12.02.2023 - 10:21 Uhr

Axiomatic
137 Rezensionen

Axiomatic
Top Rezension
54
Edles Kaleidoskop
Gemeinhin präzisiert die deutsche Sprache - im Vergleich zu ihren süd-südwestlichen Nachbarinnen - in ihrer Grammatik den Adressaten.
Während romanische Sprachen bei ihren „pour homme“, „per uomo“, „para hombre“ diesen Mann vage halten, fordert ein „für den Mann“ ein Sich-Erklären.
Welcher Mann genau?
Also schafft man einen Kunstgriff mit „für Männer“.
Grauton wählte das erleichternde „pour homme“ für ein komplexes Fougère.
Zisch!
Ein sanfter Start, nichts Übereilendes.
Hochwertige Hesperiden - wunderschöne Limette - begleiten wiederkehrende Aldehyde.
Sie zeugen von einer glorreichen Epoche voller Umbrüche. Abgelegt wurden sie, aber nie vergessen.
Mit ihrer Sinnesschärfung und geistiger Reife werden sie den Duft wie goldene Fahnen im Wind begleiten. Standarten der Erkenntnis.
Sogleich pocht etwas Männliches leicht verstohlen, der Kreuzkümmel richtet sich auf und bleibt dennoch manierlich. Ein nettes, verschmitztes Grinsen.
Und schon übernehmen eine balsamische Tanne und helle Koriandersamen samt Gewürznelke.
Prächtig, elegant und mit sportlichem Geist.
Welch ein schöner tiefgrüner Zwischenakkord!
Die weiteren Kräuter und Gewürzen verbleiben im Hintergrund, um auf ihren Einsatz zu warten.
Der nächste Satz der Komposition ist voller Blüten und wie das Leben selbst - memento mori.
Mal ungezügelt jung indolisch (Jasmin), mal endlich (Lilie). Und wiederum kultiviert (Veilchen an Galbanum).
Gekonnt eingerahmt von einer salbungsvollen, wohldosierten Moos-Seife mit leicht goldenen Honigfarben (Aldehyde und Indolik).
Hier würde alles an Chypre enden, doch das Dufterlebnis befindet sich erst in seiner prallen Jugend.
Der ernstere Teil präsentiert sich herb grün und ledrig. Besagte Kräuter tragen einen erwachsenen Muskatellersalbei, sehr erhaben.
Lange wurde dieses Kraut verbannt oder einfach nur übersehen.
Hier zeugt es von Erlebtem.
Seine Sänfte wurde aus Zedern gezimmert und mit sich fügendem Muskat gebeizt.
Königlich!
Doch handelt es sich hier um eine Doppelmonarchie.
Jene andere Reichshälfte obliegt einem edlen Lavendel des Hauses Cumarin.
Hier ist das Herz des Fougères.
Heu, Waldmeister, violettes Wappen, alles Attribute eines edlen Geschlechts.
Eine wohlgeordnete Regentschaft kohabitiert zum Wohle des Duftes.
Eine Rose hütet das Geheimnis der Dynastie. Geisterhaft erscheint sie zu gegebener Zeit, um gleich wieder zu verschwinden.
Selten schön gestaltet sich der letzte Teil des Kaleidoskops.
Hochwertiger Moschus vergangener Jahrzehnten betört durch diese gewisse knisternde Erotik.
Cremig, leicht, fast schon mineralisch, und mit dieser ruhigen Selbstsicherheit gleitet er über klassische Grundlagen: Patchouli, Vetiver, Hölzer und Leder.
Welch eine Einladung als Abschied!
Bravo!
Ich komme wieder!
Eines noch. Der Duft startet erhaben frisch und kühl, durchläuft eine schöne helle Phase und endet angenehm warm nach dieser ruhigen Art der Marke.
Dafür einen gebührenden Applaus!
Mir hat der Duft eine tiefe Einsicht in verschiedene Etappen meines (Duft)Lebens gewährt.
