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Top Rezension
Odile
'Lass dich gehen!' befiehlt Vincent Cassel maliziös - er ist mehr ihre Nemesis als 'nur' ihr Ballettmeister - Natalie Portman in ihrer Rolle als fragil-frigide Nina Sayers in Darren Aronofskys vielbeachtetem 'Black Swan'. 'Vergiss die Kontrolle - ich will Leidenschaft sehen! Gib dich hin!' Die Doppelrolle von Tschaikowskys Schwanenprinzessin und ihrem schwarzen Widerpart gilt in mehrerlei Hinsicht als eine der schwierigsten der Ballettliteratur. Nicht nur die tänzerischen Anforderungen (im 3. Akt werden zweiunddreißig Fouettés - einbeinige, alleine vom Spielbein peitschenhiebartig angetriebene Pirouetten - verlangt) sind außerordentlich, sondern die Tänzerin muss neben der zarten, lyrischen Odette, dem weißen Schwan, auch ihr triebhaft-dämonisches Gegenstück Odile, den schwarzen Schwan, glaubhaft verkörpern - eben jener Dualismus, auf dem Aronovskys Film basiert.
Sinnlich im Grenzbereich zu 'lüstern', leidenschaftlich und eine Einladung, 'sich gehen und fallen zu lassen' war bereits Tom Fords Black Orchid, das Eau de Parfum: hitzig, schwül und überwältigend in seiner Blütensüße - und der unterschwelligen Ahnung einer Gefahr. Anders als bei Grey Vetiver - Eau de Parfum und Eau de Toilette sind hier zwei völlig unterschiedliche Düfte mit höchstens loser Ähnlichkeit - ist die Verwandtschaft zwischen Toms großer (Eau de Parfum) und kleiner (Eau de Toilette) schwarzer Orchidee doch deutlich spürbar. Dennoch hat das Eau de Toilette anstelle der Trunkenheit und Schwere des Eau de Parfums in seiner höchst unkeuschen Dunkelheit etwas fast Schwebendes - so wie der Flügelschlag des Nachtfalters - oder der aufreizende, sinnliche Tanz der schwarzen Odile, die den Prinzen Siegfried betört, verführt und in sein Verderben zu locken sucht.
Fazit: man muss nicht beide haben - Eau de Parfum und Eau de Toilette. Beide richten sich an eine selbstbewusste, sinnenfrohe Frau - an eine, die im Frieden mit sich und ihrem Körper ist und diesem Frieden mit einem Duft Ausdruck verleihen will.
Sinnlich im Grenzbereich zu 'lüstern', leidenschaftlich und eine Einladung, 'sich gehen und fallen zu lassen' war bereits Tom Fords Black Orchid, das Eau de Parfum: hitzig, schwül und überwältigend in seiner Blütensüße - und der unterschwelligen Ahnung einer Gefahr. Anders als bei Grey Vetiver - Eau de Parfum und Eau de Toilette sind hier zwei völlig unterschiedliche Düfte mit höchstens loser Ähnlichkeit - ist die Verwandtschaft zwischen Toms großer (Eau de Parfum) und kleiner (Eau de Toilette) schwarzer Orchidee doch deutlich spürbar. Dennoch hat das Eau de Toilette anstelle der Trunkenheit und Schwere des Eau de Parfums in seiner höchst unkeuschen Dunkelheit etwas fast Schwebendes - so wie der Flügelschlag des Nachtfalters - oder der aufreizende, sinnliche Tanz der schwarzen Odile, die den Prinzen Siegfried betört, verführt und in sein Verderben zu locken sucht.
Fazit: man muss nicht beide haben - Eau de Parfum und Eau de Toilette. Beide richten sich an eine selbstbewusste, sinnenfrohe Frau - an eine, die im Frieden mit sich und ihrem Körper ist und diesem Frieden mit einem Duft Ausdruck verleihen will.
2 Antworten

Toller Kommentar, jetzt erst entdeckt- perfekt beschrieben, vielen Dank!

Ich bleibe dem schweren und lüsternen Original treu. Lieber schön schwülstig als leicht schwebend... :-)