach zu spät. Die brutal rauchige Kopfnote dominiert über einen zu langen Zeitraum und erweckt bei meinen Mitmenschen den Eindruck, einfach nur zu lange am Lagerfeuer gesessen zu haben. Das mag unglaublich authentisch und handwerklich gekonnt sein, doch so möchte ich nicht riechen. Würden Vanille und Kastanie früher zur Geltung kommen, hätte ich mit der außergewöhnlichen Kopfnote keinerlei Probleme. Ich bewerte den Duft trotzdem gut, weil er einen sehr interessanten, wenn auch nicht ganz meinem Geschmack entsprechenden Verlauf besitzt und am Ende unglaublich gut wird. Haltbarkeit passt und die Sillage ist ebenfalls vernünftig, aber glücklicherweise - gerade bei einem rauchigen Duft - nicht zu stark.

Fazit: Parfümkunst aufgrund von unglaublicher Authenzität.