08.12.2022 - 11:56 Uhr

Ponticus
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Frauenabend – dicke Luft auf dem Weihnachtsmarkt
Der diesjährigen Weihnachtsmarkt wurde von unserer wartsab-Gruppe „Mädels- äh Frauenabend“ schon sehnsüchtig erwartet. Nach dem Coronafiasko der letzten beiden Jahre wollten wir es dieses Jahr richtig krachen lassen. Zu organisieren gab es nichts, alle hatten ihr Kommen zugesagt und so vereinbarten wir unser Treffen am ersten Glühweinstand gleich am Eingang des Marktes.
Der Weihnachtsmarkt, das Lichterfest der Sinne, Musik und Glöckchen klingen, Fahrgeschäfte, Krippenspiele, drängende Menschen, buntes flimmern, schreien, lachen. Ein Platz des Vergnügens und des Kommerzes, von Genuss, Rausch und Völlerei sowie von wunderbaren Düften. Wein und Rum gemischt mit orientalischen Gewürzen bei Glühwein, Grog und Eierpunsch, Vanille und Karamell aus der Weihnachtsbäckerei, dazu Schokolade, gebrannte Mandeln, glasierte Äpfel und schließlich die Grill-, Brat- und Rauchnoten an den vielen Bruzzelbuden um nur einige duftige Leckerlis zu nennen.
Frau Dipl.-Psych. Anna Lühse war die Letzte am Treffpunkt und wurde überschwenglich begrüßt. Sie liebt den großen Auftritt, denn sie fühlt sich, was die Liebe anbelangt, vom Leben etwas vernachlässigt. Zwar hübsch an inneren Werten wähnt sie sich dennoch auf der Resterampe der Liebe, wenig wertgeschätzt, zwar vom Leben noch nicht ganz vergessen, aber im Abseits stehengelassen. Als Kind der 80er Jahre ist sie dieser Zeit und der Mode verfallen und trug auch heute „Retrolook“ wie Dauerwelle, leichte Schulterpolster, Mom Jeans und eine Blazerjacke aus Leder! Schick wie sie war, umgab sie auch eine dichte Wolke eines Parfüms jener Jahre. Ihr müßt raten, rief sie mit einem gewinnenden Lachen und versicherte gleichzeitig, jeder würde es kennen!
Das kräftige, fruchtig-blumige Aroma nach Weingummi und Kirschlolli tief in der Nase, seufzte Augenoptkerin Klara Sicht laut und vernehmlich. Sie sei nun etwas beruhigt, denn sie hatte den Verdacht, ihr zweites Glas Glühwein sei verdorben, so süßlich und überzuckert es jetzt hier riecht. Der schwere Duft süß-blumiger Bonbons mischte sich schnell und intensiv mit zimtigen Vanille-, Mandel- und Honignoten, ohne daß der Stand der Weihnachtsbäckerei schon in Sicht war. Der süße Duft machte aber Appetit auf Schmalzgebäck und mahnte zum Aufbruch.
Hier sind wir richtig, rief Melody Vögele-Schmitz, jung gebliebene alt 68erin, Veganerin und heute ohne ihr Elektrofahrrad. Sie zeigte auf die vielen Blüten und Blumen der Schießbude und erinnerte an die blümeligen Akkorde der mitgezogenen Duftblase. Erwartungsgemäß waren jedoch alle Pflanzen aus Stoff oder Plaste, der Hunger aber groß und schießen wollte auch keiner, also zogen alle weiter.
Gleich am nächsten Stand stärkte man sich mit Waffeln, Fettkrapfen, Gebäck und Zuckerwatte. Nur Bärbel, Fleischereifachverkäuferin und Gspusi von Metzger Axthelm, hielt sich zurück und gemahnte an den kommenden Besuch der Grill- und Bratwurstbuden. Noch einen Jägertee zum Abschluss und auch wegen der Kälte und weiter ging es. Unsere mitgebrachte süß-würzige Duftaura begleitete uns weiterhin und schlug, gemeinsam mit den Fettkrapfen etwas auf den Magen.
