Nymbus
18.10.2023 - 18:27 Uhr
16
8
Preis
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Björn Müller

Berlin war damals noch anders, vor gut 20 Jahren, als Björn Müller aus Villingen-Schwenningen nach Berlin zog, hinein ins vermeintlich ewige Abenteuer. Björn war cool. Richtig cool. Björn hatte das Leben vor sich, hatte idealistische Träume, wollte in NGOs arbeiten und bis an sein Lebensende jedes Wochenende jeden Rave der Stadt abklappern. Pberg musste es sein, was denn sonst, seine Eltern kauften ihm die Wohnung gleich ungefragt, damit der Junge eine Basis hat. Und darüber hinaus wäre sie ohnehin eine gute Investition.
Politikwissenschaften studierte Björn. Nach 8 Jahren hatte er seinen Master fertig und merkte, dass die schlecht bezahlenden NGOs nicht gerade auf ihn warteten. Also musste noch ein Informatik-Bachelor rangehängt werden. Björn landete zunächst in einer NGO für Entwicklungszusammenarbeit mit Äquatorialguinea. Als er jedoch nach einem 22-Stunden-Tag eines Nachts aufwachte und feststellte, dass er sein Leben komplett aus den Augen verloren hatte, wechselte er in eine IT-Beratungs-Klitsche. Dort lernte er schließlich Lisa kennen. Lisa war auch mal cool, hatte mal einen Vokuhila, probierte mal während ihres Jura-Studiums ein paar Pillen aus, lebte sogar mal ein halbes Jahr lang in einem besetzten Haus in der Rigaer Straße. Lisa arbeitet nun als Anwältin für Familienrecht. Das Fuldaer Stadtwappen, das sie sich mit 16 mit gefälschter Unterschrift hinter ihren linken Oberarm stechen ließ, kaschiert sie nun wieder mit Oberteilen mit etwas längeren Ärmeln.

Vor 5 Jahren wurde Waldemar geboren, vor zwei Jahren dann Wilma. Der Kitaplatz für ein mögliches drittes Kind ist auch bereits seit 3 Jahren reserviert, wahrscheinlich waren Björn und Lisa aber hierfür zu spät dran, wenn sie in den nächsten Jahren erneut Nachwuchs bekämen. Waldemar wuchs zunächst ohne digitale Einflüsse auf, mit Holzspielzeug und geschlechtsneutralen Kinderbüchern, aus denen täglich vorgelesen wurde. Wilma ist jedoch ein etwas lauteres Kind und schreit pausenlos. Zufällig entdeckten ihre Eltern, dass nur bunte Videos auf deren Smartphones Wilma besänftigen können, Dieser Tatsache bedienen sich die beiden selbstverständlich nur sehr selten und in äußersten Notfällen.
Björn nimmt momentan für Wilma noch Elternzeit, ehe sie in wenigen Monaten in die Kita eingewöhnt werden wird.

Björn trägt 10-Tage-Bart, wuscheliges blondes Haar und fährt Lastenfahrrad, wie auch seine Kumpels, die auch allesamt momentan in Elternzeit sind. Er besitzt ausschließlich monochrome Kleidungsstücke, die allesamt in Europa gefertigt wurden. Björn trägt tagsüber Tagescreme und nachts Nachtcreme und sein Lieblingsparfum ist Pour Homme von Grauton. Einer seiner Kumpels hat ihm mal einen Flakon geschenkt und er hat Sauvage abgelöst. Das Parfum riecht nach Kernseife, Lavendel und Rosmarin. Björn liebt Kernseife. Der Geruch an sich ist ihm egal, aber er liebt, wofür sie steht. Für ehrliches Handwerk, Authentizität und Nachhaltigkeit. Er verbindet damit Kindheit, auch wenn er selbst mit quietschrosa Duschgel mit synthetischem Himbeergeruch aufgewachsen ist. Er wäre gerne mit Kernseife aufgewachsen. Und mit Rosmarin und Lavendel im Garten und mit einem Opa, der einen dieser Altherrendüfte getragen hätte. Björn hat mal gegoogelt, man nennt diese Düfte Fougères. Mit einem Accent grave und ohne Accent aigu. Björns Opas starben leider zu früh und seine eine Oma erkrankte früh an Demenz, mit ihr assoziiert er hauptsächlich den Geruch ihres Pflegeheimes. Billiger Kaffee, chloriges Putzmittel und ein Geruch von altem Brot und Urin.

Björn ist hier und da überfordert mit seinem Leben. Seine Eltern sind enttäuscht, dass er noch nicht in der Führungsetage seines Unternehmens angekommen ist. Seine Frau Lisa, so denkt er imsgeheim, hätte Waldemar und insbesondere Wilma viel besser in Griff, und seine Kumpels wirken alle alle viel glücklicher und begeisterter in deren Rollen als Vollzeitpapas. Von den modernsten Entwicklungen ganz zu schweigen, was man heute alles bedenken muss, wenn man ein politisch korrekter Mensch sein möchte oder zumindest als solcher wahrgenommen werden möchte. Und auf Letzteres kommt es ja schließlich an.
Wenn dann wieder ejnmal Papa-Kind-Wasserturnen ansteht und Biörn in der Umkleide noch einmal zu seinem Pullover greift, den er eben ausgezogen hatte, und an ihm riecht, beruhigt ihn der Duft, und erinnert Björn daran, dass er tagtäglich sein Allerbestes gibt. Seine Kumpels dürfen ihn wahrscheinlich auch nicht ganz sooo doof finden, wenn sie ihn doch immerzu nach Tipps mit den Stoffwindeln fragen. Lisa ist ohne Ausnahmen großartig. Und zumindest für seine Kids wird er bis zur deren einsetzender Pubertät ohnehin der Allergrößte sein.

Duft, Haltbarkeit, Sillage:
Eine wunderbare Kernseife, parfümiert mit einer modernisierten Fougère-Komposition. Zu Beginn wirkt der Duft tatsächlich etwas altbacken. Während die Kernseife jedoch immer konstant bleibt und konstant den Eindruck vermittelt als wäre man frisch aus Omas Badewanne gehüpft, wird der Duft an sich milder, weicher, gefälliger und verliert an Knarzigkeit.
Auf meiner (meist recht dankbaren) Haut nehme ich den Duft weit über 14 Stunden wahr, auf Kleidung noch Tage später, der Duft wird dabei aber nicht zu körpernah. Eine sehr ausgeprägte Sillage fiel bei meinen Tests dem Zielpublikum nicht auf, er ist auf knapp einen Meter aber hervorragend wahrnehmbar, bleibt aber nicht ewig im Raum. Der Duft ist äußert alltagstauglich und mit ihm wird man wohl kaum je anecken können.
8 Antworten