La Tsarine

UntermWert
19.05.2022 - 16:26 Uhr
33
Top Rezension
7
Sillage
8.5
Duft

Tanz im Boudoir (einige Tage später)

Die Zarin zieht einen Duftschweif hinter sich her, in der sich ihre eigene Aura und die ihrer Gespielen untrennbar miteinander verbunden haben. Nach mehreren Tagen fleischlichen Miteinanders. Vielleicht etwas drübergepudert - oder fein eingecremt - aber ohne ein Bad zwischendurch.
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Das Thema des Duftes ist meines Erachtens enorm gut getroffen. Animalisch, narkotisch, gleichzeitig edel und schmuddelig. Körpergeruch vermischt mit süß-floralen Noten.

Im Duftverlauf nehme ich bei La Tsarine zunächst viel Safran wahr, nicht scharf, aber doch sehr präsent, umspielt von einer süßen Honignote. Es folgt ein sanfter Übergang hin zu blumig-würzigen Noten, aus denen sich langsam eine laszive Tuberose herausreckt, begleitet von etwas menschelnd-würzigem. Hier treffen definitiv körperliche Duftnoten beider Geschlechter aufeinander, was interessanterweise dazu führt, dass die Tuberose nicht zu kaugummiartig süß wird, da gleichzeitig etwas raues, haariges dagegen hält (Kreuzkümmel).
Weibliche (Jasmin, Narzisse, Tuberose, Honig) und männliche Animalik-Noten (Kreuzkümmel, Costus, Bibergeil) toben miteinander, verschmelzen irgendwann symbiotisch zu einem ganz eigenen Hautduft. Feine Öle, Indolik, Haut und Schweiß verbinden sich zu einer einzigartigen Melange. Über allem schwebt die schwüle Süße der Tuberose, umrahmt von kerligen Noten. Man weiß nicht, wo der eine anfängt und der andere aufhört. Zwischendurch wurden Trockenfrüchte gefüttert.
Das Ganze beginnt eher sanft-lasziv, wird dann aber zunehmend leidenschaftlicher und "unanständiger". Trotzdem bin ich noch nicht ganz überzeugt - man kann ja viel in einen Duft hineinriechen, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, andere Statements und Rezensionen liest... "Aber Kissenschlacht ist das jetzt eigentlich nicht" möchte ich gerade denken, als die Zibetnote eine neue Verruchtheit ins Spiel bringt. Da lässt es sich nicht mehr leugnen - hier wurde nicht nur gekuschelt, und hier wurden die Spuren der sinnlichen Interaktion auch über längere Zeit nicht abgewaschen (und ich gestehe, da wird es mir auch zu viel).
Schließlich in der Basis bleibt die in Susan's Rezension trefflich beschriebene Hautnote. Ein Echo mit wissendem Lächeln.
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Fazit: hervorragend umgesetzt, man kann die Zarin förmlich vor sich sehen, gecremt, gepudert, in schweren Brokat gehüllt, der Geruch ihrer intimen Begegnungen hängt noch in Haaren und Klamotten. Selbstbewusst, indiskret.
Leider erlebe ich insgesamt die Noten am prominentesten, die ich auch am schwierigsten finde (zu viel Safran zu Beginn, Kaugummi-Tuberose in der Mitte und am Ende Zibet-Schmuddel...)... es ist also nicht mein Animale und ich bekomme von der Zarin deutlich mehr Information als ich haben möchte... ;-)
Dennoch: beeindruckend, spannend und unbedingt einen Test wert.
Bewertung allgemein: 9 für das Konzept und die sehr gelungene Umsetzung
für mich persönlich: 7,5.
Mit liebem Dank an Susan.
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