№ 06 - Incense Rosé 2008

Imel
28.01.2011 - 08:46 Uhr
10
Haltbarkeit
9
Duft

Weihrauchwinter im Blumenbett

Incense rosé ist ein Duft, ob man ihn mag oder nicht mag, der getestet werden sollte. Zum einen weil er handwerklich grandios gemacht und zweitens ein nicht nur ein olfaktorisches Spektakel ist. Ein betörend ruhendes Bilderspektakel. Dabei ist der Duft nicht angenehm gemütlich oder in ähnlicher Richtung schön, sondern ganz bewusst klar und von reiner Schönheit.
Es beginnt mit dem was Lav schon so stimmig zu beschreiben wusste. Er erinnert an frostige Winterwälder, von silbernem Mondlicht klar umrissene Bäume unter einem klaren Sternenhimmel. Dieses Bild ist durchsetzt von einer Liebe zur Natürlichkeit. Also kein kunterbunter Märchenwald sondern einfach Stille und Friedlichkeit und einem Hauch Heimlichkeit der sich durch die Bewegungen der Duftentwicklung zieht. Schöns ists, der Kopfnote Ingredienzien, vereint zu etwas neuem erschaffen, zu sehen. Man weiß zwar um Bergamotte und Rose aber sie entbinden sich in Incense rosé ihres eigenen Charakters, verschmelzen zu etwas neuem aufregenderem.
Allmählich verändert sich der Duft, wird würziger, zarter und weniger kraftvoll wie der Auftakt, dennoch mystischer und unerklärlich geheimnissvoll. Geradezu als schaue man immer dringlicher in die unendlichen Tiefen des Waldes und sinniere über die Hexe im Pfefferkuchenhaus.
Der Duft der Iris setzt sich schnell durch und erzeugt eine gewisse weibliche Süße der, im Kontrast dazu, immer noch der schwere Weihrauch gegenübersteht. Das Bibergeil stellt sich hier nicht unbedingt in den Vordergrund, setzt sich aber unterstützend hinter die Süße und verspricht dem Duft einen Hauch Verwegenheit.
Zur Basis hin wälzt sich der Duft den Hölzern entgegen und verspricht mit Vetiver, Patchouli und Zeder nicht zu viel. Alle drei sind recht klar wahrnehmbar. Nur unterschwellig suggerieren Myrrheharze den Charakter des Duftes sind an sich aber nicht so verfälscht eingesetzt und verbunden worden wie die Bestandteile der Kopfnote, wirken nicht neu oder anders geartet. Ambra mitsamt Labdanum unterstützt weiter die Süße und lässt Incense rosé mit seinem ganzen sakralen Weihrauch aus seinen Sphärennahen Höhen herabsteigen, zu uns auf die Erde. Der Akkord ist stimmig und vereint grün-holzige Noten mit balsamischer Süße, die ganze Zeit über umrundet von dunkelwürzigem Weihrauch. Irgendwo am Rand des Duftes kann ich auch noch einige Noucancen blumiger Noten wahrnehmen. Hier endet für mich das Grandiose an Andy Tauers Rosenduft. So einmalig wie er durchweg bleibt missfällt mir die Basisnote ein wenig. Die Süße des Ambers, als Gegensatz meisterlich in den Duft eingefasst, verträgt sich im Spiel mit den Kräuterartigen Noten nicht mit meiner Nase und meiner Empfindung. Wer sich jedoch mit einem spannendem Dufterlebnis messen möchte, Kopfkino mag und Weihrauch nicht abgeneigt ist, sollte sich Incense rosé mal zu Gemüte und zur Nase führen. Das Konzept von einem Kontrast wie es hier präsentiert wird, einem Spiel von kühlem Weihrauch und warmen erotischen Harzen auf dem Bette frivoler Blumen, sich im Kopf zur ästhetischer Synthese vorführend, ist unbedingt einmalig.
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