Muscs Koublaï Khän 1998

Imel
19.01.2011 - 04:42 Uhr
10
Haltbarkeit
9
Duft

Dorfidylle

Wenn ein Duft durch meine Sinne weht und sich dort festsetzt so entsteht nicht selten ein Bild vor meinen inneren Augen. Lieber mag ich abstrakte Konstruktionen irrealer Bildgewaltigkeit aber ich gebe mich oft zufrieden mit einem erklärbaren Eindruck schöner Erinnerung.
Serge Lutens Kreaktionen sind da ganz anders. Anstadt mir ein Bild zu entlocken erschaffen seine Düfte eine Szene, ein ganzes Szenario.
So auch hier.
Musc Koublai Khan beweist sich als animalisch gleichwohl auch als sanftmütig. Er ist nicht so dunkel wie andere Vertreter, sondern weich und zart hell. Auch nicht dreckig und verschwitzt sondern sauber, klar und trotzdem einfach extrem Geil.
Ich würde hier Rose nicht ganz ausschließen, aber das sollte wohl eine Frage der Hautchemie bleiben.
Andere Animale sind sicher mit einem wohlüberlegten Trumpf Ironie unterm Hemdsärmel zu tragen, Muscs Koublai Khan dagegen spielt da ganz offen seine tierische Seite aus, weiß sie totzdem ansehnlich zupräsentierten.
Der Auftakt ist einfach nur angenehm. Sehr weich und mild, trotzdem herb aber nicht unartig kratzig. Kein unregelmäßiger stechender 3 Tage Bart sondern ein wohlig wollender Männerbart. So maskulin, ultramännlich strotzend vor Wildheit, aber bewahrend der Eleganz und eines charmanten Umgangs mit den dilettanten Leidtragenden.
So ist Muscs Koublai Khan gar nicht bösartig oder gar stinkend.
Die Tierherde, wird dann doch noch überaschend eingeläutet. Immer noch weich und warm verströmt der Duft, alsbald sich die Kopfnote verzogen hat, einen tierischen Charakter. Gleich einer ganzen Horde traben sie an durchs Unterholz. Die holzigen Noten des Duftes geben den animalischen ihre Eleganz zurück. Castoreum, Zibet duften nicht mehr wild und unzähmbar sondern verstömen eher unterschwellig ein monströses Potentz zur wilden Mannesbestie.
Sonderlich viel Entwicklung zeigt sich danach nicht mehr. Die wilden Tiere grasen friedlich und die Bienchen summen sart ums Öhrchen.
Eine olfaktorische Dorfidylle im letzten Schein der Sonne bevor die Nacht der Tiere anzubrechen droht. *Grunz*
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