Sofort war mir klar, The Universal von Blur als Hintergrundmusik laufen zu lassen.
Wie im Duft zitiert man im Lied Passagen vergangener Jahrzehnte, um am Ende doch etwas großartig Neues zu schaffen.
Die Aldehyde versetzten mich augenblicklich in die 1970er, weiter reicht aus biologischen Gründen mein Erinnerungsvermögen nicht.
Diese Duftkomponenten roch ich sehr gerne an Erwachsenen, sie markierten den respektablen Abstand zur Kindheit.
Am Ende der Dekade roch Vieles balsamisch tief grün.
Ganz zu schweigen von Veilchen an Galbanum.
Sehr früh besaß ich die beiden ikonischen Düfte dieser Richtungen.
Anfang der 1980er gesellte sich diese markante Muskatnuss auf Zeder zu meinem Repertoire.
Die opulenten Blüten folgten wenige Jahre später.
Lavendel habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen, ob fast monothematisch oder als Cologne.
Da war es nur konsequent, Fougère als meine Lieblingsrichtung zu wählen.
Und diese sollte mich ab meiner Pubertät nicht mehr loslassen.
Diesen edlen Moschus konnte ich in etlichen, meist angelsächsischen Düften ausmachen.
Prägend!
Als ich diese geisterhafte Rose roch, musste ich mich zusammenreißen.
Ein zu ähnlicher Akkord erinnert mich bis heute an eine zu früh und mysteriös gegangene Seelenverwandtschaft.
Zu mystisch, zu ebenendurchdringend.
Eines ist gewiss, der Duft passt zu mir.
Er überfordert nicht, unterstreicht angenehm, schließt schnell Freundschaft.
Von meiner besseren Hälfte wird er als geschmeidig und vielschichtig wahrgenommen.
Als wäre er schon immer da gewesen.
Und dafür, lieber Martin, möchte ich Dir gratulieren.
Du hast eine komplexe Empfehlung inmitten lauten und seichten Zeitgeistes gewagt.
Respekt!
Möge Pour Homme mit Erfolg gekrönt sein!
Während romanische Sprachen bei ihren „pour homme“, „per uomo“, „para hombre“ diesen Mann vage halten, fordert ein „für den Mann“ ein Sich-Erklären.
Welcher Mann genau?
Also schafft man einen Kunstgriff mit „für Männer“.
Grauton wählte das erleichternde „pour homme“ für ein komplexes Fougère.
Zisch!
Ein sanfter Start, nichts Übereilendes.
Hochwertige Hesperiden - wunderschöne Limette - begleiten wiederkehrende Aldehyde.
Sie zeugen von einer glorreichen Epoche voller Umbrüche. Abgelegt wurden sie, aber nie vergessen.
Mit ihrer Sinnesschärfung und geistiger Reife werden sie den Duft wie goldene Fahnen im Wind begleiten. Standarten der Erkenntnis.
Sogleich pocht etwas Männliches leicht verstohlen, der Kreuzkümmel richtet sich auf und bleibt dennoch manierlich. Ein nettes, verschmitztes Grinsen.
Und schon übernehmen eine balsamische Tanne und helle Koriandersamen samt Gewürznelke.
Prächtig, elegant und mit sportlichem Geist.
Welch ein schöner tiefgrüner Zwischenakkord!
Die weiteren Kräuter und Gewürzen verbleiben im Hintergrund, um auf ihren Einsatz zu warten.
Der nächste Satz der Komposition ist voller Blüten und wie das Leben selbst - memento mori.
Mal ungezügelt jung indolisch (Jasmin), mal endlich (Lilie). Und wiederum kultiviert (Veilchen an Galbanum).
Gekonnt eingerahmt von einer salbungsvollen, wohldosierten Moos-Seife mit leicht goldenen Honigfarben (Aldehyde und Indolik).