Ein Höhepunkt des Rummelbesuches lag vor uns, die Geisterbahn. Mit leicht flauem Gefühl reihten wir uns hinter Anna Lühse und der ihr fest anhaftenden vanilligen, dunkelschweren und honigsüßen Wolke in die Wägelchen ein. Die Fahrt dauerte nicht lange, aber Gerippe, Leichen, Kadaver und Bösewichte säumten den Weg. Susi, unsere Apothekerin Frau Dr.Pille war hin und weg. Selten war eine Geisterbahnfahrt so authentisch, brach es aus ihr hervor, als hier gerade im Schlepp der dumpfen, erdig-würzigen, aufdringlich-zuckersüßen Duftwolke zwischen all den Geistern, Toten und Kreaturen. Susi kennt sich als Apothekerin aus mit Düften aus Grüften, dennoch fanden alle anderen, so schlimm war es dann doch nicht. Trotzdem lallte sie, dies müßt ihr doch zugeben, hat diese penetrante Honigsüße doch etwas provokant Perverses. Bevor alle versöhnlich, zustimmend nicken konnten, hatten Süße und Krapfen die Oberhand gewonnen und sie mußte sich Kopf voran erleichtern.
Darauf tranken alle einen Eierpunsch, nur die Susi nahm einen leichten Grog zur Stärkung. So im weiteren schlendern, gleich hinter den Losbuden, blieb Jackie, alias Jacques Gelee und unser aller Coiffeur, abrupt stehen und bekleckerte sich dabei total mit Punsch. Dem keine Beachtung schenkend, aber immer wieder „ich weiß es, ich weiß es“ rufen, zeigte er auf ein Werbebanner der Telekom. Magenta, es ist magenta das Parfüm oder auch pink und Joop steht drauf. Joop, ist das etwa der Wäschemodenfuzzi, fragte die Bärbel in die verdutzte Runde? Ja genau und von dem ist das Parfüm erwiderte Jackie. Ende der 90er Jahre hatte ich meine Veträge mit der Telekom für Laden und privat nicht ohne Probleme gekündigt. Ein paar Wochen später schenkte mir ein guter Kunde ein kleines Fläschchen mit rosa Parfüm. Es war Joop homme EdT. Nach dem ersten Sprühen gingen meine Umsätze für diesen Tag merklich zurück und ich bin bis heute der Meinung, das es sich um einen nachtragenden „Anschlag“ der Telekom handelte, ganz nach dem Motto „Rache ist süß“.
Der bekleckerte, aber gefeierte Jackie bestellte noch eine Runde Punsch, das Parfüm duftete mittlerweile recht erträglich mit einer süß-dunklen Würzorientalik und die Marktausflügler waren in versöhnlicher Stimmung. Die Meinung war einhellig, ein Duft der gegen einen ganzen Weihnachtsmarkt anstinken kann, kann nicht schlecht sein. Dennoch bleibt das Gefühl, es sind eher die nostalgische Erinnerungen, die Joop homme am Leben erhalten. Das wäre auf alle Fälle ein sehr guter Grund.
Viel Spass beim Besuch Eurer eigenen Adventsmärkte und eine schöne Zeit dabei!
Der Weihnachtsmarkt, das Lichterfest der Sinne, Musik und Glöckchen klingen, Fahrgeschäfte, Krippenspiele, drängende Menschen, buntes flimmern, schreien, lachen. Ein Platz des Vergnügens und des Kommerzes, von Genuss, Rausch und Völlerei sowie von wunderbaren Düften. Wein und Rum gemischt mit orientalischen Gewürzen bei Glühwein, Grog und Eierpunsch, Vanille und Karamell aus der Weihnachtsbäckerei, dazu Schokolade, gebrannte Mandeln, glasierte Äpfel und schließlich die Grill-, Brat- und Rauchnoten an den vielen Bruzzelbuden um nur einige duftige Leckerlis zu nennen.
Frau Dipl.-Psych. Anna Lühse war die Letzte am Treffpunkt und wurde überschwenglich begrüßt. Sie liebt den großen Auftritt, denn sie fühlt sich, was die Liebe anbelangt, vom Leben etwas vernachlässigt. Zwar hübsch an inneren Werten wähnt sie sich dennoch auf der Resterampe der Liebe, wenig wertgeschätzt, zwar vom Leben noch nicht ganz vergessen, aber im Abseits stehengelassen. Als Kind der 80er Jahre ist sie dieser Zeit und der Mode verfallen und trug auch heute „Retrolook“ wie Dauerwelle, leichte Schulterpolster, Mom Jeans und eine Blazerjacke aus Leder! Schick wie sie war, umgab sie auch eine dichte Wolke eines Parfüms jener Jahre. Ihr müßt raten, rief sie mit einem gewinnenden Lachen und versicherte gleichzeitig, jeder würde es kennen!
