FabianO
Top Rezension
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Mehr als erwartet- unaufdringlich geratener Laborerfrischer, der seine Synthetik halbwegs kaschieren kann
Die liebe Parfuma "Cafenoir" wollte sich einen Spaß mit mir machen. So mein erster Gedanke, als ich neben dem bestellten MFK-Duft dieses Probenröhrchen aus dem Umschlag zog. Erst hab ich das mit dem Namen gar nicht geschnallt und dachte, welcher unbekannte italienische Designer da in mein Leben tritt. Dass es am Ende der Proletenmillionär aus der Glotze ist, war dann überraschend.
Es war als Gag gedacht - lustig nun finde ich daran, dass "Roberto Geissini" nach Punkten der 13.-schlechteste Herrenduft im gesamten Parfumo-Universum ist. Noch nie hatte ich einen unter 5.0 Schnitt unter der Nase, ich träume ja noch davon, einmal einen Kommi zu Platz 1, Bobbeles "Becker" zu schreiben, der ja alles -quasi legendenbildend - unterbieten soll. Käme ich hier gar auf 1.0 oder 2.0 Punkte?
Was soll ich nun sagen? Ehrlicherweise fällt mein Verriss nicht ganz so harsch aus, wie ich im Vorwege dachte, als ich die strahlendweißgebohnerten Zahnreihen von Herrn Geiss vorm inneren Auge und den monströs abstoßenden Flakon oben gesehen habe, bei dessen Anblick man Kinder in der Geisterbahn in den Herztod treiben könnte.
Der "Masculine" nun - ich muss es so sagen - ist im Ganzen künstlerisch nicht der Rede wert- das schon. Aber verglichen mit dem, was ich zuletzt so beim Stadtbummel getestet habe ("Versace Dylan Blue", "Kenzo Homme EdP"...), kommt der Geissbock nicht vergleichbar übel weg. Eher besser. Zumindest erträglicher.
Wo der Versace und der Kenzo mir drückende Schwaden heftig synthetischer Monstranzaquatik in die Nase knallen, und das pieksig, stechend, laborig, geht es hier moderater zu.
Apfeliger Start - nicht nennenswert naturnah aber immerhin nicht scharf oder beißend. Ein wenig Moschus dazwischen, irgendwie auch etwas Meerartiges, aber alles in allem herrscht da in den ersten 10 min. eine die Mitmenschen nicht nennenswert belästigende Frische vor, die qualitativ pures Mittelmaß ist, aber immerhin das.
Haltbarkeit und Sillage sind ein Scherz, nach einer Stunde ist kaum noch was wahrzunehmen. Etwas minimal Zedernholziges vielleicht, aber mehr auch nicht.
Summa summarum ein himmelschreiend einfallsloser Standardduft, wie er auch bei Supermarktdüften immer mal wieder entworfen wird, der immerhin nicht aufdringlich ist, nicht wirklich nervt und seine Laborgeburt nicht auf dem T-Shirt in großen Lettern, die blinken, vor sich herträgt.