Shooting Stars

Nio 2009

Imel
19.09.2012 - 04:25 Uhr
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft

Von stampelden Waldmännchen

Es war eines Tages den ich wie immer, so naiv wie möglich begonnen, als eine Horde exquisiter Neuerscheinungen sich den Weg zu Parfumo bahnte. Allen voran tosende Kommentare, Hymnen und Wundergesänge. Und in dieser Unmenge an Düften, da ist es schwer irgendwo einen Anfang zu finden. Da selbst die Pröbchen bei ALzD ungemein teuer sind, habe ich mich zunächst nur an einen einzelnen Versuch gewagt und mich dabei selbstredent gegen die ganzen Gourmands entschieden; der Frühling stand auf nackten Füßen und frisch und fröhlich sollt es sein.

Ich errinnere mich nur noch, das die Erwartung groß, die Freunde gewaltig und es früher Morgen war, der Jasmintee zog und die Bäume fingen an sich zu regen.

Nio von XerJoff beginnt sehr saftig mit Bergamotte und Neroli, beide klar erkennbar, geben sie sich äußerst potent aber mitsamt der Würze ergießt sich ein stimmiges Ganzes in meine Nase. Fast opulent, großartig die Kopfnote. Die würzigen Akzente der Bitter-Orange werden gestützt, das lässt die zitrischen Aspekte der Ingredienzen nicht zu laut und grell werden. Vorallem riecht es lecker, ich möchte sagen, süffig, mehr ist nicht zu sagen.

Im Übergang zur Herznote wird der Duft trockener, er lockert sich auf und verliert an Üppigkeit. Teilweise meine ich etwas blumiges zu riechen, nur ganz leicht und schüchtern. Dagegen wird der Pfeffer immer stärker, immer mehr drängt er sich an die Luft und von nun an verliert der Duft mehr und mehr an Kraft und Fülle. Er wird regelrecht nüchtern, trocken und farblos. Der Kardamom versucht hier den Pfeffer etwas aufzufangen und ist zudem tragend für den Übergang von der Kopfnote hin zu immer mehr Pfeffer. Irgendwann ist nur noch Pfeffer zu riechen, rosa Pfeffer, versteht sich. Wir bewegen uns jedoch auch schon Richtung Basis, denn das zappeln und kratzen der Pfeffernote beginnt sich langsam dunkel einzufärben.

Wo es spritzig grün begann wird es nunmehr dunkler, erdig, wie sollt es anders sein. Zwar riecht man von den angegeben Basisnoten noch nichts konkretes aber brummend und knarzend kündigt sie sich an. Drin schwingt auch ein leichte Süße mit, die ich nicht ganz zuzuorden vermag, sie ist eigentlich kein konkreter Aspekt des Duftes, eher Unterbau, um Nio nicht allzu mager daherwanken lassen.
Vor allem wird es nun holzig, erdig und es bleibt grün, jedoch nicht gleich dem dunkelgrün komplexer Patchoulidüfte, auch nicht das dunkelgrün wie es bei Guerlains Vetiver zu riechen ist und auch kein mossig blaugetauchtes dunkelgrünes Grey Flanel. Allein auf holziger Basis getragen ist es ein trockenes aber samtenes grün, vielleicht ein Pastell-Dunkelgrün. Zwar strömt von der Basis auch eine balsamische Wärme aus; weniger eine Wärme von Glut und Amberdüften, sondern eine Wärme von Wasserdampf. Jedoch bleibt der saftlos-holzige Charakter.
Über all dem ist im übrigen immer noch der Pfeffer zu riechen, selbst so spät ist der Duft trocken und kristallien. Es scheint mir als könne sich die Basis noch nicht zur Ruhe setzten, obwohl alles danach drängt, zwirbelt raschelnd die Würze des rosa Pfeffer durchs Unterholz. Einerseits könnte man das als innovativ empfinden, mir geht es gehörig auf den Sack.
Zudem ist es einfach fad, ich meine hier hätten noch gut ein oder zwei Noten Platz gehabt.
Wie sich Nio ausläuft, verläuft er sich nur tiefer im Unterholz, der Schritt wird langsamer, die Beine kürzer und irgendwann verschwindet er im Erdreich.
Später, an eben dieser Stelle ranken sich einige saftige Vetiverhalme am Zedernbaum empor.

Im großen und ganzen ist Nio leider nichtssagend. Von diesem Duft bleibt einfach nichts hängen und man hätte mehr daraus machen können. Trotzdem er gut zusammengestellt ist; man spürt auch deutlich die handwerkliche Qualität und die Duftstoffe sind riechbar natürlich und hochwertig. Ich mag jetzt nicht über Luxusmarken lamentieren aber so hochwertig diese Düfte sein mögen, ein ELdO-Duft, ein Harris oder Tauer waren mir stets ein größeres Vergnügen.

Ich möchte an dieser Stelle nocheinma Pfeffer sagen.
Pfeffer.
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