Vibe

Opera

LadyLuxifer
11.04.2021 - 14:59 Uhr
18
Top Rezension
10
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft

Dancing on a String

Was braucht ein Meisterwerk?

Erstens braucht es eine sensible Komposition eines „Dirigenten“, der sein Handwerk versteht. Vor allem aber muss ein solcher Duft Bilder entfachten, die eigene Seele wie ein Buch öffnen.

In dem Duft „Opera“ von Chris Maurice stecken jede Menge Bilder: ein lyrischer Kuss im Dunst der dunklen Nacht; Abschiedsmomente hinter geschlossenen Augen, die auf meinen Händen und Lippen brennen; ein Fluss voller liebeskranker Arien mit Schatten des Abschieds gefärbt.

Christian Carbonnel a.k.a. Chris Maurice entstammt der renommiertesten Parfümfamilie Spaniens. So wuchs Christian in der Welt der Parfümerie auf und dank seines Vaters Francisco Carbonnel, wurden ihm die Leidenschaft und das Talent außergewöhnliche Düfte zu schaffen sprichwörtlich in die Wiege gelegt. „Nefs“, „Erba Pura“, „Camel“, „Malvs“ sind nur wenige seiner ausgezeichneten Kreationen. Viele werden folgen, da bin ich mir sicher. Christian ist so sehr „out-of-the-box“, ich erwarte daher noch viele Juwelen.

Das Opening ist schon sehr opera-like, ein schwerer Vorhang offenbart einen fulminanten Start, der sehr ungewöhnlich riecht: Unterschwellig zusammengepresste fruchtige Noten, die mit Rosenblättern in einem alten Barriquefass schwimmen. Bereits hier schwimmen kleine undefinierbaren Duftteilchen mit, die meine Nase bis zum Schluss nicht verlassen werden. Diese Noten verhalten sich wie winzige pheromonische Duftteilchen, die das wilde Durcheinander zusammen halten und dem ganzen Duft erst einen Sinn verleihen.

„Opera“ ist nicht nur ein Ausgehduft. Opera sprühst Du auf, wenn Du etwas mehr als nur „Zusammensein und Händchen halten“ vorhast. „Opera“ ist verrucht und ein wenig „trashy“, ein Duft der apostatischen Wollust ohne einen Hauch von Mäßigung.

Der Haltbarkeit des Duftes ist monströs, es folgen auch unzählige Twists und Spins in der Duftentwicklung. Die Sinnlichkeit des Duftes wird noch mehr untermauert mit erdig-wurzeligen Noten, die nach ungefähr fünf Stunden einsetzen.

Nach der echt coolen Rezension von DeepRiver ist es echt schwer noch etwas zum Duft zu sagen, das mehr über den Duft verraten würde, als DR bereits so klar und witzig formuliert hat. Ich teile seine Meinung vollumfänglich, keine Fruchtart ist hier einzeln riechbar oder gar Vetiver und Moschus. Was jedoch klar wahrnehmbar ist, das sind Verbindungen der Noten, deren Hauch nach fleischlichem Verlangen riecht. Der Duft hinterlässt nicht nur für Tage einen Stempel, es ist fast ein Tattoo, das übrig bleibt.

„Opera“ ist ein wenig wie „dancing on a string“, der Duft kann schnell over the top wirken. Für mich ist jedoch „Opera“ eine sündige Essenz, die tief und sehnsüchtig lasziv auf meiner glänzenden Haut seufzt: Ein Meisterwerk.
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