Amber pour Homme 2006 Eau de Toilette

Naaase
26.06.2014 - 02:46 Uhr
8
Duft

Der Saubermann für den Abend

Der Saubermann für den Abend

Vor mir steht der im Jahre 2006 erschienene und von Daniela Andrier kreierte Duft "Amber Pour Homme" aus dem Hause Prada. Ich bin schon sehr gespannt. Denn: Ich finde diese Prada-Flakons einfach chic. Edel liegen sie in der Hand. Das galt auch schon für "Infusion d'Homme". Fast schon minimalistisch. Doch in gleichem Maße auch modern. Einfach schnörkellos.

Und meine Vorfreude steigert sich noch mehr bei dem Versprechen dieses Duftes, dass uns hier etwas rund um das Thema "Amber" dargeboten werden soll.

1.
Amber ist nämlich einer der wertvollsten Rohstoffe, die die Natur je hervorgebracht hat. Lange Zeit konnte man sich die Herkunft dieses äußerst seltenen Rohstoffes nicht erklären. Ging man noch früher davon aus, dass die ebenso duftenden wie grauen Steine, die an die Küsten gespült wurden, von See-Ungeheuern stammten, so fanden Walfänger Anfang des 19. Jahrhunderts Amber im Darm von Pottwalen. Letztere ernähren sich nämlich von Tintenfischen und Kraken, die einen sehr schwer verdaulichen und scharfkantigen Kiefer besitzen. Es wird vermutet, dass sich Amber bei der Verdauung dieser unbekömmlichen Teile bildet. Wie das genau funktioniert ist aber immer noch unklar. Fest steht allerdings, dass sich Amber, nachdem er vom Pottwal ausgeschieden worden ist, stark verändert. Die auf der Meeresoberfläche treibenden Klumpen gehen unter dem Einfluss von Sonnenlicht und Sauerstoff eine chemische Reaktion ein. Dabei entstehen die wohlriechenden Amber-Körper, die mit den Gezeiten an die Meeresstrände gespült werden.

In früheren Zeiten stammte der meiste (natürliche) Amber aus dem Gebiet um Neukaledonien. Inzwischen ist jedoch dort der Handel nahezu zum Erliegen gekommen, da bei der Parfum-Herstellung überwiegend künstlich hergestellter Amber verwendet wird.
Natürlicher Amber wird hingegen nur noch vereinzelt dazu verwendet, den Duft dunkler und damit geheimnisvoller zu machen: Denn Amber verbindet und verfeinert blumige und süßliche Duftnoten, indem er als sogenannter "Fixateur" die Verdunstung leicht flüchtiger ätherischer Öle aus der Pflanze, verlangsamt.

Die Verarbeitung von natürlichen Amber erfolgt dergestalt, dass die Rohsubstanz zu einem feinem Puder zermahlen und Alkohol hinzugefügt wird. Diese Lösung muss dann mehrere Monate reifen, bevor sie dem Parfum beigemischt werden kann. Denn dann entfalten sich erst die charakteristischen Duftnoten. Der Parfumeur Nicolas Mamounas wird in einem Artikel von Hans Jürgen von der Burchhard für "Planet Wissen" (29.08.2013) wie folgt zitiert: "Vielleicht weckt Amber im Menschen unbewusst die Sehnsucht nach dem Meer, aus dem ursprünglich alles Leben hervorgegangen ist."

2.
Prada's "Amber Pour Homme" beginnt mit reifen Zitrusfrüchten: Eine (reife) Bergamotte und eine (nicht minder reife) Mandarine. Würzig unterlegt mit Kardamom und liebevoll umhaucht von einer Orangenblüte. Doch im Mittelpunkt stehen diese beiden reifen Früchte.

Doch nach meinem Eindruck nur sehr kurz. Man kann hier also nicht von einer ausgeprägten Kopfnote sprechen. Es wird nämlich dunkler. "Oh, kommt jetzt vielleicht schon der versprochene Amber zum Vorschein ?" rufe ich aus. In froher Erwartung. Aber -ebenso wie ein Kind am Weihnachtstage- müssen wir uns noch gedulden. Das Dunkle kommt nämlich nicht etwa von dem versprochenen Amber. Nein, hier hatte noch kein Pottwal Stuhlgang. Vielmehr erscheint grasig-erdiges Vétiver. In Begleitung von würziger Myrrhe. Ach ja, und so ein Blümchen liegt da auch noch rum: Eine Geranie. Aber alles ganz ganz weich und pudrig untermalt. Das müssen diese in der Duftpyramide angegebenen "Nirvanolide" sein. Diese haben sich bislang bei mir noch nicht vorgestellt. Doch eine Suche hiernach bei Parfumo führt insoweit nicht ins sprichwörtliche "Nirvana". Vielmehr erfahren wir, dass "Nirvanolide" ein (patentierter) Riechstoff sein soll "der intensiv nach einem fruchtigen, pudrigen, leicht animalischen Moschus mit laktonischen Nuancen" riechen soll. Ja, und genauso ist unsere Herznote bei "Amber Pour Homme": Erdiges Vétiver und würzige Myrrhe. Garniert mit diesem Blümchen. Und das Ganze pudrig unterlegt.

Was ebenfalls auffällt ist -wie schon bei "Infusion d'Homme"- diese unglaubliche "Sauberkeit". Alles wirkt hier rein - wie frisch geputzt. Nur eben im Vergleich zu "Infusion d'Homme" auf einer dunkleren, vielleicht sogar "abendlicheren" Ebene.

Und es wird süßer. Ja fast schon kuschlig. Auch wenn sich diese "pudrige Sauberkeit" in der Basis fortsetzt. Wir erleben nunmehr eine vanillige Süße, die einen leicht-rauchigen Beigeschmack (Patchouli !) hat. Gerade so viel, um dieser "pudrigen Süße" der Vanille und der Tonkabohne ein stützendes Korsett zu verleihen. Einen Touch ins Orientalische bekommt dieser Duft dadurch beileibe nicht. Das Ganze abgeschmeckt mit einer Brise Safran, einer Messerspitze Sandelholz und einem Teelöffel voll Leder. Und fertig ist unsere -nach wie vor sehr sauber und rein wirkende- pudrig-süße Basis.

Mein Fazit:
Und wo ist der versprochene Amber ? Möglicherweise wurde bei "Amber Pour Homme" Amber in der oben beschriebenen Art und Weise als "Katalysator" benutzt. So lobenswert dies auch erscheinen mag; aber dies macht aus ihm keinen ausgesprochenen "Amber-Duft" - so, wie der Name verheißt.
Dennoch ein gut gemachter Duft. Er führt das "Sauberkeits-Thema" von "Infusion d'Homme" auf einer dunkleren Ebene fort. Sozusagen der "Saubermann für den Abend".
4 Antworten