DesirToxic 2019

TheLimit
01.05.2023 - 15:33 Uhr
7
Hilfreiche Rezension
5
Preis
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
6
Duft

Für legale Kiffer: Die dunkle Begierde bleibt gänzlich aus

Das Opening des DesirToxic erinnert an dünnen Geruch von Zuckerwatte. Diese ist nicht klebrig, sondern riecht im Gegenteil frisch. Einige Minuten lang ist es sehr süß und sehr kühl, dünn, fast schon so als wurde Zuckerwasser gesprüht.

Sodann erinnert er mich an standardisierte und sterile Barbershop Vibes. Eine gewisse krautig-frische Marihuana Note dringt hinzu und etabliert sich im Barbershop. Ideen kühler Schärfe sind fortwährend da. Er ist dezidiert männlich, aber nicht maskulin und schon gar nicht erwachsen.

Die Grasnote macht den DesirToxic für mich zu einem Duft für Jüngere. Aber zwingt er mich auch zu dem Gedanken, dass ihn dann auch doch erwachsene Männer tragen könnten. Wobei ich hier an Männer denke, die nicht so sehr erwachsen wirken. Vielleicht solche, die Basecaps tragen, Longboard fahren, Klimmzüge auf dem Spielplatz machen zwischen den Kindern. Jedenfalls meine ich hier keinen klassisch maskulinen Duft riechen zu können.

Spannend ist die Verbindung von Barbershop Sterilität, welche für mich für eine alte, etablierte Ordnung steht (vielleicht für das klassische Bürgertum, was wir in Europa kennen) und der Marihuananote. Marihuana ist eine in der Legalisierung befindliche Droge. Vor allem in den USA hat sie schon viel mehr gesellschaftliche Akzeptanz erlangt als hier. Dort wird sie auch in den Sphären des neuen, aufsteigenden Bürgertums des Silicon Valleys konsumiert.

Und genau daran erinnert mich der Duft des DesirToxic. An arbeitende Menschen, die aber auch während der Arbeit ganz legal Gras rauchen. Also vielleicht passt der Duft in eine IT Firma, in ein Start Up oder in irgendein anderes Unternehmen des kybernetischen Kapitalismus, welches im Aufsteigen begriffen ist und welches nach dem Vorbild Silicon Valley arbeitet. Dort wo Leute vermehrt im HomeOffice arbeiten und Privatssphäre und öffentliche Sphäre immer mehr miteinander verschmelzen.

Haltbarkeit und Sillage

sind akzeptabel. Mein Handgelenk strahlt über mehrere Stunden das süße Haze ab.

Keine dunkle Begierde

Dafür, dass der Duft einen sehr starken Namen trägt - toxische Begierden - interpretiere ich ihn zu lasch. Er ist hell, dünn, kühl. Er löst nicht das ein, was der Name potentiell andeutet. Er ist eher ein CBD Duft und hat für mich etwas ironisches, was sich aber nicht selbstironisch nehmen kann. Kifferwitze sind hier eher plump und werden von den Rauchern als Gewitztheit verstanden. Ein seltsamer Alltagsduft, dem bestimmt noch viel Beachtung geschenkt und Diskussionen auslösen wird. Ein gefälliges Parfüm ohne Gefallen.
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