17.11.2016 - 14:36 Uhr
Meggi
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Meggi
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23
Service mal vier in der Bloom Perfumery
Von der U-Bahn-Station Covent Garden sind es keine hundertfünfzig Meter zu gehen: James Street - Floral Street - Langley Court, schon ist die vorzüglich sortierte Bloom Perfumery erreicht (https://bloomperfume.co.uk/). Die Flakons sind dort nicht nach Marken, sondern nach Duft-Familien auf die Vitrinen verteilt. Wie sinnig! Eigentlich erstaunlich, dass derlei nicht öfter zu finden ist.
Wir hatten es wohl mit der Inhaberin zu tun. Die Dame wirkte ein bisschen kühl-professionell, doch wie selbstverständlich reichte sie zu jedem erfragten oder vorgeschlagenen Duft vier Teststreifen an, mithin wurden auch unsere Kinder versorgt. Die fühlten sich offensichtlich derart ernst genommen, dass sie sich sogleich trauten, eigene Test- und Proben-Wünsche zu äußern. Das ist, Distanziertheit hin oder her, wahrer Service.
Für mich waren, angeregt durch die ebenso begeisterten wie begeisternden Auftakt-Kommentare, die drei Paul-Schütze-Düfte der wichtigste Anlass für den Besuch bei Bloom gewesen - zwei Pfund je Pröbchen wurden aufgerufen.
Der Auftakt von Cirebon zeigt ganz kurz was Erbsiges, wie Zuckererbsen-Schoten. Sofort wird er gummihaft, wie die Künstlich-Anmutung von Zitronenschalen. Im Untergrund rumort rasch ein raues Grün, urwüchsiges Petitgrain scheint mir dafür am plausibelsten, dazu eine Spur erdigen Vetivers. Ein netter Zitrus-Duft geht anders.
Wie ein solcher funktioniert, weiß Herr Schütze allerdings auch. Ein bis zwei Minuten sind vergangen, dann beginnt die Bitterorange ihre Arbeit, fruchtig-süffig-üppig. Alsbald ruft sie Grapefruit zu Hilfe. Die beiden stimmen binnen einer Viertelstunde ein Duett an, dessen fruchtiger Frische ein Anflug von Bergamotte-Käsefüßigkeit keinen Abbruch tut. So weit, so schön, so konventionell – dieser Part.
Den im und um den Erstkommentar geschilderten Kalter-Tee-mit-Zitrone-Eindruck unterschreibe ich komplett. Kein Wunder, immerhin ist Magnolie gelistet und die beherrscht den Dreh vom Tee (vgl. etwa I-III Russian Tea von Masque). Bei Magnolie habe ich inzwischen sogar eine entsprechende Erwartungshaltung. Dass der Tee hier zur Abwechslung erkaltet ist, mindert den Spaß daran keineswegs.
Im Laufe des Vormittags reckt sich eine bitter-spitze Note aus dem Duft empor, ich denke an Zitrusfrucht-Schale. Ganz Ähnliches habe ich zum Geschwister-Duft ‚Tears of Eros‘ geschrieben. Die Piekser kommen bloß aus unterschiedlichen Richtungen: Bei ‚Tears of Eros‘ vom Frühblüher her, heute aus der Zitrus-Ecke selbst.
Gegen Mittag tritt helles Holz in den Vordergrund. Es stumpft das Zitrische nicht nur ab, sondern scheint gleichzeitig Aroma-Facetten zu entziehen. Statt leibhaftig-lebendiger Zitrusfrucht haben wir es nun eher mit dem Säuerungsmittel aus den gelben Plastik-Zitronen zu tun. In dieser dezent pritzelnden, zestigen Zitrus-Holz-Note erreicht der Duft allmählich seinen Abschluss. Das ist in Sachen Zitrus-Haltbarkeit sehr ordentlich, mir fehlt es indes am Anmach-Faktor. Eine Prise Sandelholz-Süße, die ich am Nachmittag direkt auf der Haut mehr vermute als spüre, vermag leider nicht, individuelle Akzente zu setzen.
Überdies kriegt die Zitrus-Note nach hinten raus einen leicht metallisch-wässrigen Anklang, das könnte – so denke ich unwillkürlich – auf einen Beitrag von Hedion hindeuten. Das wäre freilich der einzige Fall von bemerkbarer Synthetik und nicht einmal dieses einen bin mir sicher.
Fazit: Ein Zitrus-Zeder-Duft, der intern zunehmend ausgebremst wirkt, als wolle er womöglich bewusst ein wenig schwermütig daherkommen. Das finde ich schwierig. Ich mag das beschwingt-charmante Eau d’Hadrien und das hell-elegante Lalique White. Cirebon ist mir demgegenüber letztlich allzu zurückgenommen und adstringens-betont. Dennoch ordentlich, mit lange anhaltender Frische.
