Woody - Cedarwood & Patchouli

Möhrvieh
12.05.2023 - 00:49 Uhr
4
Hilfreiche Rezension
7
Preis
7
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft

Inspektor Colabo ermittelt

Soso, welches Corpus Delicti haben wir diesmal? Ein neues Parfum in der Drogerie? Noch nie gehört von dieser Marke. Informationen darüber auf einer bekannten Videoplattform sowie auf diversen anderen Foren sind spärlich vorhanden. Tja, dann wird es wieder einmal Zeit, einen Bericht zu erstatten.
Unternehmen:
Nennt sich „COmmon“ (eng. „gemeinsam“) und „LABOratory“ (eng. „Labor“), was anfangs etwaige Assoziationen über synthetische Mixturen hervorruft. Jedoch wirbt der Hersteller damit, mit der Natur zu arbeiten und natürliche Extrakte zu verwenden. Und tatsächlich wird auf der Verpackung geworben, umweltbewusst zu produzieren. Kein Cellophan über den Karton, sehr vorbildlich. Sogar 90 % der Inhaltsstoffe sollen natürlich sein. Und die anderen 10 Prozent? Diese werden notgedrungen aus synthetischen Bestandteilen gewonnen, soviel steht schon mal auf der Homepage. Und Hand aufs Herz: Anders können gewisse Möglichkeiten in der Produktion auch nicht gewährleistet werden. Diese Ehrlichkeit darf gerne wohlwollend betrachtet werden. Es ist doch immer schön, wenn sich kleinere Independent-Dufthäuser in der Parfum-Branche trauen, mit guten Konzepten gegen die „Großen“ anzutreten. Wo ist denn diese Firma eigentlich beheimatet? Achso, da stehts: im polnischen Grudziądz... kommt mir bekannt vor, aber dazu später mehr.
Flakon:
Nörgler würden sich über das langweilige Design sicherlich die Nase rümpfen. Für alle anderen normalen Menschen wäre die kubische Form mit der Holzkappe ein Grund, das Ding in das Parfumregal zu stellen. Jedoch bitte ich euch, das Parfum nicht mit der Kappe aufheben, da diese doch leicht abgeht. Eventuell hängt dies auch mit der Hülse in der Kappe zusammen, die aus Plastik besteht. Naja, sei‘s drum.
Duft:
Unisex mit leichter Abbiegung in die maskuline Richtung. Als Hauptkategorien könnte die Einordnung „würzig-holzig“ mit Anleihen in das „Erdige“ durchaus passen, allerdings alles in einer leichten Variante. Eine kleine Unstimmigkeit ist mir bei den Duftnoten aufgefallen: Sowohl auf Parfumo als auch auf der Firmenhomepage sind die Noten Zedernholz aus dem Atlasgebirge in Marokko, Patchouli aus Indonesien, Kardamom aus Guatemala und Beifuß aus Marokko angegeben. Auf der Verpackung wurde der Beifuß weggelassen, dafür wird Guajakholz aus Paraguay gelistet. Ich kann allerdings keinen olfaktorischen Unterschied feststellen, ob nun die eine oder andere Zutat ausgetauscht wurde. Vielleicht schafft es jemand von euch Spürnasen. ;-)
Haltbarkeit/Sillage:
Hält auf meiner Haut zwischen 4 und 4,5 Stunden, auf der Kleidung etwas länger. Danach ist nichts mehr wahrzunehmen. Nachsprühen ist angesagt, was in dieser Preiskategorie (der Verkaufspreis liegt je nach Drogeriekette zwischen 10 bis 20 Euro) kein allzu großes Finanzrisiko darstellt.
Mariusz S. Szymula – das Imperium sprüht zurück:
Ich muss euch nun ein Geheimnis verraten: Colabo als Firma existiert nicht. Vielmehr handelt es sich um eine Marke, der wahre Produzent wird schon auf der Verpackung als LCC BRANDS Sp. z o.o. angegeben. Wer von euch mittels Routenplaner einer bekannten Suchmaschine den Firmensitz recherchiert, findet in Grudziądz die La Rive SA – ebenso ein Hersteller für Drogeriedüfte. Die jeweiligen Anschriften sind lediglich 1,9 km voneinander entfernt. Ein purer Zufall?

Laut Internetdaten des polnischen Firmenbuchs wurde die LCC BRANDS Sp. z o.o. (Sp. z o.o. = GmbH) erst am 26.3.2021 registriert. Das Organigramm offenbart Verbindungen zur La Rive SA (SA = AG), und mittendrin ein Herr Mariusz Stanislaw Szymula. Dieser ist von beiden Unternehmen jeweils der Vorstandsvorsitzende und auch im Vorstand anderer Unternehmen. Eine heiße Spur oder gar eine Verschwörung? Nun, höchstwahrscheinlich wollte man lediglich eine Abgrenzung von La Rive etablieren, deren Düfte von bekannten Parfums doch sehr stark „stark inspiriert“ wurden. Und mit Colabo will man eine umweltbewusste Zielgruppe erreichen.

So eine Vorgehensweise ist an sich nicht tragisch. Als anderes Beispiel im Parfumsektor darf ein Konzern namens Lifestyle Distribution GmbH aus Hamburg herhalten. Dieser vertreibt bekannte Marken wie Câline, Maddox & Mills oder Spirit Of etc. unter einem Dach. Doch genug Bildungsauftrag für heute, die nächste Recherche folgt bald wieder.
2 Antworten