R de Capucci 1985 Eau de Toilette

CountZero
09.11.2012 - 09:02 Uhr
13
Hilfreiche Rezension
10
Duft

Erinnerungen ...

Zweimal noch maximal, kann ich dem grünbraunen Flakon mit der dreieckigen Form ein paar Splashs entlocken, dann herrscht endgültig Ebbe bei dem von mir lange gehegten und gepflegten Restbestand von R de Capucci.

Ob er ein Chypre ist, oder doch eher den Lederdüften zuzuordnen wäre ist eigentlich völlig egal und ob jetzt das Eichenmoos stark oder nur schwach zu Tage tritt ist auch irrelevant.
Was zählt ist einzig und alleine, dass mich dieses "Duftwunder" vor etwa 20 Jahren etwas vom bei uns am Lande bekannten Mainstream weggelockt hat und ganz klammheimlich erstmals die Pforten zu einer anderen Duftwahrnehmung öffnete.

Warum - würde man heute fragen. Riecht ja irgendwie wie "irisch Moos"?!
Das mag ansatzweise stimmen, aber die enthaltene Vielschichtigkeit, die Wucht und diese Tiefe ... die roch ich erstmals in R de Capucci.

Meine erste Bestellung im fernen Amerika ;-)
Blind - versteht sich. Eigentlich wollte ich die Versandkosten ausreizen und habe (wie ich auf "R" kam, weiß ich nicht mehr) einfach noch was in den basket geworfen.
Eine folgenschwere Entscheidung, die mich bis heute verfolgt
und langfristig gesehen einiges an Geld kostete!

Ich habe auch lange nach einem Ersatz gesucht, denn das kleine Pfützchen im Flakon ist schon seit gut 7-8 Jahren so klein ... und wird seitdem wie mein Augapfel gehütet. Gefunden habe ich nur entfernt ähnliches: Equipage von Hermes (weniger opulent und tief) oder Yatagan von Caron (zu wuchtig).
Schlussendlich gab ich die Suche auf und entschloss mich dazu, mich einfach nur noch dem Genuss hinzugeben und daher wird er knallhart aufgebraucht!

Er riecht so frisch!
Zitrisch, moosig, grün ... vorn und nach dem Sport auch geeignet. Belebt, entfacht die Sinne. Wirkt wie Koffein für die Nase.

Er wirkt so jung!
Wie kann das sein? Aus den 80ern! Dabei "jung" riechen?
Natürlich für mich! Denn da ich ihn vor beinahe 20 Jahren erstmals roch, dann macht das Hirn einfach bei jedem Schnuppern irgendwie einen emotionalen Zeitsprung und schwupp ... bin ich wieder daheim im Dorf, es ist Freitag oder Samstag und es geht mal Richtung Bier-Pub, dann zum "Highlander" um schlussendlich in der nächsten größeren Stadt (20 km entfernt) die Disco (den Club?) heimzusuchen ... ergo: jung :)

Er riecht für mich immer noch so anders als alles andere, das ich damals roch.

Männlich, hart, ein ganzer Kerl!

Aber auch naturverbunden - da hüpfe ich im karierten Holzfällerhemd von einem Stein zum anderen und achte besonders darauf, nicht auf der bemoosten Oberfläche auszugleiten.

Geerdet und hemdsärmelig kommt er daher ... eigentlich passend zu den 70ern und trotzdem wurde er 85 geschaffen ... ein Überbleibsel?
Nein, sondern einhergehend mit dem letzten Aufflackern jener Kategorie Mensch, die noch weiß warum irgend etwas funktioniert und es auch erklären können. Der letzte Versuch, die Blender und Selbstdarsteller zu vertreiben, die nur Sales und Marketing im Kopf haben und ohne tiefen Sinn und Ahnung nur nach den oberflächlichen Gesichtspunkten entscheiden.
Also für jene, die noch das Werkzeug im Keller haben um alles selbst zu machen und nicht für jene, die wegen jedem Sch**ß nach Papi und Schwiegerpapi rufen ;-)

Hach, ich könnte noch ewig so weitermachen! aber wer soll den ganzen Zinnober lesen?

Abschließend sei gesagt, dass ich weiß, dass es noch einige Restbestände (vor allem in USA) gibt, die tlw. zu horrenden Preisen gehandelt werden. Aber warum die Erinnerung durch so was trüben. Lieber ein Ende mit Schmerzen als dann lange Schmerzen ohne Ende?!

In diesem Sinne ... noch 2 mal tragen und dann isser für immer wech.
Au revoir R de Capucci ...
4 Antworten