UntermWert
09.11.2021 - 12:28 Uhr
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Duft

in der Kategorie animalisch-haarig: "Doraphilia für Kerle"

Im Morgengrauen mystisch-süßem Opiumnebel auf eine Waldlichtung folgen. Es ist kühl, dunstig feuchte Weihrauchfäden führen an eine verlassene Feuerstelle - hier hat was stattgefunden. Der Geruch von aneinander reibendem Fell, Schweiß und kalter Asche liegt noch in der Luft - war es ein Kampf oder eine Vereinigung oder beides? Das Tier kommt näher, von Erde beschmutzter, feuchter Pelz, sein süßer Atem in Deinem Nacken. Irgendwann, wenn Du schon lange das Gefühl für Zeit und Raum verloren hast, erwachst Du auf einem Bett aus weichen Blättern und süßen Hölzern und fragst Dich, ob Du dabei gewesen bist.
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Die von Kreuzkümmel und Castoreum hervorgerufene "Fell-Animalik" von Sohrab erinnert mich spontan an Doraphilia von Miguel Matos - bloß kerliger, brachialer. Vielleicht wie ein Geschwisterduft... oder der Lover von Cruella... oder das noch lebende Tier ihrer Stola...

Während Doraphilia mit üppig-abgetakelt divenhaftem Blumenbouket zur Fellstola aufwartet, eröffnet Sohrab mit einem geheimnisvoll-kühlen Wald-Thema. Ich nehme vor allem die Opiumnote wahr, im Wechsel mit kalter Zypresse und pfeffriger Safranwürze. Es ist, als schlenderte man über diese Lichtung, auf der sich wilde Kerle umtreiben und aneinander reiben (ich erlaube mir an dieser Stelle die Inspiration durch Floyd's Statement). Umgeben von rauchiger kalter Asche und Erde (Weihrauch + indische Narde?) wird die animalische Note zunehmend prominenter, so als ob sich "das Tier" immer mehr näherte - bedrohlich, roh, verführerisch, wobei zwischenzeitlich wieder etwas süßes durchfunkelt. Im Wechsel wird es luftig und erdig um den Pelz herum. Schließlich wird der Duft weicher und milder, harzig-holzig und besänftigt das Tier und die Beute.
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Sehr beeindruckender, in sich stimmig komponierter Duft: teuflisch-animalisch, roh und verführerisch. Sicherlich eine Herausforderung und nicht ganz leicht zu tragen, aber trotzdem wunderschön. Nach meinem Empfinden eher etwas für einen "wilden Kerl".

(mit Dank an Floyd)
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