Hier würde alles an Chypre enden, doch das Dufterlebnis befindet sich erst in seiner prallen Jugend.
Der ernstere Teil präsentiert sich herb grün und ledrig. Besagte Kräuter tragen einen erwachsenen Muskatellersalbei, sehr erhaben.
Lange wurde dieses Kraut verbannt oder einfach nur übersehen.
Hier zeugt es von Erlebtem.
Seine Sänfte wurde aus Zedern gezimmert und mit sich fügendem Muskat gebeizt.
Königlich!
Doch handelt es sich hier um eine Doppelmonarchie.
Jene andere Reichshälfte obliegt einem edlen Lavendel des Hauses Cumarin.
Hier ist das Herz des Fougères.
Heu, Waldmeister, violettes Wappen, alles Attribute eines edlen Geschlechts.
Eine wohlgeordnete Regentschaft kohabitiert zum Wohle des Duftes.
Eine Rose hütet das Geheimnis der Dynastie. Geisterhaft erscheint sie zu gegebener Zeit, um gleich wieder zu verschwinden.
Selten schön gestaltet sich der letzte Teil des Kaleidoskops.
Hochwertiger Moschus vergangener Jahrzehnten betört durch diese gewisse knisternde Erotik.
Cremig, leicht, fast schon mineralisch, und mit dieser ruhigen Selbstsicherheit gleitet er über klassische Grundlagen: Patchouli, Vetiver, Hölzer und Leder.
Welch eine Einladung als Abschied!
Bravo!
Ich komme wieder!
Eines noch. Der Duft startet erhaben frisch und kühl, durchläuft eine schöne helle Phase und endet angenehm warm nach dieser ruhigen Art der Marke.
Dafür einen gebührenden Applaus!
Mir hat der Duft eine tiefe Einsicht in verschiedene Etappen meines (Duft)Lebens gewährt.
Sofort war mir klar, The Universal von Blur als Hintergrundmusik laufen zu lassen.
Wie im Duft zitiert man im Lied Passagen vergangener Jahrzehnte, um am Ende doch etwas großartig Neues zu schaffen.
Die Aldehyde versetzten mich augenblicklich in die 1970er, weiter reicht aus biologischen Gründen mein Erinnerungsvermögen nicht.
Diese Duftkomponenten roch ich sehr gerne an Erwachsenen, sie markierten den respektablen Abstand zur Kindheit.
Am Ende der Dekade roch Vieles balsamisch tief grün.
Ganz zu schweigen von Veilchen an Galbanum.
Sehr früh besaß ich die beiden ikonischen Düfte dieser Richtungen.
Anfang der 1980er gesellte sich diese markante Muskatnuss auf Zeder zu meinem Repertoire.
Die opulenten Blüten folgten wenige Jahre später.
Lavendel habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen, ob fast monothematisch oder als Cologne.
Da war es nur konsequent, Fougère als meine Lieblingsrichtung zu wählen.
Und diese sollte mich ab meiner Pubertät nicht mehr loslassen.
Diesen edlen Moschus konnte ich in etlichen, meist angelsächsischen Düften ausmachen.
Prägend!
Als ich diese geisterhafte Rose roch, musste ich mich zusammenreißen.
Ein zu ähnlicher Akkord erinnert mich bis heute an eine zu früh und mysteriös gegangene Seelenverwandtschaft.
Zu mystisch, zu ebenendurchdringend.
Eines ist gewiss, der Duft passt zu mir.
Er überfordert nicht, unterstreicht angenehm, schließt schnell Freundschaft.
Von meiner besseren Hälfte wird er als geschmeidig und vielschichtig wahrgenommen.
Als wäre er schon immer da gewesen.
Und dafür, lieber Martin, möchte ich Dir gratulieren.
Du hast eine komplexe Empfehlung inmitten lauten und seichten Zeitgeistes gewagt.
Respekt!
Möge Pour Homme mit Erfolg gekrönt sein!
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