Das kräftige, fruchtig-blumige Aroma nach Weingummi und Kirschlolli tief in der Nase, seufzte Augenoptkerin Klara Sicht laut und vernehmlich. Sie sei nun etwas beruhigt, denn sie hatte den Verdacht, ihr zweites Glas Glühwein sei verdorben, so süßlich und überzuckert es jetzt hier riecht. Der schwere Duft süß-blumiger Bonbons mischte sich schnell und intensiv mit zimtigen Vanille-, Mandel- und Honignoten, ohne daß der Stand der Weihnachtsbäckerei schon in Sicht war. Der süße Duft machte aber Appetit auf Schmalzgebäck und mahnte zum Aufbruch.
Hier sind wir richtig, rief Melody Vögele-Schmitz, jung gebliebene alt 68erin, Veganerin und heute ohne ihr Elektrofahrrad. Sie zeigte auf die vielen Blüten und Blumen der Schießbude und erinnerte an die blümeligen Akkorde der mitgezogenen Duftblase. Erwartungsgemäß waren jedoch alle Pflanzen aus Stoff oder Plaste, der Hunger aber groß und schießen wollte auch keiner, also zogen alle weiter.
Gleich am nächsten Stand stärkte man sich mit Waffeln, Fettkrapfen, Gebäck und Zuckerwatte. Nur Bärbel, Fleischereifachverkäuferin und Gspusi von Metzger Axthelm, hielt sich zurück und gemahnte an den kommenden Besuch der Grill- und Bratwurstbuden. Noch einen Jägertee zum Abschluss und auch wegen der Kälte und weiter ging es. Unsere mitgebrachte süß-würzige Duftaura begleitete uns weiterhin und schlug, gemeinsam mit den Fettkrapfen etwas auf den Magen.
Ein Höhepunkt des Rummelbesuches lag vor uns, die Geisterbahn. Mit leicht flauem Gefühl reihten wir uns hinter Anna Lühse und der ihr fest anhaftenden vanilligen, dunkelschweren und honigsüßen Wolke in die Wägelchen ein. Die Fahrt dauerte nicht lange, aber Gerippe, Leichen, Kadaver und Bösewichte säumten den Weg. Susi, unsere Apothekerin Frau Dr.Pille war hin und weg. Selten war eine Geisterbahnfahrt so authentisch, brach es aus ihr hervor, als hier gerade im Schlepp der dumpfen, erdig-würzigen, aufdringlich-zuckersüßen Duftwolke zwischen all den Geistern, Toten und Kreaturen. Susi kennt sich als Apothekerin aus mit Düften aus Grüften, dennoch fanden alle anderen, so schlimm war es dann doch nicht. Trotzdem lallte sie, dies müßt ihr doch zugeben, hat diese penetrante Honigsüße doch etwas provokant Perverses. Bevor alle versöhnlich, zustimmend nicken konnten, hatten Süße und Krapfen die Oberhand gewonnen und sie mußte sich Kopf voran erleichtern.
Darauf tranken alle einen Eierpunsch, nur die Susi nahm einen leichten Grog zur Stärkung. So im weiteren schlendern, gleich hinter den Losbuden, blieb Jackie, alias Jacques Gelee und unser aller Coiffeur, abrupt stehen und bekleckerte sich dabei total mit Punsch. Dem keine Beachtung schenkend, aber immer wieder „ich weiß es, ich weiß es“ rufen, zeigte er auf ein Werbebanner der Telekom. Magenta, es ist magenta das Parfüm oder auch pink und Joop steht drauf. Joop, ist das etwa der Wäschemodenfuzzi, fragte die Bärbel in die verdutzte Runde? Ja genau und von dem ist das Parfüm erwiderte Jackie. Ende der 90er Jahre hatte ich meine Veträge mit der Telekom für Laden und privat nicht ohne Probleme gekündigt. Ein paar Wochen später schenkte mir ein guter Kunde ein kleines Fläschchen mit rosa Parfüm. Es war Joop homme EdT. Nach dem ersten Sprühen gingen meine Umsätze für diesen Tag merklich zurück und ich bin bis heute der Meinung, das es sich um einen nachtragenden „Anschlag“ der Telekom handelte, ganz nach dem Motto „Rache ist süß“.
Der bekleckerte, aber gefeierte Jackie bestellte noch eine Runde Punsch, das Parfüm duftete mittlerweile recht erträglich mit einer süß-dunklen Würzorientalik und die Marktausflügler waren in versöhnlicher Stimmung. Die Meinung war einhellig, ein Duft der gegen einen ganzen Weihnachtsmarkt anstinken kann, kann nicht schlecht sein. Dennoch bleibt das Gefühl, es sind eher die nostalgische Erinnerungen, die Joop homme am Leben erhalten. Das wäre auf alle Fälle ein sehr guter Grund.
Viel Spass beim Besuch Eurer eigenen Adventsmärkte und eine schöne Zeit dabei!
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