PS: In der Covent-Garden-Markthalle, nur ein Stückchen weiter die James Street hinunter, gibt es Ladengeschäfte von Miller Harris und Penhaligon’s.
Wir hatten es wohl mit der Inhaberin zu tun. Die Dame wirkte ein bisschen kühl-professionell, doch wie selbstverständlich reichte sie zu jedem erfragten oder vorgeschlagenen Duft vier Teststreifen an, mithin wurden auch unsere Kinder versorgt. Die fühlten sich offensichtlich derart ernst genommen, dass sie sich sogleich trauten, eigene Test- und Proben-Wünsche zu äußern. Das ist, Distanziertheit hin oder her, wahrer Service.
Für mich waren, angeregt durch die ebenso begeisterten wie begeisternden Auftakt-Kommentare, die drei Paul-Schütze-Düfte der wichtigste Anlass für den Besuch bei Bloom gewesen - zwei Pfund je Pröbchen wurden aufgerufen.
Der Auftakt von Cirebon zeigt ganz kurz was Erbsiges, wie Zuckererbsen-Schoten. Sofort wird er gummihaft, wie die Künstlich-Anmutung von Zitronenschalen. Im Untergrund rumort rasch ein raues Grün, urwüchsiges Petitgrain scheint mir dafür am plausibelsten, dazu eine Spur erdigen Vetivers. Ein netter Zitrus-Duft geht anders.
Wie ein solcher funktioniert, weiß Herr Schütze allerdings auch. Ein bis zwei Minuten sind vergangen, dann beginnt die Bitterorange ihre Arbeit, fruchtig-süffig-üppig. Alsbald ruft sie Grapefruit zu Hilfe. Die beiden stimmen binnen einer Viertelstunde ein Duett an, dessen fruchtiger Frische ein Anflug von Bergamotte-Käsefüßigkeit keinen Abbruch tut. So weit, so schön, so konventionell – dieser Part.
Den im und um den Erstkommentar geschilderten Kalter-Tee-mit-Zitrone-Eindruck unterschreibe ich komplett. Kein Wunder, immerhin ist Magnolie gelistet und die beherrscht den Dreh vom Tee (vgl. etwa I-III Russian Tea von Masque). Bei Magnolie habe ich inzwischen sogar eine entsprechende Erwartungshaltung. Dass der Tee hier zur Abwechslung erkaltet ist, mindert den Spaß daran keineswegs.
Im Laufe des Vormittags reckt sich eine bitter-spitze Note aus dem Duft empor, ich denke an Zitrusfrucht-Schale. Ganz Ähnliches habe ich zum Geschwister-Duft ‚Tears of Eros‘ geschrieben. Die Piekser kommen bloß aus unterschiedlichen Richtungen: Bei ‚Tears of Eros‘ vom Frühblüher her, heute aus der Zitrus-Ecke selbst.
Gegen Mittag tritt helles Holz in den Vordergrund. Es stumpft das Zitrische nicht nur ab, sondern scheint gleichzeitig Aroma-Facetten zu entziehen. Statt leibhaftig-lebendiger Zitrusfrucht haben wir es nun eher mit dem Säuerungsmittel aus den gelben Plastik-Zitronen zu tun. In dieser dezent pritzelnden, zestigen Zitrus-Holz-Note erreicht der Duft allmählich seinen Abschluss. Das ist in Sachen Zitrus-Haltbarkeit sehr ordentlich, mir fehlt es indes am Anmach-Faktor. Eine Prise Sandelholz-Süße, die ich am Nachmittag direkt auf der Haut mehr vermute als spüre, vermag leider nicht, individuelle Akzente zu setzen.
Überdies kriegt die Zitrus-Note nach hinten raus einen leicht metallisch-wässrigen Anklang, das könnte – so denke ich unwillkürlich – auf einen Beitrag von Hedion hindeuten. Das wäre freilich der einzige Fall von bemerkbarer Synthetik und nicht einmal dieses einen bin mir sicher.
Fazit: Ein Zitrus-Zeder-Duft, der intern zunehmend ausgebremst wirkt, als wolle er womöglich bewusst ein wenig schwermütig daherkommen. Das finde ich schwierig. Ich mag das beschwingt-charmante Eau d’Hadrien und das hell-elegante Lalique White. Cirebon ist mir demgegenüber letztlich allzu zurückgenommen und adstringens-betont. Dennoch ordentlich, mit lange anhaltender Frische.
PS: In der Covent-Garden-Markthalle, nur ein Stückchen weiter die James Street hinunter, gibt es Ladengeschäfte von Miller Harris und Penhaligon’s.
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