DarkWinterCS
29.03.2022 - 09:37 Uhr
20
Top Rezension
8.5Duft 8Haltbarkeit 8Sillage 10Flakon 10Preis

Xerjoff Nummer 13 - Englische Minze im italienischen Garten

Der Sommer, die meisten Lieben ihn, manchen ist es alles zu warm. Das hat unter den Parfumos nicht nur etwas mit der Temperatur zu tun, sondern auch mit der Auswahl der Düfte. Einige - ich zähle mich auch dazu - haben die generelle Abneigung gegenüber frischen Düften, da diese oft nicht die Qualität zeigen, wie es ein wärmerer Duft könnte. Ich habe ewig nichts passendes gefunden, was mich überzeugt. Mittlerweile sind mir jegliche Holzdüfte über und auch den Aquaten kann ich nicht mehr viel abgewinnen. Die Auswahl ist damit schon arg begrenzt. Da ich außerdem jegliche Art von Neroli, Orangenblüte und Feige verabscheue, wird die Auswahl auf das Minimum begrenzt. Unter meinen bisher getesteten Düften hätte ich aktuell nur dem "Blu Mediterraneo - Cipresso di Toscana | Acqua di Parma" und dem Allure Homme Édition Blanche Eau de Parfum den Raum gegeben sich auf meiner Haut breit zu machen. Der Cipresso war mir dann nach zwei Sommern zu wenig potent und zu grün, auch wenn ich ihn noch mag. Daher waren die letzten Monate auch eine Suche nach einem Sommerduft, der meiner Nase das gibt, was ich bisher nicht fand. Zitrik, leichte Süße, etwas Frische und eine gewisse Performance.

Als ich die ersten Tests zu Torino21 sah, dachte ich, dass hier ein Duft präsentiert wird, der mich überzeugen könnte. Allerdings verkniff ich mir die Probenbestellung, da ich dann doch nicht dran glaubte. Ich erwartete einfach, dass er mir nicht gefällt.
Ein paar Wochen später testete ich ihn dann doch und mich traf der sprichwörtliche Schlag. Alle Hoffnung Geld zu sparen, das Thema Sommerdüfte mit einem großen Haken abzuschließen war verflogen. Ich fand etwas, was mich auf den ersten Riecher fesselte.

Torino21 ist für mich DER Sommerduft, die Art, die ich liebe und nach dem ich gesucht habe. Weniger grün als der "Blu Mediterraneo - Cipresso di Toscana | Acqua di Parma" und etwas mehr zitrische Süße. Eher krautig und ätherisch, sodass ein Kräuterfreund auf seine Kosten kommt.
Zitrone in einer puren und auszupressenden Form. Gerade drücke ich noch die Hälfte auf den Entsafter um die feinen Aromen und Fruchtöle in der Nase zu vernehmen. Säuerlich, frisch, fruchtig mit einer leichten Süße im Hintergrund, die eine Ausgewogenheit schafft. Basilikum gesellt sich hinzu und bringt den sehr eigenen Geruch der Pflanze in den Duft. Aufgeschnitten in feine Streifen von der „Nonna“ in der Küche an der Amalfi-Küste. Aber Obacht, nach einigen Minuten kommt der englische Gast und bringt einen Schwung Minze vorbei. Ätherisch, frisch und leicht pfeffrig. In diesem Monat macht die Zitrone eine kleine Pause um dem Kraut mehr Raum zu bieten. In gewissen Momenten wirkt es fast Wrigleys-mäßig, aber keinesfalls unangenehm. Sitzt die Minze fest im Sattel, so kommt die Zitrone zurück und bringt wieder mehr Fruchtigkeit hinein.

Im Drydown schwächt sich die Frucht ab und lässt den Kräutern und vor allem dem Lavendel mehr Platz. Es wirkt hier etwas maskuliner, leichter Barbershop im Hintergrund ohne zu sehr in der Nase zu liegen. Moschus macht es cremiger.

Überraschenderweise überzeugt die Performance bei diesem Frischling. Durch Lavendel und Moschus wird das Ganze recht in die Länge gezogen, auch wenn man nach dem Drydown keine Entwicklung mehr erwarten darf. Die ersten drei Stunden sind auch von der Sillage mehr als ordentlich. Die zitrischen Wolken verbreiten sich angenehm in der Umgebung und betören die Mitmenschen. Meine Frau findet den sehr gut an mir.

Manche empfinden hier einen Duschgelduft par excellence. Dies würde nach meiner Testung aber nicht den Ganzen Verlauf betreffen. Ich merke durchaus, dass hier die Assoziationen entstehen, gerade im Moment, wo die Minze sehr stark einsetzt, allerdings verfliegt dieser Eindruck nach dem wiederholten Einsetzen der Zitrone.

Und ja, der Duft war so gut, dass ich ihn mir direkt kaufen musste. Wenn ich nun mal so ein seltenes Geschöpf der Sommerdüfte nach meinem Geschmack finde, dann muss er mich auch begleiten.

Nachtrag 13.07.22
Ich habe bei Temperaturen über 30 Grad festgestellt, dass er im Drydown leider zu sehr nach süßlichem Spearmint Kaugummi schnuppert. Ist mir vorher nie aufgefallen und ist irgendwie störend in der Sillage. Deshalb Abwertung um einen Punkt.
3 Antworten
SmoetnSmoetn vor 4 Jahren
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Tolle Rezension, finde den Duft auch klasse.
BrokehovenBrokehoven vor 4 Jahren
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Hat mich leider immer an WICK VapoRub erinnert
WhaitschnoikWhaitschnoik vor 4 Jahren
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Habe ihn gerade zum ersten Mal testweise aufgesprüht und verstehe die Duschgel-Assoziationen. Setzt nach etwa 20 Minuten ein. Ich bin jetzt bei etwa einer halben Stunde Tragedauer und bin auf die Performance gespannt. Ich glaube aber, der Renaissance hat mich mehr gekickt, wenn doch die H/S besser wären.